Hamburg. ADAC-Luftrettung startete im vergangenen Jahr 1125-mal zu Rettungseinsätzen in und um Hamburg. Was mit neuem Helikopter möglich ist.
Schnell muss es gehen, wenn es bei Rettungspilot Michael Gomme piept: Er leitet die Station des Rettungshubschraubers Christoph Hansa am Boberger Berufskrankenhaus. Der war im vergangenen Jahr 1125-mal im Einsatz, das waren etwa 200 Flüge weniger als zuvor. Das, so der ADAC, könnte an dem größeren Hubschraubertyp Airbus H145 liegen, der vor zwei Jahren an den Start ging: Er ist leistungsstärker und wird auch auf längeren Strecken eingesetzt, wenn ein Patient etwa von Hamburg in eine Frankfurter Spezialklinik verlegt werden muss. „Dadurch, dass mehr Intensivtransporte zustande gekommen sind, dauern die Flüge auch länger. Es braucht mehr Zeit, einen derartigen Transport von einem zum anderen Krankenhaus zu machen, als im Stadtgebiet kürzere Einsätze zu fliegen“, erklärt Gomme die selteneren Starts von Christoph Hansa.
Die jüngste ADAC-Statistik besagt, dass Einsatzgrund Nummer eins bei den oft lebensrettenden Einsätzen mit 33 Prozent Notfälle des Herz-Kreislauf-Systems waren wie etwa Herzinfarkte und Herzrhythmusstörungen. Zum Vergleich: Im Jahr davor waren dies 35 Prozent. Dahinter folgen mit 27 Prozent Verletzungen nach Unfällen. Dazu gehören Freizeit-, Sport-, Schul- und Verkehrsunfälle. In 17 Prozent der Fälle diagnostizierten die Lebensretter neurologische Notfälle, wie zum Beispiel einen Schlaganfall. Bei sieben Prozent war ein Notfall des Atmungssystems, wie akute Atemnot oder Asthma, die Ursache.
Christoph Hansa: Notarzt seilt sich aus Hubschrauber ab
„Inzwischen haben aber auch alle Notfallsanitäter mehr Kompetenzen und können Medikamente geben, sodass nicht immer einer unserer 15 Boberger Notärzte gerufen werden muss“, sagt Christian Hieff, Sprecher des ADAC Hansa. Er weiß, dass die (schwindelfreie) Crew in Hamburg zudem besonders dankbar ist für die Seilwinde, die seit September 2022 immerhin schon 85-mal zum Einsatz kam: „Sie kann die Notärzte auch in unwegsamem Gelände absetzen, wenn zum Beispiel ein Mountainbiker mitten im Wald verunfallt ist.“ Auch das Blankeneser Treppenviertel sei aus der Luft besser erreichbar als mit einem Notarztwagen.
In erster Linie soll die Winde im Hafenbecken eingesetzt werden, bei Wasserunfällen oder bei Flut. „Aber auch im Stadtgebiet, wo es häufig zu Baustellen und Staus kommt, verhilft sie zu schnelleren Einsätzen. Einmal ging ein Notarzt direkt am Hauptbahnhof aus der Luft runter“, sagt Hieff und erinnert an Juli 2023, als eine 43-Jährige im Bahnhof einen epileptischen Anfall erlitt.
Deutschlandweit acht Prozent weniger Einsätze
Je schneller ein Notarzt vor Ort ist, umso besser sind die Überlebenschancen des Patienten. „Gegen die Zeit und für das Leben“, lautet daher der Leitsatz der ADAC Luftrettung, die in Deutschland 55 Rettungshubschrauber an 37 Stationen bereithält.
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2023 rückten die Crews der ADAC Luftrettung deutschlandweit zu 51.347 Einsätzen aus, das bedeutet ein Minus von knapp acht Prozent. Neben wetterbedingten Flugausfällen wird als Grund auch „der zunehmende Einsatz von Tele-Notärzten“ benannt. „Die können dann den Sanitätern auch mal Handlungsanweisungen geben und ein bestimmtes Medikament empfehlen, so Hieff. Das wirke sich durchaus positiv aus bei regionalen Überlastungen des „bodengebundenen Rettungsdienstes“ – auch vor dem Hintergrund des allgemeinen Notarztmangels.
In Hamburg ist die Feuerwehr Träger des Rettungsdienstes. Alarmiert wird Christoph Hansa von den Disponenten der 112-Rettungsleitstelle. Und trotz etwas seltenerer Einsätze hofft der ADAC weiterhin auf viele Flüge, so Sprecher Christian Hieff: „2025 wird der Auftrag für die nächsten 15 Jahre neu ausgeschrieben.“