Hamburg. Der Musiker, der schon Melodien für die Sendung Extra3 geschrieben hat, will das Leben von Begedorfern in einem Stück zusammenfassen.

Ihm genügen nur wenige Worte des Austauschs, ein paar Momente, vielleicht auch die eine oder andere Gefühlsregung – dann scheint Mark Scheibe eine ziemliche genaue Vorstellung von seinem Gegenüber zu haben. Wie er ihn passend vertonen könnte. Ein bisschen Fagott hier, ein paar Töne Bassklarinette dort, eine Anlehnung an die großen Werke eines Johann Sebastian Bach – so könnte sich der mehrfach ausgezeichnete Komponist beispielsweise eine Vertonung des Schreibers dieser Zeilen sehr gut vorstellen.

Wer das spannend und nicht empörend findet und auch unbedingt Teil der Eröffnungsfeier des Körber-Hauses sein möchte, muss hier mitmachen. Passenderweise heißt das musikalische Experiment ab dem 17. September von Mark Scheibe und der Körber-Stiftung dann auch „Meine Symphonie“. In der Uraufführung soll „Meine Symphonie“ das Leben von bis zu 15 Bergedorfern in orchestraler Fassung als Musikstück darstellen – und das im mit über 100 Gästen gefüllten Körber-Saal im Dezember 2022, wenn die Eröffnungswoche des Neubaus ansteht. Genauer möchte die Körber-Stiftung nicht werden, was das Datum der Feier angeht. Immerhin heißt es von verantwortlicher Seite, dass die Bauarbeiten „absolut auf der Zielgeraden“ seien, im Herbst alle Flächen an die Mieter übergeben werden und es dann in die Innenausstattung gehen soll.

Körber-Haus: Wenn Scheibe komponiert, können schon mal Tränen fließen

Wenn alles fertig ist, gibt es diese spezielle Symphonie zu hören. Mark Scheibe hat ein ähnliches Format in seinem künstlerischen Schaffen schon mehrfach bewältigt, weiß, „dass auch mal Tränen fließen können“. Jetzt fragt der Wahl-Berliner, der eigentlich gebürtiger Bremer ist, die Bergedorfer: „Was war die schönste oder prägendste Begegnung in Ihrem Leben?“ Der 54-Jährige hat sich vorgenommen, sich „Geschichten anzuhören und sie dann gemeinsam in Musik zu verwandeln“. Denn seiner Meinung nach hat jeder irgendetwas in seinem Leben, das zur Melodie oder Symphonie taugt und zu einem Text reifen kann. Scheibes Optimismus ist grenzenlos: „Ich war schon immer fasziniert und angenehm berührt von Menschen.“

Das Körber-Haus sieht schon fast fertig aus - Ende 2022 soll es eröffnet werden.
Das Körber-Haus sieht schon fast fertig aus - Ende 2022 soll es eröffnet werden. © Alexandra Schrader | Alexandra Schrader

Ab Sonnabend, 17. September, treffen sich Geschichtenerzähler und Begegnungs-Erinnerer mit dem Profimusiker (aktuelle LP „Champagner für alle“) im „alten“ Haus im Park im Gräpelweg 8. An fünf Wochenenden sollen sich die Teilnehmer so weit wie möglich öffnen. Beim ersten Treffen möchte sich Mark Scheibe mit jedem einzelnen Teilnehmer unterhalten. „Die ersten Töne auf meinem Klavier kommen schnell“, verspricht er. Und bitte keine Angst: Neben großen Runden mit allen Teilnehmern sind auch Einzelgespräche vorgesehen.

Mark Scheibe hat auch für „Extra3“ komponiert

„Zehn bis 15 Leute für ,Meine Symphonie’ wären ideal. Wir hoffen, insbesondere die Bergedorfer anzusprechen“, sagt Bahar Roshanai, Programmmanagerin Musik, Bereich Kultur, bei der Körber-Stiftung und Begleiterin der symphonischen Werkstatt. Weil das künftige Körber-Haus ja ein Ort vieler Kulturen und Generationen sein soll, möge sich das bitte auch bei „Meine Symphonie“ widerspiegeln. Übrigens auch in dem generationenübergreifenden Orchester, das bei der Eröffnung aufspielen wird. Bahar Roshanai: „Dieses Projekt wird ein Prototyp für den Charakter des Hauses sein.“ Anmeldeschluss ist der 10. September, Anmeldungen und Fragen an kultur@koerber-stiftung.de. Das Ganze ist kostenlos.

Bei Scheibe ist jeder in den allerbesten Händen: Der 54-Jährige leitet seit 2007 im Zukunftslabor Orchesterschule der Deutschen Kammerphilharmonie in Bremen das von ihm entwickelte und bereits ausgezeichnete Projekt „Melodie des Lebens“, dem Vorbild für „Meine Symphonie“. Einem breiteten Publikum ist der Mann als TV-Chansonnier bekannt, schrieb unter anderem die Musik für die Satiresendung „Extra3“. Hinzu kommen orchestrale Umsetzungen für Theater und Konzertbühnen, drei Solo-Platten und eine Oper, um ein paar Schaffensschritte zu nennen.

Übrigens: „Meine Symphonie“ soll, wenn das Theater mit seinen 460 Sitzplätzen voraussichtlich im März 2023 fertig sein wird, ein zweites Mal im neuen Körber-Haus erklingen.