Bergedorf. Bei der ersten Auktion war der Haspa das Angebot zu niedrig. Nun steht ein weiterer Termin fest. Was der zuletzt Meistbietende sagt.
Zum ersten, zum zweiten … Versuch: Der einst aufwendig zum Wohngebäude umgebaute Wasserturm oben am Bergedorfer Gehölz kommt ein weiteres Mal unter den Hammer. Für Dienstag, 1. Februar, hat das Bergedorfer Amtsgericht die erneute Versteigerung der außergewöhnlichen Immobilie angesetzt. Beginn ist um 13 Uhr im Goethesaal der Vereinigten 5 Hamburger Logen (Welckerstraße 8) in Hamburg-Mitte.
Beim ersten Versteigerungstermin im September 2021 hatte kein Interessent das erforderliche Mindestgebot abgegeben. Gerade mal sechs Bieter waren erschienen, das Höchstgebot lag bei 660.000 Euro. Die Hamburger Sparkasse (Haspa) als verfahrensbetreibende Gläubigerin machte von ihrer Möglichkeit Gebrauch, den Zuschlag an diesen Bieter zu versagen.
Möglich ist dies im ersten Versteigerungstermin eines Objekts, wenn das Höchstgebot unter 70 Prozent des Verkehrswerts liegt. Diesen hatte der gerichtlich bestellte Gutachter für den 1902 errichteten Wasserturm am Reinbeker Weg mit 1,1 Millionen Euro festgesetzt. 770.000 Euro hätten also geboten werden müssen.
Zwangsversteigerung: Bergedorfer Wasserturm wurde zum Wohngebäude umgebaut
Beim jetzt anberaumten zweiten Auktionstermin entfällt diese Wertgrenze. Die Haspa hat aber nun die Möglichkeit, das Verfahren einzustellen, wenn ihr das Höchstgebot zu gering erscheint, und auf diese Weise erneut einen Zuschlag zu verhindern. Wer bei der Haspa anruft, erfährt vom zuständigen Mitarbeiter, dass dort ein Gebot von etwa 700.000 Euro erwartet werde.
Ob am 1. Februar ein Bieter bereit ist, diesen Preis zu zahlen, bleibt fraglich. „Es handelt sich doch um einen sehr speziellen Bau, der immerhin 32 Meter in den Himmel ragt“, sagte die Bergedorfer Rechtspflegerin Susanne Zeyn beim ergebnislosen Ersttermin. „Das muss man mögen – jeden Tag 100 bis 200 Treppenstufen steigen.“
Ein Dozent aus Hamburg-Altona wollte 660.00 Euro zahlen
Meistbietender war im September ein Mann aus Hamburg-Altona. Sein Gebot von 660.000 Euro war der Haspa nicht genug. „Ich hätte gern im Turm gewohnt“, sagte er. „Ich habe den Riesen gesehen, und der Gedanke, da drin zu leben, hat mich sofort gereizt.“ Gleichwohl nennt er den eigenen Traum auch „ziemlich unvernünftig und unpraktisch“.
Der 43-Jährige lehrt an einer privaten Hochschule für Ökonomie und Management, hat also einen Blick fürs Geld: Nicht nur die Nebenkosten und die Salzausblühung an der Fassade könnten teuer werden. Zum Preis von 700.000 Euro kämen allein mehr als 30.000 Euro Grunderwerbssteuer hinzu.
Bergedorfer Wasserturm bietet fast 280 Quadratmeter Wohnfläche
Zweifellos ist das Objekt eine Rarität. Das sechsstöckige Denkmal hat eine Wohnfläche von fast 280 Quadratmetern, gleich mehrere Kamine, Bäder und Fußbodenheizung. Laut Gutachten von 2019 ist der Zustand „hochwertig, sehr modern und besonders.“
2011 hatte der vorherige Besitzer, ein Lohbrügger Geschäftsmann, den Bergedorfer Wasserturm für 300.000 Euro erworben, um darin mit seinem Partner zu wohnen.
Damals wurde der Wert des Turms aufgrund des schlechten Zustands auf Null geschätzt, die Investitionskosten auf mehr als eine Million Euro. Der aktuelle Verkehrswert lässt vermuten, dass inzwischen viel Geld investiert wurde.