Hamburg. Die Sicherheit sei wegen der Baumängel nicht mehr gewährleistet. Der Treff ist geschlossen, der Abriss des Hauses steht fest.

Es traf alle Beteiligten kurz vor Weihnachten wie ein Schlag ins Gesicht: Zum Jahresende muss der Jugendtreff „Clippo Boberg“ schließen – aus Sicherheitsgründen. Bereits im Sommer hatte es ein Gutachten dazu gegeben: Das erst vor zehn Jahren eröffnete Haus hat erhebliche Baumängel, doch der Bauträger ist nicht mehr aufzutreiben.

Die Sicherheit der Jugendlichen ist nicht mehr gewährleistet

Zunächst war die Luftbelastung durch Schimmel noch als grenzwertig eingeschätzt worden, doch bald schon musste der erste Stock geschlossen werden: Auf der Terrasse lief kein Wasser mehr ab. Zuletzt durften schon coronabedingt nur noch zwölf Jugendliche im Erdgeschoss sein, aber auch hier ist der Boden nass und rott – jetzt folgt die endgültige Schließung. Einrichtungsleiter Stefan Baumann und der Trägerverein In Via wurden überrascht und sehr kurzfristig informiert.

Jugend fordert Mitbestimmung und eine Zukunftsperspektive

„Das soll die berühmte Partizipation sein, die stets gewünscht ist?“ Der Kinder- und Jugendvorstand des Hauses ist entrüstet. Schließlich sollen die Jugendlichen ja hier lernen, eigene Ideen einzubringen, Vertrauen, Stärke und Solidarität in der Gruppe zu erleben, dazu Konflikte konstruktiv zu lösen und sich Herausforderungen zu stellen.

Jetzt erreichte Bergedorfs Politiker und Vertreter der Bezirksverwaltung ein offener Brief: „Eine solche Entscheidung muss nachvollziehbar, fragenfrei und mit Perspektive getroffen werden“, meint die 18-jährige Maya. „Wenn es keine Alternative in Boberg gibt, sollte das ,Clippo’ zumindest länger geöffnet bleiben dürfen“, fordert Sarah (17). „Die Hilfen, die uns bei Problemen angeboten wurden, könnten jetzt zu kurz kommen“, fürchtet der 17-jährige Jendrik.

Angebote sollten zunächst ins Clippo nach Lohbrügge verlegt werden

Denn zunächst wird vorgeschlagen, die Angebote vom Bockhorster Weg ins Lohbrügger „Clippo“ am Bornbrook zu verlegen, also rund vier Kilometer weiter: Für viele der Zehn- bis 17-Jährigen ein zu weiter Fußweg, um mal eben Freunde zu treffen.

„Es ist in Boberg der einzige Ort, an dem wir uns sicher und betreut begegnen können“, schreiben die Jugendlichen und monieren, dass „von keiner bezirkszuständigen Instanz ein Plan für die Zukunft kam“.

„Wir sitzen zwischen den Stühlen und warten auf eine Nachricht, wie es weitergehen könnten“, sagt Tina Bloch, Bereichsleiterin bei In Via. „Das ist eine Katastrophe. Wir müssen jetzt eine schnelle Zwischennutzung finden und künftig genau an diesem Standort festhalten“, sagt Heribert Krönker, Fraktionschef der Grünen. Eine Zwischenlösung im benachbarten Bürgerhaus wäre jedoch schwierig: Die Räume werden von den Kita-Kindern genutzt.

Abriss des Gebäudes steht fest – Ersatz noch nicht

„Man könnte für 20.000 Euro einen Doppel-Container auf der Wiese aufstellen. Das wäre zumindest eine Notlösung für die Arbeit vor Ort“, schlägt CDU-Bürgerschaftspolitiker Dennis Gladiator vor. Gemeinsam mit Jenny Jasberg von den Grünen will er nun in Hamburgs Behörden anfragen, ob es dafür spontan Gelder geben kann: „Wir müssen unbürokratisch was Konkretes auf die Beine stellen und Geld organisieren. Das ist unsere Aufgabe als Bürgerschaftspolitiker“, so Gladiator.

Bergedorfs Verwaltung hatte bereits signalisiert, dafür keine Mittel zu haben. Aber „eine Sanierung des Hauses wäre nicht wirtschaftlich, es muss abgerissen werden“, bedauert Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann. Sie weiß, dass der Treffpunkt nicht erst für künftige Generationen in Boberg wichtig ist: „Hoffentlich können wir den Jugendlichen schon im nächsten Jahr eine neue Bleibe da hinsetzen.“