Bergedorf. Enthüllung im Foyer des Ortsverbands Bergedorf an der Brookkehre. Doch hat das Relikt wirklich die Nazis überlebt?

Es ist ein rot besticktes Banner aus weißer Wolle, um das sich 115 Jahre Geschichte des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) Bergedorf/Rothenburgsort ranken – und auch manches Geheimnis. Seit Freitag schmückt der betagte Stoff, für 10.500 Euro restauriert und nun hinter Glas, das Foyer des Ortsverbandes an der Brookkehre.

„Ein perfekter Platz, um zu zeigen, dass Haltung bei uns Tradition hat. Als Samariter helfen wir jedem, egal ob Flüchtling, Andersgläubiger oder Millionär“; sagte ASB-Bundesvorsitzender Knut Fleckenstein, der zur Enthüllung ebenso anreiste, wie Hamburgs Landeschef Gerd Prüfer. Und der ergänzte, dass dieses Banner auch das Überstehen der Nazi-Zeit symbolisiere. Denn unter Hitler wurden der ASB und alle seine Symbole verboten. Nur dieses eine Banner überlebte – angeblich versteckt in einer Hundehütte.

Ortsverband Bergedorf wurde von den Nazis verboten und neu gegründet

Ob das tatsächlich so war, ist umstritten. Nach Einschätzung von Restauratorin Ada Hinkel, die das Relikt in ihrer Werkstatt bearbeitet hat, könnte der Stoff durchaus erst in den 1950er-Jahren bestickt worden sein, also nach dem Dritten Reich. Für Landeschef Prüfer ist das nicht entscheidend: „Auch wenn es am Ende nur knapp 70 Jahre alt ist, es bleibt ein Symbol für die Kontinuität unseres ehrenamtlichen Engagements.“

Tatsächlich ist die Geschichte des Ortsverbands kompliziert, denn er hat zwei Gründungslinien: Die 1907 entstandene „Kolonne Schiffbek“ und die fünf Jahre jüngere „Kolonne Bergedorf“. Beide existierten nebeneinander, wurden nach dem Verbot durch die Nazis 1954 neu gegründet und teils umbenannt. Erst 1999 sind sie zum heutigen Ortsverband Bergedorf/Rothenburgsort geworden.

Der Ortsverband zählt gegenwärtig 80 Ehrenamtliche, darunter überwiegend Sanitäter, die etwa bei Volksfesten und Sportereignissen eingesetzt werden. Aber es gibt auch die Rettungshundestaffel mit sechs Tieren samt Begleitern und weitere sechs sogenannte Besuchshunde. „Alle sind an der Brookkehre stationiert“, sagt Ortschef Hans-Günter Gill. „Rothenburgsort ist schon lange nicht mehr unsere Heimat.“