Lübeck/Ahrensburg. Auch die Sterberate liegt deutlich unter dem Landesschnitt. Welche Krebsarten die meisten Todesfälle im Kreis verursachen.

In Schleswig-Holstein werden pro Jahr rund 20.000 Krebserkrankungen diagnostiziert. Auf den Kreis Stormarn entfielen im vergangenen Jahr 1472. Das war der niedrigste Wert seit 2010. Rückläufig ist ebenfalls die standardisierte Rate pro 100.000 Einwohner. Lag sie bei den männlichen Kreisbewohnern im Jahr 2010 noch bei 454,9, so ist sie im Vorjahr auf 363,0 gefallen. Bei den weiblichen Einwohnerinnen fiel sie von 417,7 auf 346,7. Das geht aus neuesten Zahlen des schleswig-holsteinischen Krebsregisters hervor, das im Institut für Krebsepidemiologie der Universität Lübeck geführt wird.

Zwei Drittel aller Betroffenen leben noch

„Die Überlebenschancen für viele Krebserkrankungen haben sich in den vergangenen 20 Jahren verbessert“, sagt Prof. Alexander Katalinic vom Krebsregister. So würden fünf Jahre nach der Diagnose Krebs fast zwei Drittel aller Betroffenen noch leben. Die Prognose hänge unterdessen vor allem von der Art der Krebserkrankung, dem Schweregrad bei der Diagnose sowie vom Alter und Geschlecht der Betroffenen ab. Zudem spiele die schon überstandene Zeit nach einer Therapie eine gewichtige Rolle.

Vor diesem Hintergrund müssten die nun vorliegenden Ergebnisse laut Katalinic vorsichtig interpretiert werden. „Unsere Berechnungen sind statistischer Art. Sie beziehen sich auf Gruppen von Erkrankten und sind deshalb nicht pauschal auf einen einzelnen Menschen anwendbar“, so der Mediziner.

Heilungschancen haben sich signifikant verbessert

Tatsächlich haben sich die Heilungschancen nach einer Krebserkrankung in den zurückliegenden Jahren signifikant verbessert. Dazu haben in erster Linie optimierte Therapien und weiterentwickelte Medikamente beigetragen, ebenso wie eine gesündere Lebensweise vieler Menschen sowie das ausgeweitete Angebot an Vorsorgeuntersuchungen.

So helfen etwa endoskopische Untersuchungen von Speiseröhre und Magen (Gastroskopie), Dickdarm (Koloskopie) und Blase (Zystoskopie), krankhafte Veränderungen, Entzündungen und Tumore rechtzeitig zu erkennen und zu beseitigen. Gerade bei Darmkrebserkrankungen gilt: Je eher sie erkannt und behandelt werden, umso größer sind die Heilungschancen.

Vorsorgeuntersuchungen haben Sterberaten gesenkt

„Prävention und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen haben neben der Behandlung einen erheblichen Anteil daran, dass die Sterberaten bei Krebserkrankungen rückläufig sind“, sagt Edith Ulferts, Leiterin des Fachbereichs Soziales und Gesundheit der Kreisverwaltung Stormarn in Bad Oldesloe.

Zur Früherkennung von Brustkrebs bei Frauen habe sich zum Beispiel eine Kombination von Mammographie und Sonographie bewährt. Bei der Mammographie, einer speziellen Röntgenuntersuchung der Brust, können zwar selbst kleinste Tumore lokalisiert werden. Doch nicht immer sind die Ergebnisse eindeutig.

Ultraschall mindestens genauso wichtig wie Mammographie

Deshalb sei in Zweifelsfällen eine ergänzende Sonographie oft sinnvoll. Auf diese Weise ließen sich „falsch positive“ Ergebnisse einer Mammographie relativieren. „Insbesondere bei jüngeren Frauen ist eine Sonographie sogar vorzuziehen, da diese bei dem hier dichteren Gewebe besser in der Lage ist, Gewebeveränderungen verlässlich darzustellen“, so Ulferts. Jede dritte Brustkrebserkrankung trete bei einer Frau im Alter unter 50 Jahren auf. Deshalb sei der Ultraschall mindestens genauso wichtig wie die Mammographie.

„Die Ergebnisse des Berichts zeigen, wie unterschiedlich die Heilungschancen nach einer Krebsdiagnose sein können“, sagt Prof. Katalinic. Die Spannweite reiche von einer Heilungschance von nahezu 100 Prozent beim malignen Melanom (schwarzer Hautkrebs) im günstigsten Tumorstadium bis zu weniger als vier Prozent bei Lungenkrebs in einem fortgeschrittenen Stadium.

Seit 2015 im Schnitt 704 krebsbedingte Todesfälle

Für viele Krebserkrankungen, gerade in einem günstigen Tumorstadium, lässt sich feststellen: Werden diese einige Jahre überlebt, steigt die Chance auf eine vollständige Heilung erheblich. Das gilt insbesondere für Brustkrebs bei Frauen und Prostatakrebs bei Männern.

Während landesweit rund 9200 krebsbedingte Todesfälle pro Jahr registriert werden, waren es im Kreis Stormarn seit 2015 im Schnitt 704 (zwischen 690 und 713). Bereits seit 2009 liegt die Krebssterberate der männlichen Kreisbewohner beständig unter der des Landes Schleswig-Holstein und sank seitdem von 182,3 Todesfällen pro 100.000 Einwohner auf 164,4 im Jahr 2021 (Wert SH: 185,4).

Hauptprobleme sorgen für die meisten Neuerkrankungen

Bei den weiblichen Bewohnerinnen des Kreises liegt die Krebssterberate erst seit 2012 beständig unter der des Landes. Sie erreichte 2021 ihren vorläufig niedrigsten Stand mit 117,4 Todesfällen pro 100.000 Einwohnerinnen (Wert SH: 132,5).

Mit 385 Fällen bei Männern und 355 Fällen bei Frauen rangierten im Vorjahr Hautprobleme mit Abstand an der Spitze aller krebsbedingten Neuerkrankungen im Kreis Stormarn. Die zweithäufigsten Diagnosen entfielen bei den Männern mit 232 Fällen auf Prostatakrebs und bei den Frauen mit 258 Fällen auf Brustkrebs. An dritter Stelle lagen bei beiden Geschlechtern mit 88 und 85 Fällen Darmkrebsdiagnosen.

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Überlebensrate für Patienten mit Lungenkrebs steigt

Einen weiteren Schwerpunkt bilden mit 75 und 52 Fällen Krebserkrankungen der Lunge. Daran starben 2021 mit 85 so viele Stormarner Männer wie seit 2011 nicht mehr, als es 86 waren. Bei den Frauen des Kreises sank die Zahl seit 2016 (66) hingegen kontinuierlich auf 56 im Jahr 2021. Damit war Lungenkrebs die häufigste krebsbedingte Todesursache im Kreis, noch vor Prostatakrebs (50) und Brustkrebs (57).

„Lungenkrebs zählt auch im Kreis Stormarn vor allem deshalb zu den häufigsten und tödlichsten Krebserkrankungen, da er weiterhin oft erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt wird“, sagt Prof. Martin Reck, Chefarzt Onkologischer Schwerpunkt der LungenClinic Grosshansdorf. Die systematische Früherkennung bei Betroffenen mit einem erhöhten Risiko durch niedrig dosierte CT-Untersuchungen, wie sie im Rahmen der norddeutschen Hanse-Studie unter anderem an der LungenClinic durchgeführt wurden, könne dazu beitragen, Lungenkrebs bereits in einem frühen Stadium zu diagnostizieren und somit die Chance auf eine Heilung deutlich zu erhöhen.