Geesthacht. Organisator Jens Naundorf schmeißt hin. Der Grund ist brisant: Es geht um ein Gefühl der Ausgrenzung durch die Corona-Bestimmungen.

Ein Triathlon in unmittelbarer Nähe zu einem Atomkraftwerk? Das schien vor der Premiere des Geesthachter Hachede-Triath­lons im Sommer 2008 eine absolute Schnapsidee zu sein. Doch Jens Naundorf, damaliger 1. Vorsitzender des VfL Börnsen und ein begeisterter Triathlet, ist kein Mann, der sich von Bedenken so leicht aufhalten lassen würde. Er besorgte Wasseranalysen, die die Unbedenklichkeit der Schwimmwettbewerbe – nur 3,5 Kilometer vom Kernkraftwerk Krümmel entfernt – nachweisen sollten. Und 270 Aktive fanden sich tatsächlich am 15. Juni 2008 zum ersten Hachede-Triathlon auf der Geesthachter Elb-Halbinsel ein. Es war der Beginn einer Erfolgsgeschichte.

Denn rasch wurde die Veranstaltung zu einer festen Größe in der Region, wuchs fast auf das Doppelte an Teilnehmern (480 Starter 2014) heran und bewahrte sich trotzdem immer ihren familiären Charakter. „Dies ist ein Triathlon von Enthusiasten für Enthusiasten“, machte Naundorf immer wieder klar, dass er nicht den kommerziellen Großveranstaltungen nacheifern wollte.

Auch Tagesthemen-Sprecher Ingo Zamperoni startete hier

Der Charme des Events zog. 2012, zum Beispiel, startete Tagesthemen-Sprecher Ingo Zamperoni im Jedermann-Wettbewerb und war hinterher voll des Lobes: „Die Location ist sehr schön. Hier herrscht wirklich eine tolle Atmosphäre. Die Leute sind nicht so überehrgeizig.“

Doch nun droht der Traditionsveranstaltung das Aus. Denn nach den Corona-Sommern 2020 und 2021 wird es nun auch im Sommer 2022 keinen Hachede-Triathlon geben. Organisator Naundorf hat sich von seinem Posten zurückgezogen. Im Kreis der Helfer vom VfL Börnsen und dem Triathlon-Verein Tri Endurance fand sich niemand, der seine Nachfolge antreten wollte. Daher erfolgte nun die Absage.

Vereinsvorsitz beim VfL Börnsen nach über 20 Jahren abgegeben

Triathlon-Organisatoren aus Lübeck sollen Interesse haben, die Veranstaltung künftig zu übernehmen. Aber was daraus wird, steht in den Sternen. Ob sich also am Menzer-Werft-Platz auf der Elb-Halbinsel inmitten blauer Kunststoff-Bahnen und orangener Abgrenzungen jemals wieder Triathleten hektisch umziehen werden, um ihre Bestzeit zu jagen, ist fraglich.

Diese Entwicklung war vor vier Monaten noch nicht abzusehen, als Naundorf nach über 20 Jahren den Vereinsvorsitz beim VfL Börnsen abgab. „Mit dem Triathlon geht alles so weiter wie gewohnt“, betonte er damals.

Kritik an der Impfpflicht für Mitarbeiter in Krankenhäusern und Pflegeheimen

Was ihn zum Umdenken brachte, ist brisant. Es ist ein Gefühl der Ausgrenzung durch die Corona-Beschlüsse der Bundesregierung, insbesondere durch die Einschränkungen für Ungeimpfte und die im Dezember beschlossene Impfpflicht für Mitarbeiter in Krankenhäusern und Pflegeheimen. „Ich habe 15.000 Euro in die Ausbildung meiner Tochter investiert“, ärgert sich Naundorf.

„Jetzt muss sie wegen der Impfpflicht ihren Beruf als Ergo-Therapeutin aufgeben, dabei hat sie dort mit Kindern zu tun, die selbst nicht geimpft werden können, weil sie jünger als fünf Jahre sind. Eine Gesellschaft, die so etwas toleriert, will ich nicht durch ehrenamtliche Arbeit unterstützen.“

Vierlanden-Triathlon am 29. Mai, Elbe-Triathlon am 28. August

Da Naundorf sich zudem auch selbst wegen 2G-plus von Veranstaltungen ausgegrenzt sah, gab er alle seine Ehrenämter auf. Den rund 80 Aktiven, die 2020 beim Hachede-Triathlon Startgelder bezahlt hatten, ohne wegen der Pandemie antreten zu können, ließ er die Wahl, ob sie ihr Geld zurück bekommen oder spenden wollten. „Zwei Drittel der Sportler haben sich für eine Spende entschieden“, macht Naundorf deutlich, wie groß die Begeisterung der Aktiven für ihren Sport ist.

Die beiden anderen Triathlons in der Region hingegen werden wohl stattfinden können. Beim Elbe-Triathlon, der von den „Triabolos“ ausgerichtet wird, setzten die Verantwortlichen im Sommer 2021 auf Intervall-Starts in Fünf-Minuten-Abständen, um das Feld zu entzerren. So ähnlich könnte es auch am 28. August wieder laufen.

Bereits 1000 Anmeldungen für den Vierlanden-Triathlon

Höhepunkt der Triathlon-Saison aber wird der Vierlanden-Triathlon am 29. Mai sein. „Wir haben bereits 1000 Anmeldungen, mehr dürfen wir wegen der gesetzlichen Bestimmungen nicht annehmen“, macht Organisator Klaus-Dieter Stein deutlich, dass eine Meldung für die 25. Auflage des Traditions-Events im Moment nicht möglich ist. Denn selbst wenn die Vorschriften gelockert werden, will Stein das Teilnehmerfeld nicht mehr zu sehr ausweiten. „Wir wollen nach Corona lieber langsam wachsen“, betont er.