Bergedorf. Statt Maschendraht lieber Natur rund um öffentliche Gebäude. Doch nicht überall ist das geeignet, mahnt das Fachamt.
Sie sehen nicht schön aus, wurden sogar schon spöttisch besungen und sind auch nicht besonders umweltfreundlich. Maschendrahtzäune sind aber dennoch verbreitet, oft genug auch rund um städtische Gebäude. Doch geht es nach Umweltschützern, bietet sich hier ungeahntes Potenzial: Denn diese und auch andere Zäune können auf wenig Platz Lebensraum für viele Arten bieten. Eine Idee, die auch Bergedorfs Umweltausschuss charmant findet – und nun weiter vorantreibt.
Bereits 2021 hatte sich die Bezirksversammlung einem CDU-Antrag angeschlossen, die aus Bremen stammende Idee vom „Lebensraum Zaun“ auch in Bergedorf umzusetzen. Konkret: Wo „möglich, künftig Zäune aus natürlichen Materialien zu bauen“ oder durch eine Art Umbau für eine Nutzung durch Insekten attraktiv zu machen. Seit dem Beschluss voriges Jahr wurde allerdings zunächst vergebens nach einem Referenten zum Thema gesucht – der sich nun im Bergedorfer Tierrettungsverein Looki fand.
Die Natur als Abgrenzung und für Zäune nutzen – das gefällt auch Tieren
Mitarbeiterin Marlene Drews stellte im Bergedorfer Umweltausschuss vor, welche Möglichkeiten es gibt, vorhandene Zäune zu einem kleinen Naturparadies zu machen. Da ist zum Beispiel die Benjeshecke. Kurz gesagt werden dafür Grünabfälle und Gehölzschnitt am Zaun oder zwischen Holzpfählen so aufgeschichtet, dass sie einen Wall ergeben. Jedes Jahr gibt es durch den Rottungsprozess Platz für eine neue Schicht – und für neuen Lebensraum. Die Benjeshecke biete „vielen Lebewesen Unterschlupf, wie zum Beispiel dem Igel und einigen Vogelarten“, erklärte Marlene Drews.
Weidenflechten locken Bienen an, die Blätter schmecken auch anderen Tieren
Doch es gibt noch weit mehr Alternativen zum Maschendrahtzaun – und auch mehr Möglichkeiten, Zäune naturnah umzugestalten. Weidenflechten etwa können gut zu einem Zaun verflochten werden. Sie blühen früh im Jahr und locken durch ihre eiweißreichen Pollen Bienen an. Ihr Blätter ernähren zudem Hunderte Tierarten. Ein Maschendrahtzaun kann zudem als Spalier für Obstpflanzen genutzt werden: Insekten und Vögel freut es. Gabionen – eine Art Gartenwall, der mit Steinen gefüllt wird – können auch mit Holz gebaut werden. Pilze, Bakterien und Insekten finden hier Lebensraum. Und ein Palisadenzaun wie zu Asterix’ Zeiten freut unter anderem den Specht.
Fachamtschef Wolfgang Charles will sich nun Gedanken machen, wo und wie an öffentlichen Geländen solche Zäune Sinn ergeben. Denn überall seien sie nicht geeignet, sagte er: „Eine Benjeshecke würde ich zum Beispiel an Spielplätzen aus Sicherheitsgründen nicht empfehlen.“ Charles stellte zudem fest, dass Pflegeaufwand und Nutzen im Blick bleiben müssen – und dass es genau deshalb auch gar nicht so viele Zäune an öffentlichen Gebäuden im Bezirk gebe.
Der Bezirk könne noch mehr für die Umwelt tun, findet Vanessa Haloui von Looki
Vanessa Haloui vom Verein Looki mahnte indes: „Wir brauchen noch ein bisschen mehr Ideen und Initiative für Bergedorf.“ Die beiden Igelhaufen im Grünen Zentrum seien zwar gut und schön, doch für die Umwelt könne im Bezirk noch weit mehr getan werden. Sie regte an, auch am Rathaus und am Schlosspark mit wenig Aufwand Zäune umzugestalten.
Das könne einen weiteren positiven Effekt haben, hoffte Anke Bendt-Soetedjo (Grüne): „Privateigentümer, denen das gefällt, könnten das dann bei sich zu Hause auch umsetzen.“