Hamburg. Hartmut „Lupus“ Wolf hatte mit seiner Karikatur schon 2014 den richtigen Riecher. Nun wird sie versteigert – für den guten Zweck.

„Die Kunst muss Putin in die Pfanne hauen“, fordert der Hamburger Künstler und Bildhauer Hartmut Wolf, der eher unter dem Spitznamen Lupus bekannt ist. Seine Verachtung, die er für den russischen Kriegstreiber Putin empfindet, hat er schon 2014 zum Ausdruck gebracht. Damals bediente er sich bei einer Arbeit einer historischen Gemeinheit: Bei Büsten von ungeliebten Machthabern schnitten die Griechen in der Antike deren Nasen ab. Es seien „massenhaft Büsten entnast“ worden, weiß „Lupus. Das nutzte er, als er das russische Staatsoberhaupt nach der Annexion der Krim gleich vierfach karikierte. Jetzt werden die Werke zugunsten ukrainischer Kriegsflüchtlinge von einem Privatmann versteigert.

Putins Nasen: Die Kunstwerkereihe soll versteigert werden für Flüchtlinge aus der Ukraine.
Putins Nasen: Die Kunstwerkereihe soll versteigert werden für Flüchtlinge aus der Ukraine. © BGDZ | Jan Schubert

Aus vier Teilen besteht das Quartett mit dem Titel „Putins Nase“, ein kritisch-politisches Kunstwerk als Reaktion auf Putins Machthunger vor bereits acht Jahren. Und entsprechend wenig zimperlich verfährt der Mann, der sein Atelier in Lohbrügge hat, in seinem Quartett mit dem russischen Despoten: Das erste Bild zeigt ein Porträt Putins als Bleistiftzeichnung. Putin fehlt die Nase. Im zweiten Werk findet der Betrachter eine dreidimensionale Collage aus zwei modellierten „Ersatznasen“ und einer Tube „Putin“-Klebstoff. Das dritte Werk zeigt ein Foto Putins montiert in eine dreidimensionale schwarze Sturmhaube aus Stoff. Das vierte Werk zitiert einen Bericht der Süddeutschen Zeitung, in dem es darum geht, dass einem Putin-Kritiker nachts die Nase gebrochen wurde.

„Skrupellos, penetranter Lügner und Kriegsverbrecher“

Ein kritisch-politisches Kunstwerk als Reaktion auf Putins Machthunger vor bereits acht Jahren.
Ein kritisch-politisches Kunstwerk als Reaktion auf Putins Machthunger vor bereits acht Jahren. © BGDZ | Jan Schubert

Das Quartett von „Lupus“ wurde erstmals und bislang ausschließlich bei der Gruppenausstellung Bergedorfer Kunstschau im September 2014 im Bergedorfer Schloss öffentlich gezeigt und sorgte damals schon für Diskussionen. Seinerzeit klebte ein unbekannter Putin-Anhänger eine Karikatur aus dem Hamburger Abendblatt auf die Ausstellungswand neben das Kunstwerk, welche die NATO-Osterweiterung thematisierte und so die künstlerische Kritik „Lupus’“ an Putin relativierte. Damals sagte „Lupus“: „Ich sehe das nicht als Skandal, eher als Auseinandersetzung mit meiner Kunst.“

Ein privater Sammler kaufte das Kunstquartett 2014 und möchte es nun versteigern. Er begründet seinen Entschluss so, dass das Werk „Putins Nase“ „vor acht Jahren schon eine brillante künstlerische Satire“ gewesen sei und es immer noch ist. „Heute, nachdem Putin die Ukraine überfallen hat und damit die geopolitische Weltordnung infrage stellt, passt das Quartett wie die Faust auf die Nase.“ Als Einstiegsgebot hat der Eigentümer, der anonym bleiben möchte, für das Quartett 1600 Euro festgelegt, was dem damaligen Galeriepreis entsprechen soll.

Spendenaktion: Quartett soll versteigert und das Geld gespendet werden

Jeden Euro, der über diesen Preis hinausgehe, will der Sammler an den gemeinnützigen Verein der deutsch-ukrainischen

Putins Nasen: Kunstwerkereihe soll versteigert werden für UKR-Flüchtlinge
Putins Nasen: Kunstwerkereihe soll versteigert werden für UKR-Flüchtlinge © BGDZ | Jan Schubert

Zusammenarbeit (VDUZ), zweckgebunden für die Unterstützung ukrainischer Kriegsflüchtlinge in Hamburg spenden. Der Käufer erhält neben dem Quartett einen Nachweis der Spende. „Es wäre doch eine Ironie des Schicksals, wenn ausgerechnet „Putins Nase“ dazu beitragen könnte, das Kriegsleid ein wenig zu lindern“, sagt der Kunstsammler.

„Lupus“ mag den Gedanken der Versteigerung und würde heute noch rigoros mit dem Karikierten umspringen:„Dem hätten wir damals schon zweimal die Nase abschneiden müssen, weil er mittlerweile unterlegt hat, wie skrupellos und zudem welch penetranter Lügner und Kriegsverbrecher er ist.“

Wolf arbeitet an einer Putin-Büste aus Bronze

Auch eine der nächsten Arbeiten von „Lupus“ dürfte Anhängern des russischen Machthabers nicht gefallen. Wolf arbeitet an einer Putin-Büste aus Bronze. In der Hand hält der Tyrann ein Tablett mit Essteller und Besteck, das auf Putin zeigt, ebenso eine Spritze, überdies ein Glas mit einer obskuren Flüssigkeit. Die Aussage kommt einer Aufforderung an den Koch oder den Leibarzt Putins gleich: „Solche Typen kann man nur stoppen aus der eigenen Mitte heraus“, meint „Lupus“. Gezeigt werden könnte jene Kreation übrigens schon bei der nächsten Bergedorfer Kunstschau im August – als Tonmodell.

Wer das Quartett „Putins Nase“ (etwa A4, gerahmt hinter PP in Aluleiste 30x40) ersteigern möchte, kann sein Gebot ausschließlich per E-Mail an info@newsart.de abgeben. Betreff: „Gebot Putins Nase“. Das höchste Gebot, das bis zum 31. März um 24 Uhr eingegangen ist und den Einstiegspreis überschreitet, erhält den Zuschlag. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.