Bergedorf. Yannick-Maria Reimers plant ein Buch- und Filmprojekt. Es geht um Liebe, Leben und Tod. Wer noch vor der Kamera steht.

„Ich wünschte, ich hätte mir erlaubt, glücklicher zu sein.“ Sätze von Menschen, die den Tod vor Augen haben, machen Yannick-Maria Reimers (30) nachdenklich. Auch weil der Bergedorfer Kulturschaffende selbst den frühen Tod der Mutter und später auch des Vaters verarbeiten musste: Was ist wirklich wichtig im Leben? Und wie lässt sich der Verlust geliebter Menschen verarbeiten?Als Antwort auf Fragen wie diese plant Reimers jetzt ein autobiografisches Film- und Buchprojekt. Titel: „Töne unserer Liebe“. Mit dabei sind Schauspielerin und Holocaustüberlebende Peggy Parnass (94) sowie Isabella Vértes-Schütter (60), Intendantin des Ernst-Deutsch-Theaters.

Yannick-Maria Reimers kann bereits einen großen Erfahrungsschatz vorweisen: Ob preisgekrönte Theaterstücke (Bertini-Preis 2014 für „Die atmende Wand“), Bücher (Kimi-Siegel für Vielfalt 2020 für „Das Geheimnis hinter dem Regenbogen“) oder die Kinopremiere des Film-Essays „Farben unserer Seele“ im Hansa Filmstudio (zu sehen auf Amazon Prime) – Reimers setzt in verschiedensten Bereichen künstlerische Projekte um, meistens mit autobiografischem Hintergrund. Nachdem der Vater vor knapp zehn Jahren an einem Gehirntumor erkrankt war, drehte Reimers mit ihm den Kurzfilm „Herr Reimers“ (zu finden auf YouTube) in Bergedorf und den Vierlanden. Damals ging es darum, Menschen zum Leben aufzurufen – trotz aller Widrigkeiten. „Im Film umarmen Papa und ich uns. Und das bedeutet bis heute: Immer wenn jemand den Film sieht, umarmen wir uns.“

Autobiografie aus Bergedorf: Im Film stirbt das erwachsene Kind vor der Mutter

Nun soll ein neuer Kurzfilm entstehen, in dem Peggy Parnass und Yannick-Maria Reimers die Hauptrollen spielen. Isabella Vértes-Schütter, langjährige Unterstützerin von Reimers, wird ebenfalls eine Rolle verkörpern. „Es geht um die Verbindung von Eltern und Kindern über den Tod hinaus.“ Im Film stirbt das erwachsene Kind Maxie (gespielt von Reimers) vor der Mutter Maria (gespielt von Parnass). Zuvor hatte Maxie mit sterbenskranken Menschen gearbeitet, mit ihnen sogenannte „Erinnerungsträume“ aufgenommen: Lebensbilder für die Hinterbliebenen.

„Diese Erinnerungen in Form von Hörbüchern lassen den Traum vieler Trauernder wahr werden: ihre Liebsten zu hören und von ihnen etwas aus ihrem Leben zu erfahren. Zu erfahren, wie sehr sie geliebt wurden und auch, was für Herausforderungen zu meistern waren“, sagt Reimers. Im Buch zum Film werden Aspekte des Abschieds mit Text und Illustrationen dargestellt. Ute Nerge, Gründerin des Kinderhospiz’ Sternenbrücke, half Reimers mit liebevollen Hinweisen zum Umgang mit dem Tod. Das Buch spielt auch im Film selbst eine entscheidende Rolle, denn Maxie schreibt es, um den Verlust des Vaters zu verarbeiten und um seinen Klienten die Erinnerungsträume näherzubringen – vor allem den Kindern der Sterbenskranken.

Yannick-Maria Reimers aus Bergedorf wird auf Krebs untersucht

Einen aktuellen Bezug im Film gibt es auch: Reimers leidet seit Jahren an Kopfschmerzen und wird derzeit auf einen Gehirntumor untersucht. „Ich verarbeite im Film meine Situation und versuche, verschiedenen Personen eine Stimme zu geben. Wie ist es, wenn man als Kind vor die Frage gestellt wird, der eigenen Mama von einer tödlichen Erkrankung zu erzählen? Sollte man es ihr sagen oder lieber verschweigen und die letzte Zeit so gut es geht genießen?“

Der Film soll nun so schnell es geht realisiert werden, auch weil vielleicht nicht mehr viel Zeit bleibt: „Peggy wird nicht jünger. Und auch ich weiß nicht, was in der nächsten Zukunft auf mich wartet.“

Das Budget für das Filmprojekt liegt bei 15.000 Euro – Förderung wird noch gesucht

Deshalb will Reimers keine langen Entscheidungswege bei TV-Sendern oder Film-Finanziers gehen. Er setzt auf das Herz und die Begeisterungsfähigkeit der Hamburger: „Ich suche Menschen, die dieses Projekt fördern und uns so ermöglichen, dem Thema Abschied und der Verbindung zwischen Eltern und Kindern ein Denkmal zu setzen.“

15.000 Euro setzt Reimers als Kostenrahmen an und möchte so viel wie möglich selbst realisieren. „Filme sind sehr teuer, gerade das Team dahinter, aber eine Erinnerung für die Ewigkeit ist unbezahlbar. Kurzfilme liegen oft bei einem Budget von 100.000 Euro. Doch bis das Geld freigegeben wird, geht oft viel Zeit ins Land. Und ich möchte so schnell wie möglich anfangen.“ Die Filmpremiere möchte Reimers am liebsten wieder im Hansa Filmstudio in Lohbrügge feiern.

Menschen, die im Sterben liegen können ihre Wünsche fürs Leben äußern

Außerdem können sich Sterbenskranke mit ihren Wünschen für das Leben bei Reimers melden und haben die Chance, dass ihre Wünsche im Film veröffentlicht werden.

„Das ist inspiriert von einer Krankenschwester, die Sterbende pflegte und sie fragte, was sie anders gemacht hätten. Einiges davon habe ich bereits ins Drehbuch geschrieben. Sätze wie: ,Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mein eigenes Leben zu leben.’ Oder: ,Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meine Gefühle auszudrücken.’ Oder eben: ,Ich wünschte, ich hätte mir erlaubt, glücklicher zu sein.’“

„Töne unserer Liebe“ als filmische und gemalte Bilder und als Stimmen Liebender, das will Reimers ganz bald verewigen. Wer dieses ehrgeizige Herzensprojekt fördern will oder eigene Wunschsätze beisteuern möchte, kann sich unter yannickmaria@KulTourMiteinander.org melden.