Bergedorf. An der Gewerbeschule brennen Leuchten Tag und Nacht. Warum das so ist und warum es keine schnelle Abhilfe gibt.
„Es wird derzeit so viel von Energiesparen geredet“, sagt Werner Weiß. Doch die Straßen- und Gehwegbeleuchtung an der Gewerbeschule Bautechnik (BS 08) brennt Tag und Nacht – und das schon seit etwa einem Jahr. Zweimal hat er beim Bezirksamt Bergedorf angerufen, auf die im Dauerbetrieb laufenden 50 Laternen hingewiesen, doch nichts ist passiert.
„Dafür scheint niemand zuständig zu sein“, schimpft Weiß. Allerdings liegt die Zuständigkeit nicht beim Bezirksamt, wie eine Recherche unserer Zeitung ergab. Und eine schnelle Änderung des Missstands ist nicht zu erwarten.
Auch in Zeiten der Energiekrise wird das Problem nicht schnell gelöst
Der 75-Jährige ist in Bergedorf-West viel auf dem Fahrrad unterwegs – und nimmt gern Wege etwas abseits des Billwerder Billdeichs. Vor einem Jahr fielen ihm also auf dem Parkplatz, dem Schulhof und den Wegen entlang der Gewerbeschule die Laternen im Dauerbetrieb auf. Er rief beim Bezirksamt, wo ihm ein Mitarbeiter freundlich versprach, sich um das Thema zu kümmern.
Zufälligerweise traf der agile Rentner noch bei seinen Radtouren zwei Handwerker an der Schule. Doch sie wussten nicht, wie die dauerleuchtenden Lampen ausgeschaltet werden könnten. Ein Bildungsträger der Schulbehörde hat auf dem Gelände seine Räume. Weiß rief dort an und bekam zu hören, dass die Räume nur gemietet seien und man nichts über die Beleuchtung wisse.
Als sich vor einem halben Jahr nichts geändert hatte, rief Werner Weiß ein zweites Mal im Bezirksamt an. Diesmal hatte er einen anderen Mitarbeiter am Apparat. Wieder wurde versprochen, sich zu kümmern. Wieder wurde freundlich und zugewandt auf sein Anliegen reagiert. Als sich jetzt, also ein halbes Jahr nach dem zweiten Anruf nichts getan hatte, wendet sich Weiß an unsere Zeitung.
Wolfgang Weiß: „Das ist eine Verschwendung von Steuergeldern“
Zusätzlich erzürnt den Bürger, dass von den 50 Laternen mittlerweile nur noch 27 leuchten. „Kein Wunder, dass die Lampen kaputt gehen, wenn sie den ganzen Tag an sind“, ärgert sich der Bürger. Dass Laternen ein Jahr im Dauerbetrieb laufen und rund die Hälfte mittlerweile defekt sind, hält er für Verschwendung von Steuergeldern.
Bei beiden Anrufen notierte sich Weiß weder Namen der Gesprächspartner noch deren Durchwahlnummern notiert. Im Bergedorfer Bezirksamt sind seine Anrufe somit nicht nachvollziehbar. Rathaussprecher Lennart Hellmessen antwortet knapp auf unsere Anfrage: „Der Bezirksverwaltung ist kein Anruf diesbezüglich bekannt.“
Die große Frage für aufmerksame Bürger: „Wer ist eigentlich zuständig?“
Und das Bezirksamt sei auch gar nicht zuständig. Hellmessen bietet zwei Varianten an: „Stehen die Leuchten auf dem Schulgelände ist die Schulbehörde zuständig. Wenn sie im öffentlichen Raum stehen, läge die Zuständigkeit bei den Hamburger Verkehrsanlagen“, so der Rathaussprecher. Und er gibt noch einen Hinweis, an wen sich Bürger wenden können, wenn sie defekte Lampen entdecken: Die können im Internet bei „Störungs- und Schadensmeldungen für Lichtsignal- und Beleuchtungsanlagen in Hamburg“ aufgegeben werden.
Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende, zu der die Störungs- und Schadensmeldungen gehören, winkt jedoch auch ab. Manuel Fricke aus der Pressestelle der Behörde antwortet: „Nach Auskunft der Hamburger Verkehrsanlagen (HHVA) handelt es sich bei der angegebenen Örtlichkeit um das Schulgelände der beruflichen Schulen Bergedorf Billwerder Billdeich/Ladenbeker Furtweg.“
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Die HHVA betreibe dort keine Beleuchtungsanlagen. Die Behörde geht davon aus, dass es sich um Beleuchtungsanlagen der Schule selbst handelt. „Diese liegen somit im Zuständigkeitsbereit der Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB)“, verweist die Behörde von Anjes Tjarks (Die Grünen) auf die des Senatskollegen Ties Rabe (SPD).
Und tatsächlich: Dort kennt man das Problem, doch es wird noch dauern, bis sich etwas ändert. „Die Lichtsteuerung an den Außenanlagen des Standorts Billwerder Billdeich ist derzeit defekt – dies ist der Schule und dem mit der Bewirtschaftung beauftragten Landesbetrieb Schulbau Hamburg (SBH) bekannt“, antwortet Claudia Pittelkow von der Pressestelle der Schulbehörde. Aus Gründen der Verkehrssicherheit sei die Beleuchtung daher durchgehend eingeschaltet, um die Sicherheit auch im Dunklen zu gewährleisten. Eine tageszeitabhängige Steuerung sei aktuell nicht möglich.
Mit der Schulsanierung wird auch die Lichtsteuerung modernisiert
Doch bis Ende 2023 wird die 14.300 Quadratmeter große Berufsschulfläche komplett entkernt und erneuert – für 26 Millionen Euro. Auch die etwa 100.000 Quadratmeter großen Außenanlagen der drei nebeneinander liegenden Berufsschulen sollen für etwa neun Millionen Euro saniert werden, bestätigt die Schulbehörde. In diesem Zuge, so Claudia Pittelkow, werden alte Lampen durch LEDs ausgetauscht, sollen auch die Probleme der Lichtsteuerung behoben werden. „Schulbau Hamburg wird voraussichtlich noch in diesem Jahr mit den entsprechenden Maßnahmen starten“, so die Vertreterin der Rabe-Behörde. Nach rund eineinhalb Jahren könnte also der Dauerbetrieb der Lampen gestoppt werden.