Hamburg. Das Treffen bietet Austausch und eine Auszeit vom Alltag, macht aber auch viel Arbeit. Wer unterstützt die Einrichtung am Reetwerder?

„Ich hab’ noch Lasagne übrig“ oder „Ruf doch mal meinen Mann an, der ist Elektriker“. Solche Sätze sind im Mütterzentrum am Reetwerder 11 üblich, wenn alle am Frühstückstisch sitzen: kinderlose Frauen, Schwangere, Mütter von leiblichen, Adoptiv- oder Pflegekindern. „Jeder ist bei uns willkommen“, sagt Nicki Meyhöfer, die froh ist, dass sich zuletzt auch wieder drei Männer in die Gruppe trauten – wobei das frühere Väter-Frühstück leider eingeschlafen ist. „Die könnten sich aber problemlos wieder mit Weißbier und Mettbrötchen treffen“, meint die 33-Jährige, die überhaupt sehr glücklich wäre, wenn sich mehr Engagierte fänden. Denn das Bergedorfer Mütterzentrum, das im Oktober sein 35-jähriges Bestehen feiert, wird komplett ehrenamtlich betrieben.

Problem sei, dass sich mittlerweile die Umstände geändert hätten, so die Buchhalterin, die 2012 von Lüneburg nach Lohbrügge gezogen war: „Früher blieben unsere Gäste so lange, bis die Kinder zur Grundschule kamen. Heute aber gehen die Mütter oft schon nach einem Jahr wieder arbeiten und gewöhnen das Kind in der Krippe ein“, sagt Nicki Meyhöfer und rechnet: „Wenn sie also erst mit einem fünf Monate alten Kind in unsere Krabbel- und Spielgruppen finden, bleiben viele kaum ein halbes Jahr lang.“

Ehrenamt: Frühstück braucht Leute zum Einkaufen, Kaffee kochen, Obst schälen

Dabei ist die Idee doch, dass die Mütter sich ganz luxuriös an den gedeckten Frühstückstisch setzen und entspannen können – für vier Euro. Dafür braucht es natürlich auch Leute, die einkaufen, Kaffee kochen, Obst schälen. Derzeit sind es nur sieben Aktive, von denen vier auch berufstätig sind. Wer bitteschön hat noch Zeit, Lust und Muße für ein Ehrenamt? „Ich bin gut zehn Stunden pro Woche hier und würde die Arbeit gern auf mehrere Schultern verteilen“, sagt die Mutter von Nora (11) und Lion (6).

Für manche Frauen soll es bloß eine Ablenkung sein, wenn sie nicht über Kinder und Haushalt sprechen – zugleich aber den Nachwuchs im benachbarten Spielzimmer betreut wissen. Andere Frauen tauschen sich über ihre Sorgen aus, den Schlafentzug etwa, Schulprobleme oder auch, wenn es zu häuslicher Gewalt kommt. „Wir sind zwar alles keine Fachleute, aber wir bringen Erfahrungen mit. So etwa die Kinderkrankenpflegerin, die vier Kinder allein erzieht“, erzählt Nicki Meyhöfer.

Wer hat Lust, sich im Mütterzentrum zu engagieren?

Überhaupt fehle in Bergedorf ein Treff für Alleinerziehende. Auch könnte sich jemand finden, der Sommerfeste oder Ferienprogramme organisiert, vielleicht bei der weihnachtlichen Shopping-Kinderbetreuung hilft. Oder beim alljährlichen Laternenumzug. „Eine halbe Personalstelle wäre großartig, aber die knapp 30.000 Euro vom Bezirksamt reichen eben nur für Miete samt Nebenkosten und die Putzfrau“, meint die Vorständin, die eingesteht, dass Planung schwierig ist: „Mal kommen nur zwei, zuletzt 19 Frauen zum Frühstück.“

Der Bedarf indes sei unangetastet, schließlich gebe es in Bergedorf gerade „eine Tendenz zum dritten oder gar vierten Kind“, beobachtete Meyhöfer und lädt „alle in unser offenes Wohnzimmer ein“ (das sogar ganztags auch für Nicht-Mitglieder für 45 Euro gemietet werden kann). Wer Näheres zum MüZe erfahren will, guckt nach unter www.muetterzentrumbergedorf.de.