Hamburg. Der Unterhaltungsclub Gambrinus entzündet am Sonnabend das traditionelle Feuer am Hower Hauptdeich. Tausende Gäste werden erwartet.
24 Monate sind vergangen, seit sie das letzte Mal am Werk waren: Die Hochstapler vom Hower Hauptdeich. Nun sind sie wieder in vollem Gange. Dabei geht es aber nicht etwa um Betrügereien, sondern darum, Baumschnitt zu einem hohen Haufen aufzustapeln. „Es soll wieder Hamburgs größtes Osterfeuer werden“, sagt Jörn Bendhaake. Der Vorsitzende des Unterhaltungsclubs Gambrinus und seine Mitglieder sind wahre Spezialisten im Hochstapeln: Schon seit 60 Jahren hat das Feuer bei den Junggesellen Tradition. In den vergangenen beiden Jahren musste es coronabedingt ausfallen. Nun aber wird es am Sonnabend, 16. April, wieder aufflammen. „Wir freuen uns sehr, dass es wieder losgehen kann“, sagt Jörn Bendhaake.
Seit zwei Wochen sammeln die Junggesellen mit ihrem Vereins-Trecker und Anhänger wieder Material für das Feuer ein. Dabei kommt nur unbehandelter Hecken- und Baumschnitt auf den Haufen. „Alles andere wird aussortiert“, sagt Jörn Bendhaake. Mittlerweile hat der aufgetürmte Berg die Höhe der Deichkrone bereits überschritten. Bis zur Spitze reicht die Treckerschaufel längst nicht mehr. Also wenden die Junggesellen ihre bewährte Technik an und positionieren sich wie eine Kette auf dem Haufen. So wandern die Äste vom Anhänger von einem Junggesellen zum nächsten bis an die Spitze. Jörn Bendhaake würde sich wünschen, dass der Haufen bis Sonnabend noch etwa um einen Meter wächst. 13 bis 14 Stationen im Landgebiet, an denen Material bereit liegt, stehen bis dahin noch auf dem Abfahr-Zettel.
Größtes Osterfeuer Hamburgs: günstige Wetterprognose
Naturschützer wie der Nabu Hamburg warnen davor, dass Osterfeuer zur tödlichen Falle für Tiere werden können. Die Gambrinen finalisieren ihren Haufen daher erst am Tag des Anzündens, berichtet Jörn Bendhaake. Mit einem Radlader wird dann der Haufen rundum angehoben und Stroh zum Anzünden darunter geschoben. Zudem werde der Haufen abgeklopft, seien die Männer darauf täglich zum Stapeln im Einsatz, sodass Tiere dort keine Ruhe finden würden, um sich einzunisten, erklärt Jörn Bendhaake.
Auch wenn ihr Club nach dem sagenhaften flandrischen König und Patron der Bierbrauer benannt wurde, scheint auch Wettergott Petrus den Junggesellen wohlgesonnen zu sein: Trockenes Wetter mit Temperaturen zwischen 4 und 12 Grad Celsius werden derzeit für Sonnabend prognostiziert. Auch die Windrichtung stehe mit Nordost günstig, werde der Rauch dann weg vom Deich und in Richtung Elbe geweht, berichtet Jörn Bendhaake. Dem Gambrinus-Vorsitzenden fällt es trotzdem schwer zu schätzen, wie viele Besucher am Sonnabend bei der Wiederauflage des Traditionsfeuers dabei sein werden. „Entweder die Leute sind noch zurückhaltend wegen der Pandemie. Oder sie haben richtig Lust, weil mal wieder was los ist“, sagt Jörn Bendhaake. Er rechnet etwa mit bis zu 3000 Besuchern.
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In guten Jahren waren es auch schon mal bis zu 7000 Besucher gewesen. Gegen 20 Uhr, je nach Fortschreiten der Dämmerung, soll das Feuer am Sonnabend entzündet werden. Die Stände sind bereits ab etwa 18 Uhr geöffnet: Ein Schankwagen steht dann am Feuer, zudem gibt es Getränke an zwei Stationen am Sander Deichweg. Dort wird es auch Crêpes, Schmalzgebäck, Würstchen, Pommes und eine Zuckerbude geben.
Der Hower Hauptdeich/Zollenspieker Hauptdeich wird auf Höhe des Osterfeuers in der Zeit von 18 bis voraussichtlich 4 Uhr voll gesperrt. Die Polizei weist darauf hin, dass nur eingeschränkt Parkplätze zur Verfügung stehen. Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) haben Kenntnis und sollen lageabhängig einen Bus-Shuttle einsetzen, teilt die Polizei mit. Vorabsperrungen am Hauptdeich wird es am Kirchenheerweg sowie am Kirchwerder Landweg geben. Eine Umleitungen über den Süderquerweg und Kirchheerweg wird ausgeschildert.
Osterfeuer und Tiere: Das sagen die Nabu-Experten
Der Nabu Hamburg warnt, dass Osterfeuer für viele Tiere eine tödliche Gefahr werden können. Igel, Spitzmäuse und Amphibien nutzen die Haufen gern als Wohnquartiere. Außerdem brüten einige Vogelarten, wie Zaunkönig, Rotkehlchen und Heckenbraunelle, gern in solchen Reisighaufen. Daher sollten die Haufen erst unmittelbar vor dem Verbrennen aufgeschichtet oder vor dem Anzünden noch einmal umgeschichtet werden, um den Tieren Gelegenheit zu geben, sich in Sicherheit zu bringen.