Hamburg. Eine Frau aus Hamburg verliert eine gewaltige Menge Geld an einen Kriminellen. Dahinter steckt eine fiese Internetmasche.

Sie glaubte an die „große Liebe“. Doch der Mann, den eine 62 Jahre alte Frau aus Neuallermöhe über das Internet kennengelernt hatte, wollte nur ihr Geld. 48.000 Euro erbeutete er bei der Frau, bevor diese merkte, dass sie auf einen Betrüger hereingefallen war.

Sie ist eines von zahlreichen Opfern, die auf diese Masche hereinfallen. Allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres erbeuteten Täter mit Love Scamming allein in Hamburg rund 750.000 Euro.

Tinder: Love Scamming – Hamburgerin fällt auf dreiste Liebes-Lüge rein

Über Tinder eine Singlebörse im Internet, hatte die 62-Jährige den Mann bereits Mitte April kennengelernt. Der gab sich als Leitender Ingenieur aus, der für den Bau eines Supermarktes in Istanbul verantwortlich war. Er baute Vertrauen auf, schrieb von Liebe, suggerierte „große Gefühle“. Über Wochen ging das so.

Dann kam der Mann zur Sache. Drei Container mit wichtigem Material, so behauptete er, würden im Hafen festhängen. Er bräuchte Geld, 48.000 Euro, für die Freigabe.

Die Frau nahm einen Kredit auf und überwies die geforderte Summe. Dass der Mann dabei verlangte das Geld teilweise in der Kryptowährung Bitcoin zu überweisen, machte die 62-Jährigen ebenso wenig misstrauisch, wie die Forderung das Geld in mehreren Chargen an verschiedene Konten zu schicken.

Hamburg: 62-Jährige vertraut dem Kriminellen auf Tinder viele private Details an

Nachdem der Täter das Geld hatte, wurde er gierig. Die 62-Jährige hatte ihrer Internetbekanntschaft viele private Details aus ihrem Leben anvertraut, und er forderte sie dazu auf, ihr Haus zu verkaufen.

Mit einem Teil des Geldes solle sie nach Istanbul kommen – für ein gemeinsames Leben dort, erklärte er ihr. Das war dann selbst der verliebten 62-Jährigen zu viel. Sie sprach mit ihrer Tochter, die sofort den Betrug erkannte und mit ihrer Mutter Anzeige erstattete. Allerdings sind die Chancen das Geld wiederzubekommen, gering.

Polizei Hamburg: Love-Scamming-Täter sitzen auf der ganzen Welt

Zwar ist es theoretisch möglich mit spezieller Software selbst komplizierte, über zahlreiche digitale Geldbörsen, sogenannte Wallets, verteilte Transaktionen nachzuvollziehen. Denn sie werden im sogenannten Blockchain-Verfahren dokumentiert, das manipulationssicher ist.

Allerdings hat man damit noch nicht den Täter. Dazu kommt: Mit vielen Ländern, dazu zählt auch die Türkei, ist es für die Ermittlungsbehörden schwierig und zäh, im Rahmen von Rechtshilfe zusammenzuarbeiten. Stellt die Polizei selbst eine Blockchain-Analyse an, um den Weg von Bitcoin zu verfolgen, dauert das – wegen der vielen Fälle – Monate, oft mehr als ein Jahr, bis ein Ergebnis vorliegt.

Insgesamt gab es in Hamburg 57 Verfahren wegen Love Scamming im ersten Halbjahr beim Landeskriminalamt Hamburg. In 17 Fällen blieb es beim Versuch. Allerdings geht man bei der Polizei von einem großen Dunkelfeld aus. Das betrifft sowohl Versuche als auch vollendete Taten.