Hamburg. Nach dem 0:7-Debakel gegen die HT 16 erklärt Denis Schlufter seinen Rücktritt. Die Niederlage ist nicht der Grund. Die Hintergründe.
Der Fußball-Landesligist SC Vier- und Marschlande kommt nicht zur Ruhe. Nur zweieinhalb Wochen nach dem Rücktritt von Sportchef Thorsten Beyer nach Differenzen mit dem Gesamtvorstand des Vereins hat nun auch der Trainer hingeworfen. „Ich möchte nicht länger Spielball der Interessen von gewissen Leuten sein“, betonte Coach Denis Schlufter, dass auch hier das mangelnde Vertrauensverhältnis zur Vereinsführung der ausschlaggebende Faktor war. Co-Trainer Kevin Wobbe hingegen will wohl weitermachen.
Offen bleibt, ob Schlufter damit möglicherweise nur seiner Entlassung zuvorgekommen ist. Denn beim 0:7-Debakel gegen den Tabellenzweiten HT 16 präsentierte sich das SCVM-Team am Sonnabend in einem katastrophalen Zustand. Nichts war mehr zu sehen von der Entschlossenheit, mit der die Deichkicker eine Woche zuvor im Derby gegen den SV Altengamme in Unterzahl ein 2:2-Unentschieden erreicht hatten.
SCVM: Trainer wirft hin, das sind die Gründe
„Schlussendlich ist diese Niederlage auch das Resultat von vielen Kleinigkeiten, die drumherum geschehen sind. Bislang hatte Thorsten ja immer als Puffer gegenüber dem Umfeld gewirkt“, erläutert Schlufter. Denn angesichts der Serie von nun bereits sieben sieglosen Spielen hintereinander rumorte es im Verein. „Ich habe dann den Tipp bekommen, dass im Umfeld des SCVM meine Person sehr negativ betrachtet wird“, führt Schlufter weiter aus. „So ist mir der Spaß abhandengekommen, was dann letztlich zu der Entscheidung geführt hat.“
Zusätzlich zu seinem Amt als Landesliga-Trainer stellte Denis Schlufter auch den Posten des Jugend-Abteilungsleiters zur Verfügung, „obwohl mir gerade die Arbeit mit den Jüngsten immer sehr viel Freude gemacht hat“. Nun soll sein privates Umfeld von seiner Entscheidung profitieren. „Enkel, wie sie Thorsten Beyer hat, habe ich zwar noch nicht“, schmunzelt Schlufter, „aber meine Frau und meine beiden Kinder freuen sich, wenn ich künftig mehr Zeit habe.“
Schon vorher war es innerhalb des SCVM-Trainerteams zu Streit gekommen
Der SC Vier- und Marschlande hat folglich nun in der Fußball-Abteilung gleich an mehreren Stellen Vakanzen, die neu besetzt werden müssen. Diesem Problem hatte der damalige Sportchef Beyer im Winter vorbeugen wollen, als er Christian Mahr aus der „Zweiten“ in den Trainerstab der „Ersten“ holte. Es war ein personeller Schachzug, der letztlich nicht aufging, zu groß waren die Differenzen zwischen Mahr und Schlufter.
„Wenn zwei Alphatiere aufeinander prallen, muss halt einer gehen“, betonte Schlufter. „Christian war wohl mit der Vorstellung zu uns gestoßen, dass er der neue Cheftrainer ist, doch zum Glück habe ich ein langjähriges, gutes Verhältnis zur Mannschaft. Am Donnerstag hat er dann in der WhatsApp-Gruppe des Trainerstabs bekannt gegeben, dass er sich von seinen Aufgaben zurückzieht.“ Gut möglich also, dass Mahr nun zurückkehrt, wo Schlufter sich zurückgezogen hat.
Ausgerechnet jetzt steht der SCVM vor zwei Schlüsselspielen im Abstiegskampf
Wie genau sich der SCVM neu aufstellen wird, soll sich in Gesprächen am Montag klären. Doch ganz egal, wie die Nachfolge aussehen wird, sicher ist: Es muss schnell gehen. Denn nach dem 0:7-Debakel ist der Vorsprung auf die Abstiegsplätze bedrohlich geschmolzen. Mit dem Auswärtsspiel am kommenden Sonntag beim SC Condor (25. Februar) und vor allem dem nächsten Heimspiel gegen den Ahrensburger TSV (2. März), der momentan auf einem Abstiegsplatz liegt, stehen für den SCVM zwei Begegnungen an, die für den gesamten weiteren Saisonverlauf richtungsweisend sein können.
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Hintergrund der Unstimmigkeiten unter den Verantwortlichen des SC Vier- und Marschlande sind jedoch gänzlich unterschiedliche Auffassungen zwischen dem bisherigen Trainerteam und dem Gesamtvorstand, was mit dieser Mannschaft in Zukunft möglich ist. „Wir sind der Verein mit dem größten Entwicklungspotenzial“, hatte Beyer noch im vergangenen Sommer angesichts der vielen jungen Spieler geschwärmt, die zum Teil schon jahrelang zusammenspielen.
Kampf um den Klassenerhalt: Die Jagd auf den SCVM ist eröffnet
Es war auch in dieser Saison oft eine gewachsene Einheit, die da auf dem Platz stand. „Doch der Gesamtverein spiegelt nicht das wider, was die Mannschaft darstellt“, moniert Schlufter. Zudem seien die Erwartungen im Umfeld völlig überzogen. Von einem Oberliga-Aufstieg innerhalb von drei Jahren sei da die Rede gewesen. „Das ist mit unserem Etat kaum möglich“, ist der scheidende Coach überzeugt. „Außerdem hatten wir im Sommer elf Neuzugänge zu integrieren. So etwas braucht seine Zeit.“
Zeit, die der Nachfolger nun nicht haben wird. Ein Drittel der Saison ist noch zu spielen, und bis auf Altengamme treffen die Vier- und Marschländer noch auf sämtliche Teams, die in der Tabelle hinter ihnen stehen. Die Jagd auf den SCVM, sie ist eröffnet.