Hamburg. Rund um das Pilotprojekt in Bergedorf sind jetzt viele Bäume abgeholzt worden. Tierschützer üben Kritik. Die Hintergründe.

Zwischen zwei Bäumen hängt das dicke Tau über der Straße Pollhof: eine sogenannte Eichhörnchenbrücke, auf der die Tiere sicher eine Straße überqueren können. Erst im Sommer vergangenen Jahres hatte das Bezirksamt das Seil installiert – initiiert vom Tierschutzverein Looki und der CDU. Doch drumherum sieht es nun kahl aus – nicht nur, weil die Bäume noch kein Laub tragen. Anfang des Jahres hat das Bezirksamt Bergedorf hier „Knickpflege“ betrieben, also Büsche und Sträucher stutzen lassen.

Vanessa Haloui, Vorsitzende des Tierschutzvereins Looki, ist empört über das Ausmaß der Abholzung direkt neben ihrer Tierschutzstation. „Natürlich müssen die Pflanzen ab und zu gestutzt werden, aber da stehen jetzt ja nur noch drei oder vier einzelne Bäume. Alles andere ist weg, auch Bäume wurden weggenommen“, sagt die 41-Jährige. Ihre Befürchtung: Die Brücke könnte von den Eichhörnchen nicht mehr angenommen werden.

Eichhörnchenbrücke Bergedorf: Pflanzen wurden aus Sicherheitsgründen weggenommen

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. © Alexandra Schrader | Alexandra Schrader

Wolfgang Charles, Grünchef des Bezirksamts Bergedorf, betont, dass nur Pflanzen weggenommen worden seien, bei denen es unbedingt nötig gewesen sei. „Zum Beispiel, weil sie marode waren und die Gefahr bestand, dass sie auf die Straße fallen“, sagt Charles. Oder weil sie andere Bäume zu sehr bedrängten. „Wir holzen nicht einfach so etwas ab, schließlich kostet das ja auch Geld und Zeit.“ Zudem ist er überzeugt: „Es ist einfach etwas Geduld gefragt. Schon im Juni wird vieles wieder ausschlagen.“

Auch der Nabu Hamburg hat das Projekt Eichhörnchebrücke begleitet. Stefanie Zimmer, Biologin und Umweltpädagogin bei dem Verein, kann die Sorgen der Looki-Chefin verstehen. „Ich glaube allerdings nicht, dass die Eichhörnchenbrücke jetzt nicht oder viel schlechter angenommen wird“, so Zimmer. Nichtsdestotrotz könne es so länger dauern, bis das Projekt richtig anlaufe. „Abholzung ist immer ein Problem für die Tiere. Eichhörnchen sind zwar nicht gefährdet, aber wir Menschen verkleinern ihren Lebensraum immer weiter.“ Das könne auf Dauer zum Problem werden.

Tierschutz Hamburg: Viele Eichhörnchen werden von Autos überfahren

Eichhörnchenbrücken seien daher ein wichtiges Projekt: „Die häufigste Todesursache bei Eichhörnchen ist, dass sie vom Auto überfahren werden:“ Daher brauche es dringend mehr davon in Hamburg – bisher ist das Seil am Pollhof die erste Brücke dieser Art in Hamburg.

1000 Euro hat das Bezirksamt in die Installation investiert. Eigentlich sollte auch eine Kamera angebracht werden, um zu sehen, wie gut das Projekt angenommen wird. „Wir wurden aber nicht direkt informiert, als die Brücke aufgehängt wurde“, sagt Vanessa Haloui. Nun soll die Kamera nachträglich aufgehängt werden.

Bezüglich der Abholzung hat Haloui sich mit dem Bezirksamt geeinigt – und ruft zum Mitmachen auf: Die Tierschützer möchten selbst neue Sträucher und Bäume am Pollhof anpflanzen.