Bergedorf. Legale Grabeländer vom Schwarzen Weg, denen gekündigt wurde, könnten wie Kleingärtner behandelt werden. Was die CDU dazu sagt.

Der Frust sitzt tief bei den Pächtern des Grabelandes zwischen Neuer Weg und A 25. Nur dieser eine Sommer noch, dann müssen sie, wie berichtet, Abschied nehmen von ihren Lauben und Häusern – Gärten, die teils seit Jahrzehnten ein zweites Zuhause für sie sind. Bis Ende des Jahres müssen die Pächter Platz für den künftigen Innovationspark machen. Dass die zuständige Hamburg Invest ihnen jüngst kündigte, mögen sie aber nicht einfach so hinnehmen: Mit selbstgemalten Schildern protestierten jetzt etwa 40 Grabeländer vor dem Bergedorfer Rathaus, in dem die Bezirksversammlung tagte. Die Siedlung hatte in der Vergangenheit wegen vieler Brandstiftungen auch als Bergedorfs wohl unheimlichste Laubenkolonie Schlagzeilen gemacht.

Die Hoffnung der Pächter galt auch einem CDU-Antrag. Darin fordert die Fraktion Ersatzgärten für die Grabeländer. Ausgleich, der den Pächtern zwar rechtlich nicht zusteht, da die Lauben einst ungenehmigt entstanden und nur geduldet wurden. Es sei aber schon zu Beginn der Innovationspark-Planung vor mehr als zehn Jahren „interfraktionell Konsens in der Bezirkspolitik“ gewesen, den Grabe­ländern trotzdem Ersatzflächen anzubieten, stellte Sven Noetzel (CDU) fest. So wie auch den anderen Kleingärtnern auf dem Areal: Der Bergedorfer Schrebergartenverein 609, der allerdings noch nicht gekündigt wurde, soll mit seinen etwa 100 Pächtern vom Curslacker Neuen Deich an die Rothenhauschaussee umsiedeln dürfen.

Laubenkolonie: Das ist der Plan der CDU

Nun müsse es ein Zeichen geben, dass auch die Grabeländer dorthin ausweichen dürfen, so Noetzel: „Wir sollten ein Zeichen setzen, dass wir am Konsens festhalten.“ In ihrem Antrag forderte die CDU, den Bebauungsplan für die Ausweichflächen nahe der Rothenhauschaussee „voranzutreiben, um genügend Ersatzflächen für den Wegfall der Kleingärten“, auch im Grabeland, bereitstellen zu können.

Und es gibt tatsächlich Hoffnung: Die anderen Fraktionen zeigten sich gesprächsbereit. Heinz Jarchow (SPD) erinnerte zwar an die eindeutige Rechtslage zuungunsten der Grabeländer – möchte nun aber im Stadtentwicklungsausschuss „Raum geben“, damit über Ausweichflächen gesprochen werden kann. Gegen die CDU, die den Antrag gern sofort beschlossen hätte, wurde der Überweisung in den Ausschuss zugestimmt.

Laubenkolonie: Zuletzt immer mehr illegale Bewohner

Allerdings drängt nun die Zeit. Denn es sind nicht eben wenige Grabeländer, die bis Ende des Jahres ihre Häuschen und Lauben räumen sollen. Vorhabenträger Hamburg Invest hat 170 Kleingärtner gezählt, von denen aber nur etwa 125 einen gültigen Pachtvertrag haben – zuletzt hatte es immer mehr wilde Lauben gegeben.

Irene Müller (65) verbringt seit über zehn Jahren viel Zeit in ihrem Garten in den Grabeländern.
Irene Müller (65) verbringt seit über zehn Jahren viel Zeit in ihrem Garten in den Grabeländern. "Das ist wie Therapie für mich", sagt sie. © Alexandra Schrader | Alexandra Schrader

Zusammen mit den Kleingärtnern des Bergedorfer Schrebergartenvereins 609 werden es dereinst mehr als 200 Pächter sein, die auf eine neue Parzelle hoffen. Und obwohl die Ersatzflächen im Bereich Rothenhauschaussee Potenzial für bis zu 240 neue Kleingärten bieten: So schnell dürften diese Parzellen kaum bezugsfertig sein. Ohnehin mag manch ein Grabeländer auch über Umzug nicht nachdenken. So sagt etwa Irene Müller (65), die 800 Quadratmeter Garten bewirtschaftet: „Ich gehe hier nicht weg.“