Hamburg. Kinder sollen durch das Programm früh für die Freiwillige Feuerwehr begeistert werden. Am Tag der offenen Tür stellen sie sich vor.

Die Größe ihrer Verantwortung ist Julia Jeschonowski und Sascha Popp bewusst. „Wir schleifen hier die Diamanten schon mal vor“, sagt der 42-Jährige lachend. „Es ist eine spannende Aufgabe“, fügt die 28-Jährige hinzu. Zusammen leiten die beiden die Minifeuerwehr Boberg und wollen damit junge Kinder schon früh für die Freiwillige Feuerwehr begeistern.

„Sie sind wissbegierig und offen für Neues. Es macht Spaß, mit ihnen zusammenzuarbeiten“, erzählt Jeschonowski vom ersten gemeinsamen Treffen im April. An der Minifeuerwehr können Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren teilnehmen. In Hamburg gibt es mittlerweile 16 Minifeuerwehren, die Boberger Auswahl ist die erste aus dem Bezirk Bergedorf.

Bergedorf: Minifeuerwehr in Boberg erfährt großen Andrang

Und der Andrang ist enorm: „Wir haben nicht viel Werbung gemacht. Die Anfragen kommen trotzdem“, berichtet die Leiterin. Mittlerweile ist die Gruppe, die zusätzlich von vier Betreuern unterstützt wird, zwölf Jungs und sechs Mädchen groß. Deshalb nehmen Jeschonowski und ihr Stellvertreter Popp vorerst keine weiteren Kinder mehr auf. Interessierte können ihr Kind unter mfw-boberg@ff-boberg.de auf eine Warteliste setzen lassen. Mit 19 Jugendlichen ist Boberg – entgegen vieler anderer Standorte – außerdem auch in der Jugendfeuerwehr gut besetzt.

Julia Jeschonowski und ihr Stellvertreter Sascha Popp leiten die Minifeuerwehr Boberg.
Julia Jeschonowski und ihr Stellvertreter Sascha Popp leiten die Minifeuerwehr Boberg. © BGZ | Johannes Kramer

Doch was ist dann der Sinn der Minifeuerwehr? Nachhaltigkeit, lautet die Antwort. „Wir haben einen Mangel an Erwachsenen“, sagt Popp, der auch Vorsitzender des Fördervereins ist. Zurzeit verfügt die Freiwillige Feuerwehr Boberg, die im Jahr „60 bis 70 Mal“ ausrückt, über 28 Einsatzmitglieder. In den kommenden Jahren soll sich diese Zahl wieder steigern. Demnächst rücken vier Jugendliche in den Erwachsenenbereich auf. Die freiwerdenden Plätze sollen in den Folgejahren vor allem durch die „Minis“ besetzt werden.

Gruppe trifft sich an jedem ersten Sonnabend im Monat

In Boberg stammt ungefähr die Hälfte der Einsatzmitglieder aus der eigenen Jugendfeuerwehr. Dass Interessierte erst später zum Erwachsenenbereich dazukommen, ist eher die Ausnahme, erzählt Jeschonowski. „Seitdem die Wehrpflicht abgeschafft wurde, kommen die Leute nicht mehr freiwillig“, sagt sie. Die 28-Jährige studiert Gefahrenabwehr, ein Ingenieurstudium mit Schwerpunkt auf Brandschutz. Eine hauptberufliche Tätigkeit bei der Feuerwehr könnte sie sich vorstellen.

Den Kindern möchte sie erstmal die Grundlagen beibringen. Die Gruppe trifft sich an jedem ersten Sonnabend eines Monats von 10 bis 12 Uhr am Feuerwehrhaus in Boberg. „Wir haben ihnen das Feuerhaus und die beiden Löschfahrzeuge gezeigt“, beschreibt Jeschonowski. Abgerundet wurde der Tag mit einer Fahrt mit dem Einsatzwagen. „Sie fragen seitdem immer, ob sie Feuerwehrauto fahren dürfen.“

Inhalte sind eine Mischung aus Allgemeinbildung und Pädagogik

Bei einem anderen Treffen beschäftigten sich die Kinder mit dem Thema Notruf und Funk. „Wir hatten einen Lego-Bausatz, den die andere Gruppe anhand der Schilderungen nachbauen musste“, sagt Popp. „Da haben die Kinder gemerkt, wie wichtig es ist, sich kurzzuhalten und präzise Informationen zu geben.“

Das Prinzip der Jugendfeuerwehr ist in erster Linie, die Kinder in ihrer Entwicklung zu fördern. Dazu gibt es klare Vorgaben von der Hamburger Feuerwehr. „Es geht viel um Allgemeinbildung und Pädagogik. 60 Prozent unser Inhalte sollen spielerisch sein, 40 Prozent sollen Feuerwehrthemen sein“, erklärt der Familienvater, dessen Tochter ebenfalls zur Gruppe gehört.

Feuerwehr Boberg lädt zum Tag der offenen Tür ein

Das nächste Mal treffen sich die „Minis“ am kommenden Sonnabend, 1. Juli – auch um ihre Feuerwehr der Öffentlichkeit vorzustellen. Denn dann lädt die Freiwillige Feuerwehr Boberg für 12 bis 19 Uhr zum Tag der offenen Tür ein. Auf dem Gelände vor der Feuerwache Am Langberg 76 wird das neue Fahrzeug „HLF 20“ präsentiert. Die Feuerwehrleute werden zudem unter anderem eine Fettexplosion demonstrieren. Als besonderer Gast ist die Rettungshundestaffel vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) dabei. Für das leibliche Wohl wird ebenfalls gesorgt.