Hamburg. Das Labor SGS prüft Lebensmittel. Kapazitäten mussten dringend erweitert werden. 50 weitere Arbeitsplätze sind entstanden.

Von Süßwaren über Getreide, Nüsse und Trockenfrüchte bis zu Wurstwaren, Ölen und Fette, Kräutern und Tiefkühlprodukten: Hier kommt nahezu alles Essbare auf den Tisch. In 400 analytischen Verfahren prüft das Labor SGS jährlich bis zu 300.000 Proben auf deren Qualität, kontrolliert Geschmack, unerwünschte Schadstoffe und mögliche Kontaminationen.

Die weltweite Nachfrage der Hersteller und Handelsketten ist groß. Daher wurde nach einem Jahr Bauzeit am Weidenbaumsweg 137 nun ein 800 Quadratmeter großer Anbau fertiggestellt. „Die Kapazitäten mussten dringend erweitert werden. Jetzt können wir über 30 Prozent mehr chemische und mikrobiologische Proben für unsere Kunden analysieren“, sagt Bergedorfs Laborleiter Dr. Roy Hörner.

Bergedorfer Speziallabor führt Lebensmittelprüfungen durch

Mit einer Gesamtfläche von rund 5000 Quadratmetern zähle das Bergedorfer Speziallabor für Lebens- und Futtermittel seit 2003 zu den größten dieser Art in ganz Europa. Die 150 Wissenschaftler der SGS Germany GmbH untersuchen hier mit modernster Technologie die Lebensmittel beispielsweise auf Nährwerte, mögliche Schadstoffe und Spurenelemente. Dies soll dazu beitragen, dass Nahrung, die nicht sicher ist, auch nicht in den Handel gelangt. Managing Director Alida Scholtz verweist auf das „wachsende Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Sicherheitsstandards in den Bereichen Lebensmittel, Pharma und Hygiene“. An gut 50 Standorten in Deutschland wird geprüft, getestet und zertifiziert: Eine Auszeichnung mit dem Gütesiegel des SGS Institut Fresenius ist begehrt.

Neubau bietet 50 neue Arbeitsplätze in Bergedorf

Das börsennotierte Unternehmen mit Sitz in Genf zählt mehr als 4000 Mitarbeiter allein in Deutschland. Gerade erst im August ist die deutsche Konzernzentrale vom Hamburger Rödingsmarkt in ein elfstöckiges Gebäude am Heidenkampsweg gezogen. Auch in Bergedorf werden neue Arbeitsplätze angeboten: Mit dem Neubau können 50 weitere Laboranten und Lebensmittelchemiker beschäftigt werden.

Bislang musste Zutatenliste und Nährwerttabelle studieren, wer eine gute Wahl beim Lebensmitteleinkauf treffen wollte. Aber die Schrift auf den Packungen ist meist sehr klein gedruckt und schwer zu entziffern. Seit November 2020 gibt es nun eine farbige Kennzeichnung, den „Nutri-Score“, der es leichter macht, die Produkte einzuordnen. „Der Verbraucher kann den Nährwert auf den ersten Blick schneller erkennen, also positive Nährwerte wie Eiweiß und Ballaststoffe von den negativen wie Zucker, Salz und gesättigte Fettsäuren unterscheiden“, sagt Ernährungsexperte Armin Valet von der Hamburger Verbraucherzentrale. Er versteht nicht, warum sich „die Industrie mit Händen und Füßen dagegen gewehrt“ habe.

Dabei sind die Angaben zwar verbindlich, aber letztlich freiwillig für die Hersteller. Am Dienstag, 19. Oktober, bietet Lebensmittelchemiker Valet einen kostenlosen Online-Vortrag an. Von 18.30 Uhr an erklärt er, worauf man beim Einkauf achten sollte und wie sich der Nutri-Score berechnet (Anmeldung unter www.vzhh.de). Dabei lässt er auch seine Kritik nicht aus: „Der Industriezucker ist zu gut bewertet. Als Grundlage dienen 45 Gramm für eine schlechte Bewertung. Laut Weltgesundheitsorganisation sollten Erwachsene aber nur maximal 50 Gramm täglich zu sich nehmen.“

Kinder-Überzuckerungstag

2020 hatten deutsche Kinder und Jugendliche bereits am 11. August so viel Zucker konsumiert, wie eigentlich für ein ganzes Jahr empfohlen wird. Die Organisation „foodwatch“ hat deshalb den Tag zum „Kinder-Überzuckerungstag“ ausgerufen – und fordert eine Werbebeschränkung für Süßwaren, Limo, Snacks und Co.