Bergedorf. Yannick-Maria Reimers lädt zu Präsentationen seines Film-Erstlings „Herr Reimers“ ein. Sein jüngster Film läuft Montag im Kino.
Yannick-Maria Reimers hat viel zu tun: Momentan bestimmen die Vorbereitungen des Spielfilms „Töne unserer Liebe“ mit Peggy Parnass und Isabella Vértes-Schütter fast jeden Tag. Gleichzeitig ist das zweite Buch in Arbeit, ein Coaching für den Vielfalt-Bereich wird entwickelt. Und dann sind da noch Reimers chronische Kopfschmerz-Attacken, die den Kulturschaffenden (30) aus Lohbrügge viel Kraft kosten. Gleiches gilt für sein Engagement für Lesben, Schwule und Trans-Menschen (LGBTIQ+), fühlt Reimers sich doch auch selbst keinem Geschlecht zugehörig.
„Es ist nicht so, dass ich trotz meiner Erlebnisse etwas tue, sondern gerade deshalb. Meine Erlebnisse bringen mich zum Handeln – und so finde ich meine Themen“, sagt Reimers, der stolz ist, jetzt seinen 2015er-Film-Erstling „Herr Reimers“ über seinen Vater endlich bei Amazon Prime abrufbar zu haben. „Eine Hommage an einen leider viel zu früh Verstorbenen, dessen Krankheit mich damals sehr betroffen gemacht hat.“
Yannick-Maria Reimers will seine Mitmenschen sensibilisieren
Dabei sind es nicht unbedingt die eigenen Erfahrungen, die Reimers antreiben: 2012 schreibt er nach dem rechtsextremen Anschlag beim Bergedorfer Mahnmal für Zwangsarbeiter am Schleusengraben sein erstes Aufklärungstheaterstück „Die atmende Wand“, das 2014 dann den Bertini-Preis für Zivilcourage gewann. Es folgten weitere Texte, Performances und Kunstwerke.
2019 schrieb Reimers während einer Theatercamp-Betreuung für Kinder ein Vielfalt-Märchen, um junge Menschen früh für unterschiedliche Lebensentwürfe zu sensibilisieren. Es geht darin um Wege, sich gegen aufkeimende Feindlichkeiten zu wappnen. „Das Geheimnis hinter dem Regenbogen“ wurde 2020 veröffentlicht und gewann das „KIMI-Siegel“ für Vielfalt. Im Buch setzt Reimers in einer Illustration seinen verstorbenen Eltern ein Denkmal. Es ist in jeder Buchhandlung bestellbar.
Auch der Kurzfilm „Herr Reimers“ entstand vor sieben Jahren aus einem Bedürfnis zu helfen: „Mein Vater war durch seinen Gehirntumor in seiner Motivation damals sehr limitiert und zog sich immer mehr zurück. Ich wollte ihn aus dem Alltag seiner Erkrankung holen, ihm in seiner verbleibenden Zeit mehr Leben schenken. Vieles schlug ich vor, doch er hatte oft keine Kraft oder keine Lust. Als ich ihm die Idee vorschlug, einen Film über seine Erkrankung und seine Heimat zu machen, flammte er auf. Mit diesem autobiografischen Film wollen Papa und ich ältere Menschen motivieren, rauszugehen und jüngere Menschen dazu zu bringen, auch an Ältere zu denken.“
„Herr Reimers“ enthält viele Aufnahmen aus Bergedorf und Vierlanden
Der ruhig erzählte Film mit vielen Aufnahmen aus Bergedorf und den Vierlanden ist erst jetzt, sieben Jahre später, auf Amazon Prime veröffentlicht worden. Musikerin Karla Feles, eine Freundin von Yannick-Maria Reimers, schenkte dem Film eine melancholische Ebene voller Zuversicht. Das erste Werk des Lohbrüggers wurde seinerzeit auf dem Kurzfilmfestival Nord gezeigt und bekam dort viel Befall.
Ab sofort bietet er nun Filmvorführungen von „Herr Reimers“ mit Nachgesprächen an (Kontakt per E-Mail: yannickmaria@kultourmiteinander.org): „Ich möchte das Thema Einsamkeit enttabuisieren und die jüngere und ältere Generation zusammenbringen. Das war das Ziel von Papa und mir in meinem Film. Und das möchte ich nun an Schulen und in Altenheimen fortsetzen. Auch Jahre nach dem Film und nach Papas Tod spielt das Thema Einsamkeit für mich eine besondere Rolle.“
Am Montag, 19. September, erobert Yannick-Maria Reimers zudem Bergedorfs Kino: Die Hansa Filmstudios zeigen um 20 Uhr sein 2022 erschienenes Werk „Farben unserer Seele“, ausgezeichnet mit dem Bertini-Preis für Menschen mit Zivilcourage.