Lohbrügge. Nach der Auferstehungskirche hat nun die zweite Gemeinde im Bezirk Bergedorf das Siegel erhalten. Wer noch lernen muss.
Es geht um nichts Geringeres, als die Schöpfung zu wahren. Denn das Thema Klimawandel ist auch längst bei der Nordkirche angekommen, die vor zehn Jahren schon die Idee hatte, ihre Kirche bis 2035 klimaneutral und zukunftsfähig zu machen und „ökofaire Gemeinden“ auszuzeichnen. Dafür müssen allerhand Kriterien erfüllt werden, die bei der vegetarischen Verpflegung beginnen, Green IT berücksichtigen oder auch einen CO2-Ausgleich bei Gemeindereisen („Klima-Kollekte“).
Die erste Gemeinde wurde in Breklum in Nordfriesland ausgelobt, inzwischen sind es etwa 40 – „gerade mal acht Prozent, aber langsam nimmt die Idee Fahrt auf“, meint Torsten Nolte, der nun die Freikirche am Ladenbeker Furtweg 25 auszeichnete: „Das Klima trennt nicht nach Kirchengemeinde, deshalb sind die Baptisten natürlich auch sehr willkommen“, sagt der Mann, der zunächst Bankkaufmann lernte, dann Pastor in Kiel war und heute als Bildungsreferent bei Brot für die Welt arbeitet.
Baptisten als zweite Gemeinde im Bezirk Bergedorf ausgezeichnet
Und die 40 Lohbrügger Baptisten sind sehr engagiert, haben zunächst ihr Kirchendach von Glaswolle befreit und stattdessen Weichholzplatten eingesetzt. Auch nutzen sie LED-Lampen und Mehrweggeschirr, dekorieren den Altar nur mit Blumen aus der Region, wollen den Rasen vor der Tür zu einer Blühwiese umwandeln. Zudem nutzen sie grünen Strom (Naturstrom), Fairtrade-Kaffee sowie Reinigungsmittel und recyceltes Toilettenpapier mit dem Öko-Siegel Blauer Engel.
Dazu kommt die Mülltrennung, erklärt Gemeindeleiter Dietmar Ullrich: „Das ist gar nicht immer so leicht, gerade sonntags, wenn jeweils 30 Teilnehmer unserer Gastgemeinden Gottesdienste feiern. Die stammen aus Brasilien und aus Vietnam. Und manche müssen noch lernen, dass man Batterien nicht einfach in den Abfall werfen kann.“
Klimafreundlicher Pferdemist bei den Sylt-Insulanern
Von wegen Abfall, dazu gibt es eine schöne Geschichte aus Westerland: Weil die Sylt-Insulaner hohe Abgaben für Pferde-Dung bezahlen mussten, hatte der Friedhofsgärtner eine Idee: „Bringt den Mist zu mir, ich vermische den mit Erde und brauche dann keinen Kunstdünger mehr“, soll er angeboten haben, schildert Torsten Nolte: „Seither kommt auch das Ökosystem wieder besser in Gang, kommen viel mehr Eichhörnchen und Insekten auf den Friedhof.“
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Die erste Gemeinde im Bezirk Bergedorf übrigens, die ausgezeichnet wurde, ist die Auferstehungskirche am Kurt-Adams-Platz. Hier brachte allein die „smarte Heizung“ schon eine Ersparnis von 22 Prozent ein, so Pastor Jonas Goebel. Derzeit indes kämpft er noch mit einer anderen Anschaffung.
Auf dem Weg von Parkplatz zum Innenhof soll es bald einen kostenfreien und öffentlich zugänglichen Trinkbrunnen geben – „für dich, deinen Hund, für einen Spaziergang im Grünen Zentrum“. Allein: Zweimal ist schon ein defektes Modell geliefert worden, so Goebel, dessen Gemeinde 3000 Euro investierte. „Jetzt erwarten wir im Oktober ein anderes Brunnenmodell, das dann sogar winterfest sein soll.“