Hamburg/Geesthacht/Schwarzenbek. Die Betreiber der Lichtspielhäuser freuen sich auf viele Top-Filme und nennen ihre ganz persönlichen Highlights. Ein Überblick.
Es waren schwere Zeiten für die Kinos. Seit März 2020 waren sie monatelang geschlossen. Im Juni/Juli 2021 durften sie wieder unter Corona-Bedingungen öffnen, seitdem kämpfen sie mit unterschiedlichen Regeln von Bundesland zu Bundesland. „Wir müssen ständig innerhalb weniger Tage unsere Corona-Schilder wechseln“, sagt Kim Schröder, Assistentin der Geschäftsführung des Kleinen Theater Schillerstraße (KTS) in Geesthacht.
Doch nun sieht nicht nur das KTS, sondern sehen auch das Hansa Filmstudio in Bergedorf und Kino Grimm in Schwarzenbek Licht am Ende des Tunnels. Denn das zweite Halbjahr 2021 lief ordentlich. Auch für 2022 ist John Barsoe, Geschäftsführer des Bergedorfer Kinos, vorsichtig optimistisch: „Ich gehe von einem guten Jahr aus. Die neuen Filme sehen gut bis sehr gut aus.“
2021 wurden bundesweit 40,4 Millionen Kino-Tickets verkauft
2021 wurden laut dem Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF) und dem Verband der Filmverleiher (VdF) bundesweit 40,4 Millionen Kino-Tickets verkauft, das waren 18 Prozent mehr als im Katastrophenjahr 2020. Im Vergleich zum letzten regulären Geschäftsjahr 2019 ist dies aber ein Minus von 63 Prozent. Das geben auch die Bilanzen der lokalen Kinos wieder: Im KTS wurden im Vorjahr 21.000 Kinogänger gezählt (2019: 51.000, 2020: 16.000), in Bergedorf lauten die Referenzwerte: 97.000 (2019), 32.600 (2020), 33.000 (2021).
Doch aus den jüngsten Erfahrungen sieht sich KTS-Geschäftsführerin Meike Peemöller in der Meinung bestätigt, „dass das Kino nicht tot ist und das Feeling im Saal durch nichts zu ersetzen ist“. Ein Hinweis darauf: Deutschlandweit knackten nach dem Neustart acht Filme die Marke von einer Million Besucher, allen voran „007 – Keine Zeit zu sterben“ (sechs Millionen) sowie „Spiderman: No way home“ (drei Millionen) Das waren neben „Dune“, „Die Schule der magischen Tiere“ und „Fast & Furious 9“ auch die Filme, die in Bergedorf, Geesthacht und Schwarzenbek am besten funktionierten. Hoffnung macht hierzulande, dass keine großen Verschiebungen von Blockbustern mehr drohen, weil der weltweit wichtigste Kinomarkt in den USA wieder auf Hochtouren läuft.
"Wer Kinofan ist, der kommt sowieso - egal, ob der Film vorher woanders gelaufen ist"
Eine Auswirkung der Pandemie sorgt aber für einen Dissens unter den Kinobetreibern. John Barsoe plädiert für „mehr Exklusivität der Kinos“. Es könne nicht angehen, dass manche Kinoproduktion fast zeitgleich bei Streaming- und Pay-TV-Anbietern anlaufe und so Kinogänger abziehe. Ungerecht sei zudem, dass viele Kinos über Monate Trailer zu Hits zeigen – am Ende landeten die Produktionen aber teilweise exklusiv bei Streamingdiensten wie Disney+.
Das sei nicht zu ändern, meint Frank Grimm (Kino Grimm), aber: „Wer Kinofan ist, der kommt sowieso – egal, ob der Film vorher woanders gelaufen ist oder nicht.“
Im KTS in Geesthacht wurde jede Vorstellung gezeigt
Manchmal schloss er seine „Traumfabrik“ an der Hamburger Straße 3 um 20 Uhr schon zu. „Weil die Schwarzenbeker Straßen abends tot sind“, begründet Frank Grimm, Chef des familiengeführten Kino Grimm in Schwarzenbek, die außergewöhnliche Maßnahme. Eine Folge der Corona-Pandemie und der andauernden Furcht vieler vor einer Infektion.
