Hamburg. Statt „Fuffis“ jetzt Zwanziger: Auch in Bergedorf kursiert vermehrt Falschgeld. Wie Ermittler den Betrügern auf die Spur kommen.

An jenem Sonnabend vor zwei Wochen hatten Bergedorfs Polizisten jede Menge Anzeigen zu schreiben: Fünf Betrugsversuche mit Falschgeld wurden der Polizei Hamburg binnen kurzer Zeit gemeldet – unter anderem von Kaufland, dem Aldi in Neuengamme und dem Citymarkt am Weidenbaumsweg. Stets hatten Kunden versucht, mit einem falschen Zwanziger zu zahlen. Und auch wenn es in drei von fünf Fällen beim Versuch blieb: Die Zahl der Falschgeldfälle ist aktuell hamburgweit alarmierend.

Betrugsversuche: Polizei Hamburg registriert steigende Zahlen

„Momentan steigen die Zahlen rapide“, sagt Kriminalhauptkommissarin Martina Stelle, Sachgebietsleiterin des für Falschgelddelikte zuständigen LKA 642. Nach zwei Coronajahren, in denen viele Läden geschlossen waren und zudem meist bargeldlos gezahlt wurde, haben sich die Fallzahlen nun wieder auf dem recht hohen Niveau von 2019 eingependelt.

Neu ist allerdings: „Derzeit stellen wir deutlich mehr falsche Zwanziger als falsche Fünfziger fest“, so Stelle. Der „Fuffi“ – wertvoll genug für einen Betrug, aber nicht so wertvoll, als dass der Empfänger allzu genau hinschauen würde – war früher die bei Fälschern beliebteste Note. Derzeit nun also die Zwanziger: „Die Scheine gehen eben schnell über die Ladentheke“, stellt Martina Stelle fest.

Falschgeld ist nicht schwer zu erkennen

Die Expertin möchte deshalb alle Bürger sensibilisieren, auch bei eiligen Einkäufen einen genauen Blick auf die Noten zu werfen. Denn Falschgeld ist gar nicht so schwer zu erkennen. Am einfachsten ist der Blick auf die grünliche Smaragdzahl links unten: Der Lichtschein auf der Zahl einer echten Note wandert, wenn der Schein leicht gekippt wird. „Das hat noch kein Fälscher hinbekommen“, sagt die Expertin.

Wer Geschäfte bei Ebay abwickelt oder irgendwo Geld entgegennimmt, wo gerade viel los ist – beispielsweise bei Straßenfesten und Flohmärkten – sollte generell aufmerksam sein, sagt sie. Denn das seien die häufigsten Gelegenheiten, bei denen Fälscher versuchen, ihre Ware in Umlauf zu bringen. Oft mit Erfolg nutzen sie Hektik und Stress beim Bezahlen aus.

Polizei Hamburg ermittelt gegen alle, die mit falschen Scheinen zahlen

Den Ärger hat dann der oft ahnungslose Empfänger – zumindest, wenn er den falschen Schein weitergibt. Denn dann nimmt die Polizei Ermittlungen auf, um herauszufinden, ob das mit Vorsatz geschah. Martina Stelle rät deshalb dringend: Ein falscher Schein sollte, sobald er als solcher erkannt wurde, immer sofort zur Polizei gebracht werden.

Und auch eine Verkäuferin, die eine gefälschte Note ausgehändigt bekommt, sollte diese nicht an den Kunden zurückgeben, sondern einkassieren und den Vorfall an die Polizei melden. Nur so kann das Falsifikat sicher aus dem Verkehr gezogen werden.

Falschgeld: Spuren führen ins Darknet oder Ausland

Jede falsche Note wird von den Experten der Polizei und der Bundesbank genau untersucht, um die Quelle festzustellen. Handelt es sich um eine eher professionelle Druckfälschung aus einer Werkstatt? Oder nur um eine Kopiefälschung vom Kopierer? Dies und mehr kann Hinweise auf die Fälscher geben.

Oft führen die Spuren ins Ausland oder ins Darknet. In Hamburg selbst werden keine Falsifikate in großem Stil hergestellt, sagt Martina Stelle. Aber Kunden, die gibt es hier durchaus: Vor allem jüngere Männer sind es, die sich im Darknet auch mal ein paar falsche Zwanziger kaufen.

Was sie wohl nicht ahnen: Zwar ist es schwierig, im Darknet zu ermitteln, und ebenso schwierig, Falschgeldzahlern einen Vorsatz nachzuweisen. „Aber es ist bei weitem nicht unmöglich“, warnt die Ermittlerin.