Hamburg. Die fast leeren P+R-Plätze kritisiert der Geesthachter Arne Schulz. Warum er die Bezahlpflicht für Autofahrer als Strafe wertet.

„Ich fühle mich durch das Bezahlsystem bestraft, weil ich eigentlich doch den Öffentlichen Nahverkehr unterstützen möchte.“ Der Geesthachter Arne Schulz pendelt seit 20 Jahren von seiner Heimatstadt in den Bezirk Bergedorf, um dort vom Pkw auf die S-Bahn umzusteigen und zu seiner Arbeitgeber nach Poppenbüttel zu gelangen. Doch etwas missfällt dem 41-Jährigen immer häufiger: Die beiden Park+Ride-Anlagen am Rahel-Varnhagen-Weg sind nur spärlich besetzt, seitdem dort im Juli 2014 die Entgeltpflicht eingeführt wurde. Deshalb fordert er: „Macht das Parken hier wieder kostenfrei.“

Ähnlich viele leere Parkplätze beobachtet Landschaftsgärtner Schulz auch an der Station Mittlerer Landweg, seitdem das Parken Geld kostet. „Diese Parkplätze waren früher ganztägig ausgelasteter“, sagt Schulz beim Blick auf nicht mal ein Dutzend Autos auf den beiden Neuallermöher P+R--Plätzen zur Feierabendzeit um 17.30 Uhr.

P+R-Plätze sind nicht ausgelastet – die Gründe seien vielfältig

Die Tageskarte auf dem P+R-Angebot kostet 2 Euro, die 30-Tage-Monatskarte 20 Euro, die Jahreskarte 100 Euro. Klingt erschwinglich, kommt aber offenbar beim Kunden nur mäßig an, wie die Zahlen von der P+R Betriebsgesellschaft aus der Vor-Corona-Zeit 2019 belegen: Da lag die Auslastung der 368 Stellplätze am Neuallermöher Zugang der Station Nettelnburg gerade mal bei rund 50 Prozent.

Für Jan Krampe, Geschäftsführer der P+R -Betriebsgesellschaft, sind die geringen Auslastungszahlen nicht allein mit der Einführung kostenpflichtigen Parkens erklärbar. Auch Ferienzeit plus Folgen der Corona-Pandemie mit deutlich m

Auf diesem Schild steht, was das Parken auf dem P+R-Platz kostet.
Auf diesem Schild steht, was das Parken auf dem P+R-Platz kostet. © BGDZ | Jan Schubert

ehr Homeoffice seien Gründe für wenigen Parkplatznutzer direkt an der S-Bahnstation Nettelnburg.

Die Bezahlpflicht sei laut Jan Krampe auch wegen der Qualitätsverbesserung der Anlagen und zur Abschaffung eines weiteren Ärgernisses erfolgt. „In Nettelnburg standen vor 2014 viele Anwohner auf den kostenlosen Plätzen und fast keine Pendler.“ Durch das Bezahlsystem sei die Fokussierung auf die Berufspendler geglückt. Auch konnte die Anlage modernisiert werden, beispielsweise durch Videoüberwachung und Rufsäulen.

Gratis-Plätze an der S-Bahnstation Allermöhe sind jeden Tag heiß umkämpft

Arne Schulz fährt öfter den einzig verbliebenen Gratis-Parkplatz (etwa 100 Plätze) an der S-Bahnstation Allermöhe an – und kämpft täglich mit anderen um eine Parklücke. Das wird sich aber wohl schon 2023 ändern. Dann ist geplant, dort ein Gleichrichterwerk aufzubauen, womit mindestens die Hälfte der Stellplätze wegfällt. „Man muss doch Anreize schaffen, wenn man die Autos außerhalb der Städte halten und den ÖPNV befeuern will“, hätte Schulz durchaus Ideen.

Arne Schulz gefällt die Leere des Parkplatzes am Rahel-Varnhagen-Weg gar nicht. Aus Sicht des Geesthachters beweist sie, dass Berufspendler wie er, die unbedingt die Angebote des Öffentlichen Nahverkehrs nutzen wollen, nicht einsehen, für ihren Parkplatz auch noch bezahlen zu müssen. Der 41-Jährige meint, dass die Verantwortlichen der P+R Betriebsgesellschaft und der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) ein attraktiveres Paket schnüren müssten, um Anreize für den ÖPNV zu schaffen.

Pendler schlägt vor, Parkkosten in die HVV-Monatskarte zu integrieren

„Die Kosten für das Parken könnten doch in die HVV-Monatskarte einfließen und wären somit abgegolten“, erklärt Arne Schulz seinen Ansatz. Es bräuchte dafür noch die Installation einer Schranke zum Ein- und Ausfahren ausschließlich für Pendler, die auch wirklich die S-Bahn nutzen. Dies bleibt aber für den Geesthachter nur die zweitliebste Lösung.

Am besten sei es, das Parken an der S-Bahnstation Nettelnburg wieder kostenlos zu machen: „In Zeiten, in denen alles teurer wird, sind auch zwei Euro am Tag viel Geld.“ Überdies sei die HVV-Monatskarte (112,86 Euro) im Vergleich zu anderen Städten wie beispielsweise München (57,80 Euro) deutlich teurer. Allerdings: Im Zuge der Einführung der Entgeltpflicht auf P+R-Plätzen wurde auch die Monatskarte von 200 Euro auf den aktuellen Preis reduziert.

Eine Schrankenlösung lehnt die P+R Betriebsgesellschaft ab

Die P+R Betriebsgesellschaft hat sich nach Angaben von Geschäftsführer Jan Krampe „bewusst gegen eine Schrankenlösung“ am Rahel-Varnhagen-Weg entschieden. Denn das zöge ebenfalls einen höheren technischen Aufwand nach sich und verursache weitere Kosten.

Hingegen werde der Gedanke eines Abonnementsmodells mit dem HVV geprüft, so Krampe. Dass Berufspendler wie Arne Schulz es als „Bestrafung“ empfinden könnten, auf P+R-Plätzen zu bezahlen, kann Jan Krampe nicht nachvollziehen: „100 Euro im Jahr für kostenpflichtiges Parken bei uns sehe ich weniger als Strafe, als wenn jemand in der Innenstadt zehn Euro täglich fürs Parkhaus ausgibt.“