Hamburg. Die 82-jährige Hilde Bruns stellt als erste Künstlerin im Offenen Atelier im Shoppingcenter aus. Es gibt mehr als 70 Arbeiten.

Es grunzt, fiept und kräht im CCB in Bergedorf. Denn neuerdings hat sich die Bergedorfer Künstlerin Hilde Bruns auf Tiere spezialisiert, die sie mit Acrylfarben auf alte Obstkisten malt: „Ich bin ja auf einem Bauernhof in Dänemark aufgewachsen. Da erinnere ich mich seit Corona oft daran, unsere Schweine haben sich auch im Stall gelangweilt“, sagt die 82-Jährige lächelnd. Ihre Holz-Collagen sind begehrt: Der Hahn wurde bereits für 900 Euro zum Weihnachtsgeschenk – dabei wird das „Offene Atelier Bergedorf“ offiziell erst am Montag eröffnet.

Gerade mal vor zwei Wochen unterschrieb Anke Noppen den Mietvertrag für die knapp 300 Quadratmeter große Fläche im ersten Stock des Einkaufszentrums. Wo zuvor Fahrrad Marcks war, dürfen die Bergedorfer nun eine Galerie samt Atelier besuchen: „Es soll ein kreativer, hoffnungsvoller Raum werden“, sagt die 55-Jährige, die in Düsseldorf und Wien Kunst studierte, später auf Baltrum ein Hotel führte. Und da ihr Organisatorisches gut liegt, stellte sie gleich einen Förderantrag bei der Hamburger Kreativgesellschaft, die Zwischennutzungen fördert: „Ich zahle nur einen Euro pro Quadratmeter und darf jetzt im CCB sechs Monate lang bleiben – mit Option auf Verlängerung.“

Anke Noppen: „Social Business ist mein Geschäftsmodell“

In dieser Zeit möchte die Wahl-Bergedorferin verschiedene Projekte ermöglichen, etwa Kurse zum Porträtzeichnen oder Talkrunden über Klima, Kunst und Städtebau. Auch Modellbau mit recycelten Materialien stehen auf ihrer Wunschliste. Dazu kommen Ausstellungen ihrer beiden Untermieterinnen. Das sind Sylvia Koch, die „Elbnaehperle“ aus Kirchwerder, und Pola Kabanov aus Stellingen: „Ich mache Siebdruck und Malerei, möchte Workshops für Sechs- bis Zwölfjährige anbieten“, sagt die 36-jährige Kunstpädagogin, die zudem Werke von behinderten Menschen aus der Galerie Freistil zeigen möchte.

Alles ist irgendwie möglich – wenn nur genügend Leute mitmachen: „Das Social Business ist mein Geschäftsmodell“, erklärt Anke Noppen, die noch Geld für Werbung bei der Kreativgesellschaft beantragen will: „Alles andere muss sich selbst tragen, schließlich werde ich für die Seminare auch Geld verlangen.“

27 Besucher können gleichzeitig ins Offene Atelier

Zunächst aber wird die Vernissage gefeiert – wenn auch nur mit 27 Besuchern, denn mehr dürfen coronabedingt nicht ins Offene Atelier. Wer also Montag um 17, 18 oder 19 Uhr dabei sein will, sollte sich anmelden, um ein Zeitfenster zu reservieren, am besten per E-Mail an grossewildeanke@gmail.com. Und ja: „Das ist mein Mädchenname, nach der Scheidung werde ich auch wieder Anke Große-Wilde heißen“, klärt die Initiatorin auf – und hofft, dass sich weitere Künstler melden, die im CCB ausstellen wollen.

Zum Auftakt können gut 70 Arbeiten aus dem künstlerischen Lebenswerk der Hilde Bruns bestaunt werden, stets zu den CCB-Öffnungszeiten, also zwischen 10 und 20 Uhr (Impfpass zeigen und per Luca-App eintragen). Zu sehen gibt es eine große Bandbreite der Malerin und Diplom-Illustratorin, deren Werke zwischen 200 und 2000 Euro kosten. Neben den Holz-Collagen gibt es abstrakte Figuren, einen Kohlkopf und das Bergedorfer Schloss in schrillen Acrylfarben.

Es gibt auch eine ganze Serie von Rennwagen zu sehen

Aber auch eine ganze Serie von Rennwagen: „Das war mal eine Auftragsarbeit für einen Schumi-Fanclub. Aktuell soll ich drei Porsche malen“, erzählt die Künstlerin, die selbst keinen Führerschein hat, sondern lieber in der Bahn sitzt: „Es macht Spaß, dort Menschen zu zeichnen. Manche reagieren sauer, andere sind sehr erfreut“, erfuhr Bruns, die gern auch Porträts auf Bestellung malt.