Altengamme. Durch den Umbau des Priels haben sich bereits erste Pflanzen und Tiere angesiedelt. Projekt-Entwickler machen eine weitere Entdeckung.
Der Umbau der Schlinz, ein etwa 1000 Meter langer Priel am Altengammer und Neuengammer Hauptdeich, ist beendet. „Erste Pflanzen wie Gewöhnlicher Froschlöffel, Schwanenblume und Echte Brunnenkresse haben sich bereits angesiedelt. Diese Pflanzen sind charakteristisch für die Priele an der Tideelbe“, sagt Dr. Elisabeth Klocke, in Lohbrügge lebende Geschäftsführerin und Vorstand der Stiftung Lebensraum Elbe, die das Projekt verantwortet.
Sie fügt hinzu: „Zu unserer Freude konnten wir auch schon mehr als 60 kleinere und größere Exemplare des Schierlings-Wasserfenchels zählen. Wir gehen davon aus, dass im Boden vorhandene Samen durch die Bauarbeiten freigelegt wurden und nun keimen konnten. Ob sich diese Rarität an der Schlinz behauptet, wird sich in den nächsten Jahren zeigen.“
Renaturierung des Priels Schlinz sorgt bei Projekt-Verantwortlichen für eine Überraschung
Die Kosten der Baumaßnahme, die innerhalb des Zeitplans vor Beginn der Sturmflutsaison umgesetzt werden konnte, waren ursprünglich mit 1,6 Mio. Euro angesetzt. Sie wird aus zwei Gründen aber kostengünstiger, berichtet Elisabeth Klocke: „Wir konnten einen Teil des Bodenaushubs zur Erhöhung von Flächen im Bereich des Deichgrunds verwenden – dadurch steigt die Hochwassersicherheit. Außerdem kann der Hochwasserschutz einen kleinen Teil des entnommenen Kleis verwenden.
Auch dieser Teil des Bodenaushubs bleibt also im Bezirk und muss nicht deponiert werden.“ Es sei ein echter Glücksfall, wenn Boden vor Ort wiederverwendet werden kann. „Das spart Geld und Deponieplatz. Und es dient dem Hochwasserschutz.“ Wie viel Geld gespart werden konnte, ist noch nicht klar: „Die endgültigen Kosten können wir erst abschätzen, wenn die Vermessungsergebnisse vorliegen.“ Die Bauarbeiten sind zwar abgeschlossen, doch Mitarbeiter der Stiftung Lebensraum Elbe beobachten die umgestaltete Fläche weiter. Das Monitoring ist auf fünf Jahre angesetzt.
Der Priel wurde unter anderem vom Deich weg verlegt
Mit der Renaturierung des Priels war im Juni begonnen worden. Der Priel in den Altengammer Elbwiesen wurde in zwei Abschnitten auf einer Länge von 700 Metern verbreitert, verschwungen und von Steinen befreit. Die Ufer wurden abgeflacht und der Priel wurde auf einer Länge von rund 500 Metern bis zu 25 Meter vom Deich weg verlegt – ein Plus für die Deichsicherheit. Dabei wurde ein ehemaliger Teich integriert. Der Oberboden musste teilweise entsorgt werden: Darin befinden sich, wie überall entlang der Elbe, Dioxine und andere Schadstoffe. Sie wurden von der Elbe ins Vorland gespült, stammen unter anderem aus der Zeit der DDR.
Im Mündungsbereich war und ist der Priel am breitesten, in Richtung Borghorst wurde und wird er immer schmaler. Das ist so geblieben, obwohl der Priel an einigen Stellen deutlich verbreitert wurde. Im Mündungsbereich wurde seine Breite von rund zehn Metern in etwa verdoppelt. Am schmalen Ende des Priels haben die Bauarbeiter das Gewässer nur minimal vertieft und etwas verbreitert.
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Den Verantwortlichen der Stiftung geht es um eine naturnahe Gestaltung, damit sich mehr Tiere und Pflanzen ansiedeln. Die Steinufer der Schlinz seien nicht nur überflüssig gewesen: „Sie haben die Natur auch aus dem Gleichgewicht gebracht“, sagt Elisabeth Klocke. Dort siedelte sich vor Beginn der Maßnahme gern die Schwarzmundgrundel, ein invasiver Raubfisch, an. Er fraß kleinere heimische Fische und nahm anderen Fischen auch Nahrung weg.