Hamburg. Verein Zornrot in Bergedorf braucht ein neues Lüftungssystem in den Büroräumen, um Opfern von sexualisiertem Missbrauch zu helfen.

Wer anonym bleiben will, muss sich am Telefon beraten lassen. Doch die meisten Opfer sexuellen Missbrauchs lassen sich nicht von der Datenaufnahme zur Infektionsverfolgung abschrecken und kommen dennoch zur Beratungsstelle an der Vierlandenstraße 38. Wie gewohnt hat der 1993 gegründete Verein „Zornrot“ täglich geöffnet – und zählt wöchentlich drei bis vier Erstkontakte zu Bergedorfern, die sexualisierte Gewalt erfahren haben und Hilfe suchen. „Die Auswirkungen von Corona werden wir wohl erst zeitverzögert erleben, aber schon jetzt ist der Bedarf sehr hoch“, sagt Leiterin Franziska Ullrich.

Sie kämpft unterdessen mit anderen Sorgen: Nur die beiden großen Beratungsräume erlauben Gespräche mit ausreichend Abstand. Drei Räume indes sind nicht gut zu belüften: „Da können wir leider nur die Oberlichter aufmachen. Und im Sommer ist es mit den riesigen Fenstern brüllend heiß.“ Daher soll nun eine 16.000 Euro teure Klimaanlage installiert werden. Außerdem sollen mobile Lüftungsanlagen aktuelle Beratungen virensicher ermöglichen.

Beratungsstelle fehlt Geld für eine neue Lüftungsanlage

Knapp 20.000 Euro werden gebraucht, erklärt der Verein „Zornrot“ bei seinem Spendenaufruf unter www.zornrot.de . Zwar seien Förderanträge bei der Hamburger Sozialbehörde gestellt, so Ullrich, „aber da derzeit alle Beratungsstellen diese Sorgen haben, werden wohl nicht alle Kosten übernommen“. Und zu allem Übel muss die Benefiz-Lesung im Bergedorfer Schloss ausfallen.

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2,5 Personalstellen teilen sich derzeit drei Mitarbeiterinnen, die sich für die Raumnutzung gut absprechen müssen, wenn sie täglich jeweils drei Menschen vor sich sitzen haben. Neben dem sexuellen Missbrauch ergeben sich drei Schwerpunkte: Franziska Ullrich berät behinderte Menschen, Kollegin Hannah Brüggemann kennt sich mit Essstörungen und Süchten aus: „Manche Opfer wollen den Kopf einfach mal runterfahren und betäuben sich mit Alkohol. Andere erhoffen sich durch Kaufsucht ein kurzfristiges Glücksgefühl.“

Immer mehr sexuelle Übergriffe im Internet

Die dritte Kollegin Lisa Lehmann (33) ist erst seit August mit im Team. Die Sozialwissenschaftlerin (Schwerpunkt Gender-Studies) kennt sich bei Übergriffen im Internet besonders gut aus. Und weil sie ein Faible fürs Digitale hat, macht sie auch gerade die Webseite des Vereins moderner. Eine weitere Neuerung ist die Abkehr von der (für Nachbarn oft zu laute) Musiktherapie hin zur Malerei: Auf Honorarbasis kommt jeden Mittwoch eine Kunsttherapeutin, um mit den Klienten beim Blick auf Ton, Acrylfarben und Collagen zu entspannen. „Da immer nur drei Personen mitmachen können, gibt es schon eine Warteliste“, sagt Sozialpädagogin Ullrich.

Wer Beratung oder Therapie (nach Corona auch wieder Fortbildung und Prävention) wünscht, macht am besten einen Termin aus unter Telefon 040/721 73 63. Und wer spenden möchte, damit bei gutem Klima geholfen wird, kann auf das Konto DE 56 2005 0550 1034 2194 26 bei der Hamburger Sparkasse überweisen.