Hamburg. Vor provisorischem Dienstgebäude an der Wentorfer Straße Moment des Innehaltens. 41 Polizisten machen vor der Wache mit.
Für einen winzigen Moment hält das Alltagsleben rund um die ehemalige Handelsschule an der Wentorfer Straße inne. Autos bleiben vor der Reihe der 41 Polizeibeamten aus dem dort provisorisch beheimateten Bergedorfer Polizeikommissariats 43 stehen, ebenso wie Radfahrer. Eine Radfahrerin fragt schüchtern: „Kann ich hier vorbei?“ Doch die Bergedorfer Polizisten nehmen davon keine Notiz. Sie sind an diesem Freitagvormittag um 11.34 Uhr in ihren Gedanken bei dem vor einer Woche getöteten Mannheimer Polizeikollegen Rouven Laur (29).
Zur genannten Zeit kommt ein bundesweiter Funkspruch durch, der sich an alle Polizisten in Deutschland richtet und zur Gedenkminute aufruft. Jörg Biese, seit Kurzem neuer Bergedorfer Polizeichef, richtet das Wort an seine Kollegen auf dem Bürgersteig: „Formation – Achtung! In Gedenken an den getöteten Kollegen Rouven Laur.“ Die Beamten von der diensthabenden Wachdienstgruppe und der Stabsabteilung nehmen, soweit in Uniform und behütet, ihre Kopfbedeckung ab und schweigen, sind in sich gekehrt, registrieren die Welt um sich herum nicht mehr. Nach einer Minute tritt Biese wieder aus der Reihe hervor: „Formation – auflösen“.
Gedenkminute vor dem Bergedorfer Polizeikommissariat:
Der Moment der bundesweiten Schweigeminute stimmt mit dem Tatzeitpunkt aus der vergangenen Woche in Mannheim überein. Am 31. Mai hatte ein 25-jähriger Afghane fünf Mitglieder aus der islamkritischen Gruppe „Pax Europa“ mit einem Messer attackiert, ebenso wie den 29-jährigen Polizeibeamten, der vom Attentäter mehrmals in den Kopf gestochen wurde. Laur erlag zwei Tage nach dem blutigen Angriff auf dem Mannheimer Marktplatz seinen Verletzungen.