Hamburg. 4500 Menschen besuchten das Feuer vom Unterhaltungsclub Gambrinus. Schon zu Anfang der Veranstaltung gab es großen Applaus.

Schon seit 60 Jahren sorgt der Unterhaltungsclub Gam­brinus dafür, dass am Sonnabend vor Ostern helle Flammen am Elbdeich lodern. Das Feuer der Jung­gesellen gehört in Kirchwerder zu dem Feiertag wie Schokohasen und bunte Eier. Nachdem die Tradition in den vergangenen beiden Jahren ausfallen musste, konnte das Feuer nun wieder brennen.

Und die Sehnsucht nach den Flammen war offenbar groß: 4500 Besucher schätzte die Polizei. Darunter seien nicht nur Vier- und Marschländer, sondern auch viele auswärtige Besucher, wie aus Bremen und Cuxhaven, gewesen, berichtete Jörn Bendhaake. „Es waren viele Familien da. Das finde ich gut. Dafür ist ja unser Osterfeuer: Ein Fest für die ganze Familie“, sagt der Gambrinus-Vorsitzende.

20 Junggesellen hatten viele Tage bis zu zwölf Stunden dafür gearbeitet

Um kurz nach 20.30 Uhr brachten die sich in den wolkenlosen Himmel reckenden Flammen einige Luftballons zum Platzen. Diese hatten die Gambrinus-Junggesellen ganz oben auf dem Holzhaufen befestigt. Deutlich über der Deichkrone waren sie weithin sichtbar. Nur wenige Minuten zuvor war das Feuer – unter großem Applaus der Menschen, die den Deich bevölkerten – von Jörn Bendhaake (26), Sven Martens (30) und Hendrik Bahn (36) entfacht worden.

Dafür hatten die 20 Junggesellen viele Tage lang bis zu zwölf Stunden am Stück gearbeitet. „Durch das Osterfeuer haben wir auch zwei neue Jungs gefunden“, sagte Jörn Bendhaake. Gekannt habe man sich zwar schon vorher, aber überzeugt in den Club einzutreten, habe die beiden die gemeinsame Arbeit, berichtete der Vorsitzende. „Das passt gut, denn leider verlieren wir demnächst zwei Mitglieder“, sagte Bendhaake. Einer würde es beruflich nicht mehr schaffen – und einer heiratet. Und wer heiratet, der fliegt bei den Junggesellen nun mal raus.

Nur noch wenige trugen eine Maske

An den Essens- und Getränkeständen schufteten Helfer, um den großen Andrang zu bewältigen. Wobei kaum etwas noch an die Corona-Schutzmaßnahmen erinnerte, wie sie noch bis vor einigen Wochen überall zu sehen waren. Die mit der Ausgabe betrauten Unterstützter, teilweise von der Freiwilligen Feuerwehr, schützten sich zum großen Teil mit FFP2-Masken – Besucher waren nur vereinzelt mit OP-Masken zu sehen.

Die Menschen saßen – teilweise dicht an dicht am Deich – auf Decken, auf Campingstühlen oder standen beieinander – genossen den Abend und das Feuer. Insgesamt blieb dabei alles ruhig und friedlich, resümierte die Polizei.

Für einige Kinder das erste Osterfeuer

Gerade für Kinder war das Feuer am Deich ein willkommener Anlass, sich mit Eltern und Freunden frei zu bewegen: So waren auch die beiden Familien Dwenger und Tiedemann unterwegs. Gesa, Andreas, Michaela, Paula und Henri, Nick und Frank hielten zu anderen Menschen allerdings noch ein wenig Abstand.

„Ich habe noch nie ein Osterfeuer gesehen. Daran ist Corona schuld“, erklärte Nick. Vater Frank freute sich über die Abwechslung, und Andreas mit seinem Sohn Henri berichtete von Treckern, die unermüdlich beim Nachbarn das Gehölz abholten. Michaela war dankbar, dass es „so eine Veranstaltung nun im Landgebiet wieder geben kann und man sich gegenseitig unterstützt und die Tradition bewahrt“.

Selbst Hunde hatten ihren Spaß

Auch Vierbeiner Juna hatte sichtlich Spaß. Allerdings mit nur einem Ast. Der große Holzhaufen interessierte mehr die Menschen an ihrer Seite. Die sieben Monate alte Hündin hatte es sich mit ihren Besitzern Jasmin (49) und Jörn (54) Heitmann aus Curslack oben an der Deichkrone gemütlich gemacht.

Und das schon lange, bevor das Feuer entzündet worden war: „Wir sind erst das zweite Mal überhaupt hier“, erklärte Jasmin Heitmann und ergänzte mit Blick auf die Corona-Zeit: „Endlich kommen wir nach zwei Jahren mal wieder raus. Es hat sich aber schon etwas verändert. Man hält mehr Abstand und traut sich noch nicht so ganz. Es ist wie mit angezogener Handbremse.“

Auch im nächsten Jahr soll es wieder ein Osterfeuer geben

Den wohl auffälligsten Haarschmuck des Abends trug Kirstin Böhm aus Bergedorf, die mit ihrer Tochter Linda Lütten das Osterfeuer besuchte: „Ich habe eine Wette verloren, weil ich beim Rommé mit 5000 Punkten verloren habe“, gab sie unumwunden zu. Trotz weithin sichtbar ins Haar gedrehter Küchentücher, konnte die Mutter den Abend genießen: „Es war ein herrlicher Sonnenuntergang. Atmosphäre, Elbe, Wärme, Deich. Was will man da mehr?“ fragte die 64-Jährige rhetorisch.

Im nächsten Jahr soll es eine Chance für eine Wiederholung geben: „Sollten wir die Genehmigung bekommen, machen wir wieder ein Osterfeuer“, kündigte Jörn Bendhaake an.