Bergedorf. Die Hoffnung auf eine „normale Weihnachtsfeier“ ist noch nicht begraben. Doch die Sorgen wachsen. Die VHH haben eine besondere Idee.
Auf eine „normale Weihnachtsfeier“ freuen sich viele Betriebe – noch. Denn die Coronazahlen steigen und lassen Gastronomen und Firmenchefs mit Sorgenfalten auf der Stirn zurück. Problem ist für die Arbeitgeber vor allem die Organisation: Sie dürfen den Impfstatus ihrer Mitarbeiter nicht abfragen. Feiern unter 2G-Regeln ist also nur möglich, wenn die Arbeitnehmer diese Angabe gegenüber ihren Chefs freiwillig machen.
Doch was haben Bergedorfer Firmen in diesem Jahr vor? Wir haben bei einigen Betrieben nachgefragt: Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) mit 2240 Mitarbeitenden bauen unter freiem Himmel einen eigenen Weihnachtsmarkt unter 3G-Regeln auf dem Betriebsgelände am Curslacker Neuen Deich auf. „Wir möchten allen Mitarbeitern nach langer Zeit mal wieder ein paar schöne gemeinsame Stunden ermöglichen“, sagt Sprecherin Christina Sluga.
Umfrage: Viele Bergedorfer Firmen planen Weihnachtsfeiern
Anders macht es die Klempnerei Schellhorn (72 Mitarbeiter). Der Handwerksbetrieb plant seine Weihnachtsfeier in einem Restaurant unter 2G-Plus-Vorgaben, also nur für Geimpfte und Genesene, die vor Beginn zusätzlich getestet werden. „Nach all der Zeit sind die Leute hungrig nach einem gemütlichen Beisammensein“, sagt Oliver Schellhorn. „Wenn die Coronaschutz-Verordnung es hergibt, werden wir feiern.“
Viele andere Handwerksbetriebe planen kleine Feste im Betrieb. Das Problem dabei: Sie müssen beim Bezirksamt angemeldet und um 23 Uhr beendet werden, weil ohne Impfstatus-Abfrage kein 2G garantiert werden kann. So auch in der Tischlerei Curdt: Hier kommen die 29 Mitarbeiter in einer großen Halle in ihren Räumlichkeiten zusammen – es gilt 3G. „Wir sitzen mit ausreichend Abstand zusammen“, so Geschäftsführer Eike Curdt. Wegen der vielen Infektionen sei er jedoch verunsichert: „Zur Not gibt es das Essen eben nur zum Mitnehmen.“
TSG plant Feier für bis zu 200 Personen im Sportforum
Das Schuhgeschäft Schüttfort im Sachsentor besucht mit seinen 15 Mitarbeitern ein Restaurant. „Unser Team hat uns versichert, dass alle geimpft sind, wir freuen uns auf einen gemeinsamen Abend“, so Wido Schüttfort.
Bei der TSG Bergedorf ist 2G schon für das Vereinsprogramm Pflicht. Vorsitzender Boris Schmidt setzt also darauf, endlich wieder feiern zu können: „Wir planen für 150 bis 200 Personen in unserem Sportforum am Billwerder Billdeich“, sagt der Chef des größten Bergedorfer Sportvereins mit rund 220 festen und weiteren knapp 400 ehrenamtlichen Mitarbeitern. Für Schmidt steht fest: „Diese Art von Wertschätzung und der soziale Kontakt sind unendlich wichtig für einen funktionierenden Verein.“
Im Unfallkrankenhaus Boberg (2000 Mitarbeiter) sind die Feierlichkeiten hingegen schon abgesagt: „Wir waren mitten in den Planungen, aber die Zahlen steigen leider zu steil an“, sagt Sprecherin Christiane Keppeler. Für die Risikogruppen im Krankenhaus sei das einfach zu gefährlich. Und auch bei den Gastronomen sind die Gefühle bereits gemischt.
Bergedorfer Gastronomen bangen um Weihnachtsfeiern
Im Bergedorfer Schlossrestaurant In aller Munde sieht es bisher aber noch gut aus: „Wir haben um die 20 Zusagen und 20 weitere Anfragen“, meint Restaurantbesitzer Andreas Kilonzo. Bei ihnen laufen alle Feiern unter dem 2G-Prinzip, bis zu 70 Personen können hier zusammen speisen. Trotzdem: Fünf Betriebe hätten auch schon abgesagt. „Die Infektionszahlen alarmieren uns“, so Kilonzo. Er und sein Geschäftspartner Philipp Stiller hoffen trotzdem auf noch mehr Anfragen – schließlich ist es ihr erstes Weihnachten mit dem Lokal.
Die Betriebsleitung im Restaurant November an der Bergedorfer Straße sieht das Ganze momentan noch gelassen – und trotzdem kommt langsam Sorge auf. „Die steigenden Zahlen sind beunruhigend für uns Gastronomen“, heißt es. Sie fürchten auch neue Corona-Beschränkungen für Restaurants. Zwischen 15 und 20 Weihnachtsfeiern seien derzeit geplant. „Wir haben noch das 3G-Konzept, aber die meisten Gäste sind sowieso geimpft.“ Ein Fest mit mehr als 20 Personen gibt es im November jedoch nicht – auch, weil mit der 3G-Regel nicht mehr Gäste unterzubringen sind.
In der italienischen Trattoria Olivo an der Straße Am Brink 10 bangt auch Inhaber Donato Tricarico um seine Zusagen. „Bisher haben wir über zehn Weihnachtsfeiern, alle mit 2G“, berichtet Tricarico. Wenn es mit den Infektionen so weitergehe, könne sich das aber sicherlich schnell ändern. Trotzdem: Momentan sei er für Corona-Zeiten sehr zufrieden. Auffällig sei nur, dass auch die Firmen nach anderthalb Jahren Pandemie ein geringeres Budget hätten.