Bergedorf. Auftakt zu Bergedorfs Woche des Gedenkens: Doppeltes Erinnern an ausgelöschte jüdische Geschichte am Reetwerder.

Sie waren angesehene Bürger, betrieben an der Ecke Reetwerder/Alte Holstenstraße ein florierendes Kaufhaus. Doch als vor fast 90 Jahren die Nazis an die Macht kamen, wurde das Leben für Gertrud und Berthold Frank in Bergedorf zur Hölle. Innerhalb von nur fünf Jahren sollte das jüdische Paar praktisch keinen Besitz mehr haben, auch die von ihnen 1911 erbaute, bis heute als markantes Wohn- und Geschäftshaus erhaltene Kaufhausimmobilie war „arisiert“.

Erinnern und nicht vergessen: Die Woche des Gedenkens hat begonnen

Das Schicksal des 1938 in buchstäblich letzter Sekunde nach Panama geflohenen Ehepaars bildete am Freitag nun den Auftakt zur Bergedorfer Woche des Gedenkens. Mit einer Feierstunde wurden die zwei für sie im Pflaster im Reetwerder verlegten Stolpersteine eingeweiht. Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann und Historiker Bernhard Nette erinnerten an die dunkelste Zeit der Bergedorfer Geschichte – und zogen auch Vergleiche zu heute, wo überall in Europa wieder rechte Parteien in den Parlamenten sitzen oder schon die Regierung stellen. Vor rund 50 Gästen, darunter etliche mit Plakaten bewaffnete „Omas gegen Rechts“, beschrieb Bernhard Nette, wie Gertrud Frank bis zu ihrem Tod 1978 um eine Entschädigung für das ihnen angetane Leid kämpfen musste.

Enthüllung Stolpersteine für Berthold und Gertrud Frank am Reetwerder 3
Enthüllung Stolpersteine für Berthold und Gertrud Frank am Reetwerder 3 © Ulf-Peter Busse | Ulf-Peter Busse

Die Woche des Gedenkens umfasst bis zum 18. November insgesamt zwölf Veranstaltungen. Nächste ist morgen, am 30. Oktober, ein Rundgang zu Bergedorfs Stolpersteinen. Alle Details im Internet: www.woche -des-gedenkens.de.