Lohbrügge/Malta. Seenotretter Ingo Werth ist mit der „Nadir“ auf dem Mittelmeer unterwegs. Kurs Libyen geriet das Schiff in 3,50 Meter hohe Wellen.

Mit bester Vorbereitung startete der Lohbrügger Kapitän Ingo Werth vom an der Osterrade ansässigen Verein Resqship erneut zur Beobachtungstour auf dem Mittelmeer – und berichtet von seinen ersten Eindrücken.

„Nachdem Zoll und Immigration Police sehr zuvorkommend waren, legten wir um 19 Uhr auf Malta ab. Der nicht vorhandene Wind gab dem Motor die Chance zu zeigen, dass er gut drauf ist. Am nächsten Morgen folgten die weiteren Einweisungen in die sichere Handhabung des Beibootes“, schreibt der 62-Jährige von Bord der „Nadir“, die im Notfall bis zu 60 Flüchtlinge aufnehmen und vor dem Ertrinken retten könnte.

Seenotretter Ingo Werth hat ein erfahrenes Team an Bord

Das erfahrene Team besteht aus sieben Leuten, manche waren schon bei 20 Einsätzen dabei. „Wir haben unser Fahr- und Bergetraining absolviert und sind nun auf Kurs 180 Grad Richtung Libyen“, schreibt Werth in sein Bord-Tagebuch.

Der Bergedorfer Ingo Werth war bereits an der Versorgung und Rettung Tausender Flüchtlinge beteiligt.
Der Bergedorfer Ingo Werth war bereits an der Versorgung und Rettung Tausender Flüchtlinge beteiligt. © BGZ / Anne Strickstrock | Anne Strickstrock

Auf Überraschungen jedweder Art müssen sie immer gefasst sein, diesmal war es das Wetter: „Zum Ende der Woche mussten wir einen Schutzhafen aufsuchen, es waren 3,5 Meter hohe Wellen und Ostwind mit 7 bis 8 Beaufort vorausgesagt. Und da verlässt dann auch kein Boot die afrikanische Küste“, so der Kapitän. Immerhin also Windgeschwindigkeiten von bis zu 74 km/h.

An Versorgung und Rettung von 12.000 Menschen beteiligt

Die gesamte Crew sei gut drauf, „alle eint das Gefühl, hoffentlich zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, um Menschen in höchster Gefahr zur Seite stehen zu können“, schreibt Werth, der selbst bereits an der Versorgung und Rettung von 12.000 Menschen beteiligt war.

Aktuell allerdings macht er sich Sorgen darum, dass die Afrikaner in Deutschland als „Flüchtlinge zweiter Klasse“ behandelt werden, da ihnen nicht wie den Ukrainern ein dreijähriger Aufenthalt inklusive Arbeitsgenehmigung angeboten wird, so der 62-Jährige: „Wir brauchen mehr Gerechtigkeit.“