Bergedorf. Für Libby Buder und Josie Krone steht bei den deutschen Meisterschaften mehr auf dem Spiel als nur die Jagd nach dem Titel.

So erfolgreich waren die Leichtathletinnen und Leichtathleten der TSG Bergedorf noch nie. Wenn in den kommenden Wochen die deutschen Meisterschaften anstehen, sind gleich zehn Aktive in Grün mit am Start. So viele wie noch nie zuvor. Wichtiger noch: Die Bandbreite der TSG Bergedorf hat sich enorm vergrößert. Waren es früher vor allem die 400-Meter-Läufer, die national mithalten konnten, so reicht die Bandbreite heute vom Diskuswurf über die Laufbahn bis hin zu den verschiedenen Sprungdisziplinen.

Doch für zwei Bergedorfer Sportlerinnen geht es bei den Titelkämpfen aber voraussichtlich um sehr viel mehr als nur den Kampf um Titel und Medaillen. Denn Weitspringerin Libby Buder (20) und Dreispringerin Josie Krone (19) fehlen jeweils noch ein paar Zentimeter an der sogenannten Perspektivkader-Norm. An dieser Norm hängt die Förderung durch den Deutschen Leichtathletik-Verband in Form von Lehrgängen, Trainingslagern und vor allem der Sporthilfe.

Leichtathletinnen der TSG Bergedorf kämpfen um ihre Zukunft

Oft ist es nur eine Winzigkeit, die fehlt. So belegte Libby Buder, die lange mit einer Fußverletzung ausgefallen war, Ende Mai beim Anhalter Meeting in Dessau-Roßlau mit guten 6,44 Metern den vierten Platz, blieb dabei aber um zwei Zentimeter unter der Perspektivkader-Norm. Es siegte Europameisterin Malaika Mihambo (6,79 Meter). Die weltbeste Weitspringerin war also gar nicht so weit weg. Doch was nützt es? Auf der Jagd nach den fehlenden zwei Zentimetern tourt Buder seitdem durch das In- und Ausland.

Josie Krone (TSG Bergedorf) gewinnt Bronze im Weitsprung.
Josie Krone (TSG Bergedorf) gewinnt Bronze im Weitsprung. © Markus Tischler | Markus Tischler

Bei den norddeutschen Meisterschaften in Rostock gewann Buder zwar den Titel, blieb aber mit 6,18 Metern weit unter ihren Möglichkeiten. Das war kein Wunder, da ein Unwetter über dem Stadion herniedergegangen war. „Die Bedingungen waren unmöglich“, bedauert Trainer Mario Kral. „Bei jedem Anlauf hatten die Springerinnen drei Windstärken Gegenwind.“ Doch auch beim internationalen Meeting in Lüttich am Mittwoch, 19. Juni, konnte Buder die Norm für den Perspektivkader nicht knacken. Am Ende standen 6,23 Meter für sie zu Buche.

Nicht mal die Länge eines Handys trennt Dreispringerin Josie Krone von der Sportförderung

Noch verrückter ist die Situation für die Dreispringerin Josie Krone. Die 19-Jährige sprang in Rostock mit 13,22 Metern an die Spitze der deutschen Rangliste in der Altersklasse U20, hat die Norm für die Weltmeisterschaften in Lima (26. bis 31. August) schon in der Tasche. Aber eben nicht die Norm für den Perspektivkader. Die liegt nämlich bei 13,35 Metern. Irgendwo her muss sie also in den kommenden Wochen noch die fehlenden 13 Zentimeter nehmen. 13 Zentimeter, das ist nicht mal die Länge eines Handys.

Die deutschen Meisterschaften dürften daher in diesem Sommer besonders spannend werden. Den Anfang machen die Erwachsenen, die ihre Titelkämpfe vom 28. bis 30. Juni in Braunschweig austragen. Vielleicht ist ja schon das ein gutes Omen, schließlich liegt das dortige Stadion an der Hamburger Straße. Für die TSG Bergedorf werden neben Weitspringerin Libby Buder auch Diskuswerfer Mika Sosna und Sprinter Moritz von der Geest an den Start gehen.

Mika Sosna kämpft bei der DM in Braunschweig um das Olympia-Ticket

Während für Außenseiter von der Geest der Finaleinzug über 400 Meter eine Sensation wäre, hofft Sosna, seine Ambitionen auf das Ticket zu den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris durch eine Medaille zu untermauern. Derzeit haben mit Clemens Prüfer (SC Potsdam; 69,09 Meter), Mika Sosna (TSG Bergedorf; 68,96) und Henrik Janssen (SC Magdeburg; 67,43) gleich drei Werfer die Olympianorm erfüllt. Alle drei mit Leistungen, die auch in Paris für Edelmetall reichen könnten. Zum Vergleich: Bei den Europameisterschaften in Rom ging die Bronzemedaille für 67,48 Meter weg.

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Vom 5. bis 7. Juli folgen dann im Grenzlandstadion von Mönchengladbach die deutschen Meisterschaften der Altersklasse U23 und U18. Mit Philip Jensen e Castro (1500m, U23), Glenn Kochmann (1500m, U23), Inga Schulz (3000m Hindernis, U23), Matti Sosna (Kugel, Diskus, U18), Ilias Topaloglu (Diskus, Kugel, U18) sowie noch einmal Libby Buder (Weitsprung, U23) werden hier gleich sechs Nordlichter von der TSG Bergedorf ihre Chance suchen.

Simon Plitzko und Josie Krone müssen um das WM-Ticket zittern

Den Abschluss bilden schließlich die deutschen U20/U16-Meisterschaften vom 26. bis 28. Juli im Stadion Oberwerth in Koblenz, wo die 1500-Meter-Läuferin Finja Lammeyer (U20), Weitspringer Simon Plitzko (U20) und Dreispringerin Josie Krone (U20) die TSG-Farben vertreten werden. Für Plitzko und Krone ist es die Stunde der Wahrheit: Zwar haben beide die Norm für die U-20-Weltmeisterschaften in Lima schon erfüllt, um die Reise nach Südamerika aber ganz sicher zu haben, müssen sie in Koblenz jeweils mindestens auf den zweiten Platz kommen.