Lohbrügge. Bundesjugendring sammelt vor der Europawahl bundesweit 57.139 Teststimmen ein. Ergebnis in Bergedorf weicht vom Bundestrend ab.

„Was ist das hier?“ Neugierige Kinder versammeln sich in der großen Pause auf dem Hof ihrer Stadtteilschule am Richard-Linde-Weg. Hier wirbt der Jugendvorstand aus dem Lohbrügger Jugendclubs Clippo für die Wahl am Sonntag, 9. Juni: Erstmals dürfen auch 16-Jährige ein Kreuz bei der Europawahl machen. Wobei die Auswahl immens erscheint: 34 Parteien stehen auf dem langen Stimmzettel, der vor der „mobilen Wahlurne“ verteilt wird.

Es ist eine bundesweite Aktion der offenen Kinder- und Jugendarbeit rund um das Thema Demokratiebildung von Erstwählern. In vielen Jugendtreffs gibt es hitzige Debatten, „auch über die Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten, den Angriffskrieg auf die Ukraine oder den Israel-Gaza-Konflikt“, sagt Clippo-Leiter Stefan Baumann, der zum Mitmachen motivieren will: „Es spielt dabei keine Rolle, welchen Status, Schuhgröße, Geschlecht, Musikgeschmack oder welche Religion du hast.“

Test vor Europawahl: AfD bei Bergedorfer Erstwählern weit vor den Grünen

Mit seinen Jugendlichen testete der Sozialpädagoge auch den analogen Wahl-O-Mat am Körber-Start-Hub in der Hamburger Speicherstadt. Nicht zuletzt war das U-18-Wahllokal im Lohbrügger Clippo geöffnet, abends ging es dann ans Auszählen, standen die Ergebnisse fest.

An der Stadtteilschule und im Clippo beteiligten sich insgesamt 266 Jugendliche, 13 ihrer Stimmem indes waren ungültig, sodass 253 Wahlzettel folgendes Ergebnis brachten: Gewinner ist die SPD mit 34,8 Prozent, deutlich dahinter folgt die CDU mit 19,8 Prozent. Die AfD schafft es auf 13 Prozent, die Grünen bekamen 7,1 Prozent. Mit 14 Prozent schneidet die Linke ab, während sich die Freien Wähler und BSW (Bündnis Sahra Wagenknecht) mit jeweils 2,4 Prozent begnügen müssen. Jeweils glatte 2 Prozent entfallen auf die Tierschutzpartei, die Piraten und das BIG (Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit). Lediglich 4 Prozent der Bergedorfer Jugendlichen wählten die FDP.

Test vor Europawahl: Grüne schneiden bei Bergedorfs Jugend weniger gut ab als im Bundesschnitt

Insgesamt wurden bundesweit 57.139 Stimmen abgegeben, darunter waren 2127 ungültige Stimmzettel.
Insgesamt wurden bundesweit 57.139 Stimmen abgegeben, darunter waren 2127 ungültige Stimmzettel. © bgz | Bundesjugendring

Das spiegelt die bundesweiten Ergebnisse der Aktion des Deutschen Bundesjugendrings, an der sich in einer Woche knapp 60.000 junge Menschen in 875 selbst organisierten Wahllokalen beteiligt hatten. Auch hier hat die SPD die Nase vorn, wenn auch im Vergleich mit nur 19,7 Prozent der Stimmen, knapp gefolgt von der CDU/CSU mit 19,4 Prozent. Auf dem dritten Platz landen die Grünen (13,8). Ihnen dicht auf den Fersen: 13,6 Prozent der jungen Leute wählten die AfD. Die Linke (6,8) und die Tierschutzpartei je 4,3) stehen noch vor der FDP, die lediglich 4,1 Prozent erhielt. Bundesweit entfallen der Umfrage zufolge noch 18,3 Prozent auf die weiteren Parteien.

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Einig sind sich die Pädagogen darüber, dass es wichtig ist, einen Beitrag zur Wahrung der Demokratie zu leisten, so Stefan Baumann: „Kinder und Jugendliche sind die Zukunft unserer Gesellschaft und unserer Demokratie. Sie sollten von früh an Mitbestimmung lernen und an politische Ereignisse herangeführt werden, unter anderem weil sie von allen politischen Entscheidungen am längsten betroffen sein werden.“