Anders in Geesthacht, wenige Kilometer südlich: Obwohl sich auch im Kleinen Theater Schillerstraße (KTS) nur wenige Gäste abends für einen Film begeistern können, wurde jede Vorstellung gezeigt. Das soll nach dem Willen von Geschäftsführerin Meike Peemöller auch so weiter gehen. Sie glaubt an bessere Zeiten durch tolle Neustarts im Jahr 2022: „Das Kinojahr wird gut, auch weil die Leute ausgehungert sind.“
Bereits im ersten Halbjahr gibt es einige Blockbuster für beste Unterhaltung
Bereits im ersten Halbjahr können sich die Fans bei hoffentlich bald wegfallenden Corona-Beschränkungen auf einige Blockbuster freuen. Doch ein Problem bleibt: Das Motto der Filmschaffenden heißt weiterhin Fortsetzungen, Vorgeschichten oder Neuverfilmungen von Erfolgstiteln. „Im Triple-A-Bereich traut sich keiner mehr so richtig an neue Geschichten“, meint Kinoexperte Robin Meyer vom KTS, der sich mal wieder eine frische Detektivgeschichte wünschen würde.
Das sind die Titel, auf die Kinobetreiber in den nächsten Monaten bauen: „The Batman“ ist die nächste Adaption des Rächers in Fledermaus-Optik aus der Zeichenschmiede von DC Comics, die am 3. März bundesweit startet. Robin Meyer outet sich als Superhelden-Fan und lobt den neuen Capeträger Robert Pattinson: „Ein grandioser Schauspieler, der das spätestens in Twilight-Saga bewiesen hat, als er den Vampir Edward spielte.“
Viele Fortsetzungen und Vorgeschichten
Auch bei Dr. Strange in the Multiverse of Madness (4. Mai) schlägt das Herz des Experten höher, „weil Marvel mit dem Multiversum jetzt etwas ganz großes aufbaut“. Mit Black Adam (28. Juli) führt DC wiederum einen neuen Antihelden-Charakter auf der Leinwand ein.
Fast Superheld, mindestens ein spektakuläres Stück Filmgeschichte: Im Actionkracher „Top Gun: Maverick“ (26. Mai) steigt Megastar Tom Cruise nach 36 Jahren wieder ins Cockpit einer North American P-51. „Der letzte große Blockbuster, der eigentlich 2020 anlaufen sollte“, weiß John Barsoe, Chef des Lohbrügger Hansa Filmstudios, und Kollegin Meike Peemöller verspürt „nur noch Gänsehaut bei der Titelmelodie“.
Neues von den Phantastischen Tierwesen
Die Geesthachter Kinochefin erwartet mit großer Spannung Downtown Abbey II: Eine neue Ära (28. April), cineastischer Ableger der sehr erfolgreichen Serie um das englische Adelsgeschlecht Crawley. „Der erste Teil im Jahr 2019 war sensationell. Da kamen Leute zu uns, die vorher noch nie im Kino waren“, schwärmt Peemöller.
„Ich habe alle Harry-Potter-Bücher gelesen und alle Filme gesehen“, gesteht Frank Grimm. Umso weniger überrascht es, dass sich das Schwarzenbeker Kinourgestein wahnsinnig auf „Phantastische Tierwesen III: Dumbledores Geheimnisse“ (7. April) freut, die Vorgeschichte zur Filmreihe um den Zauberlehrling Harry Potter: „Das wird grandios, ich stehe total auf die Geschichte.“
Was immer ging, auch während Corona, waren Animationsfilme – doch merkwürdigerweise mussten Fans der fröhlich-fiesen Tic-Tac-Bande auf „Minions 2“ (30. Juni) sehr lange warten. Das soll an Problemen in der Postproduktion in Frankreich gelegen haben.
Auch eine deutsche Dramödie ist dabei
Mit Massive Talent (19. Mai) nennt John Barsoe seinen Überraschungstipp. In dieser Actionkomödie spielt der mittlerweile zum König der B-Movies zurückgestufte und ehemalige Oscar-Preisträger Nicolas Cage sich selbst – als tragischen, gefallenen Schauspieler mit der letzten Chance auf positive Karrierewendung. „Ein Megatrailer – und ziemlich selbstironisch“, findet Barsoe.
Und dann wäre da ja noch das gute deutsche Kino: In der Dramödie „Eingeschlossene Gesellschaft“ (14. April) von Regisseur Sönke Wortmann erleben unter anderem Anke Engelke, Florian David Fitz und Justus von Dohnanyi als gekidnappte Pauker im Lehrerzimmer die Empörung eines sehr ehrgeizigen Vaters, weil seinem Sohn ein Punkt zum bestandenen Abitur fehlt. „Das könnte der nächste Erfolg wie ,Das perfekte Geheimnis’ werden“, orakelt Kim Schröder vom KTS.