Hamburg. Im ersten Anlauf ist die Versteigerung des 120 Jahre alten Riesen gescheitert. Das Interesse war anders als erwartet sehr gering.
Das hatte sich die Haspa als betreibender Gläubiger sicherlich anders vorgestellt: Zur heutigen Zwangsversteigerung des Bergedorfer Wasserturms kamen lediglich sechs Interessenten, nur zwei davon gaben Gebote ab. Und das deutlich unter der Summe von 1,1 Millionen Euro, die ein gerichtlich bestellter Gutachter dem 120 Jahre alten Riesen attestiert hatte.
Zwangsversteigerung in Hamburg: Nur zwei Männer geben Gebote ab
Die Zuschauer hatten sich im Saal "Vereinigte 5 Hamburger Logen" an der Welckestraße nahe dem Stephansplatz in der Hamburger Altstadt eingefunden. In Bergedorfs Zwangsversteigerungssaal war eine Versteigerung nicht möglich, da wegen der Corona-Regeln nur drei Gäste hätten Platz nehmen dürfen. Aus Sicht der Haspa hätte das den erhofften Preis drücken können. Im nun gewählten Raum hätten bis zu 50 Personen dabei sein können.
Ein erstes Gebot wurde erst nach rund 20 Minuten abgegeben. Schließlich lieferten sich zwei Männer aus Hamburg einen kleinen Bieterwettstreit um den Bergedorfer Wasserturm, der 1983 zum extravaganten Wohnhaus umgebaut wurde und laut Gutachter seither stets gut in Schuss gehalten wurde. Das Höchstgebot gab schließlich ein 43 Jahre alter Mann aus Hamburg-Altona ab. Doch das reichte nicht, er bekam den Zuschlag nicht. Der Grund: Entspricht das Höchstgebot nicht mindestens 70 Prozent des Verkehrswertes, so ist der Zuschlag auf Antrag eines Berechtigten, das heißt eines Gläubigers, dessen Anspruch mit dem Gebot nicht gedeckt sein wird, zu vertagen. In diesem Fall die Haspa, die mindestens sieben Zehntel von den 1,1 Millionen Euro gefordert hatte. Wann es eine erneute Zwangsversteigerung des Bergedorfer Wasserturms geben wird, ist aktuell noch unklar.
Bergedorfer Wasserturm hat 280 Quadratmeter Wohnfläche
Der Bergedorfer Riese hat fast 280 Quadratmeter Wohnfläche und diese erstreckt sich über sechs Etagen, wobei der Turm zuletzt unbewohnt war. Der Gutachter bewertet das Innenleben als "hochwertig, sehr modern und besonders". Der Turm ist als Denkmal eingestuft und hat eine besonders filigran gestaltete Fassade.
Die sechs Wohnetagen mit mehreren Kaminen, Fußbodenheizung und Parkett sind allesamt durch eine 186 Stufen lange Treppe verbunden. Ein Manko: Die Außenanlage. Das 347 Quadratmeter kleine Grundstück gilt als "nicht sonderlich gepflegt". Ein weiterer Minuspunkt sind die eher kleinen Fenster, die nur wenig Tageslicht in den Turm lassen.