Bergedorf. Oliver Kahle, Chef der Arbeitsgemeinschaft Tourismus im Wirtschaftsverband WSB, sieht neue Chancen – auch dank Corona.

Corona und die Klimakrise haben vorangetrieben, was manch eine Werbekampagne in den vergangenen Jahren nicht geschafft hat: Urlaub in Deutschland und seinen ländlichen Regionen jenseits der Städte boomt. Bergedorf und vor allem die Vier- und Marschlande konnten profitieren und sich so aus dem mächtigen Schatten Hamburgs herausbewegen. Das bringe neue Chancen mit sich, meint Oliver Kahle, Chef der Arbeitsgemeinschaft Tourismus im Wirtschaftsverband WSB. Der einstige Chef des Zollenspieker Fährhauses referierte jetzt im Wirtschaftsausschuss über seine zahlreichen Visionen für den Bezirk – und warb für ein ganz neues „Wir“-Gefühl aller Bergedorfer.

Urlaub in Deutschland: Mehr Besucher in den Bezirk Bergedorf locken

Der Zeitpunkt, sich neu aufzustellen, sei günstig. „Der Bereich Tourismus ist in der Region als Wirtschaftsfaktor gewachsen“, stellte er fest. Längst seien die Menschen hier nicht mehr nur für eine Tagestour unterwegs, sondern bleiben teilweise für mehrere Tage bis hin zu einer Woche. „Das hat eine ganz neue Qualität angenommen.“ Da viele Touristen per Rad kommen, haben vor allem die ländlichen Vier- und Marschlande profitiert.

„Wir müssen die Menschen auch in Richtung Bergedorf-City führen“

„Wir sind in Bergedorf die Experten – und wir wollen uns gut verkaufen“, sagt Oliver Kahle, Chef AG Tourismus im Wirtschaftsverband WSB.
„Wir sind in Bergedorf die Experten – und wir wollen uns gut verkaufen“, sagt Oliver Kahle, Chef AG Tourismus im Wirtschaftsverband WSB. © Ulf-Peter Busse | Ulf-Peter Busse

Doch hier sieht Kahle ein Problem. „Wir müssen die Menschen auch in Richtung Bergedorf-City führen“, meinte er. Bergedorf und die Vier- und Marschlande, das sei „ein Paket“, beides gehöre zusammen. Notwendig sei ein neues „Wir“-Gefühl. Jeder Bergedorfer und jeder Vierländer oder Marschländer müsse wissen, wie der Weg zu Hamburgs einzigem Schloss beschrieben werden kann – oder zur Sternwarte, die sich derzeit immerhin um den Status als Weltkulturerbe bewirbt.

Für Kahle ein enormes Potenzial für Aufmerksamkeit: „Diese spannende Phase sollten wir unbedingt nutzen!“ Auch wenn die Gebäude der Sternwarte nicht jederzeit geöffnet sind, der „spannende Blick“ vom Gojenberg sei immer möglich.

Idee: Die Tourismus-Information auf den Bahnhofsvorplatz verlegen

Und es gibt noch viele andere Ideen. Angefangen bei neuen Rundtouren über ein Entwicklungskonzept der Wasserwege bis zu einer Anlaufstelle für Radreisende. So soll es, wie berichtet, in Tatenberg einen „Bike-Port“ mit Rastmöglichkeiten, Infotafeln und Abfallkörben geben. Solche Bike-Ports müsse es eigentlich an weiteren Ecken des Bezirks geben – etwa in Zollenspieker.

Es gelte, „den Tourismus besser zu kanalisieren“, so Kahle. Hier kommt beispielsweise auch der Standort der Tourismus-Info im Hasse-Turm ins Spiel. „Die Frage ist, ob diese Lage optimal ist.“ Denn eigentlich gehöre die Information dorthin, wo die Gäste ankommen, also an den Bahnhof. Denkbar sei es beispielsweise, eine Info auf dem Bahnhofsvorplatz zu etablieren.

Kahle warb insgesamt für ein neues Selbstbewusstsein Bergedorfs. Dass Hamburg Tourismus die Bezirke eher als „Satelliten am Rande“ wahrnehme und sich auf die City fokussiert, ist eine alte Kritik. Bergedorf solle dem eigene Akzente entgegensetzen. „Wir sind hier die Experten“, stellte er fest. „Und wir wollen uns gut verkaufen!“