Bergedorf. Die Umsätze für die Standbetreiber auf dem Weihnachtsmarkt sind nicht üppig. Dennoch ist die Stimmung weitgehend optimistisch.

Weihnachtslieder schallen über die Schlosswiese, es riecht nach Kakao und Glühwein. Bis auf vereinzelte Gäste und Schausteller ist der Bergedorfer Wichtelmarkt noch leer – kein Wunder an einem Dienstagnachmittag. Und dennoch: An vielen Ständen auf der Schlosswiese ist die Stimmung entspannt – trotz Corona.

So auch bei Stefan Pries. Er verkauft im 2G-Bereich vor dem Schloss Fischspezialitäten. Schon seit 2016 ist er jedes Jahr auf dem Wichtelmarkt vertreten. „Ich habe dieses Mal schon viele gute Gespräche gehabt, die Stimmung ist häufig ausgelassen“, meint der 51-Jährige.

Weihnachtsmarkt: Umsätze sind seit 2019 um die Hälfte gesunken

Gerade am Wochenende seien viele Menschen gekommen – und „mit 2G fühlen sie sich sicher“. Mit den Zeiten vor der Pandemie sei das Geschäft natürlich nicht vergleichbar: „Es kommen um die 50 Prozent weniger Gäste, als vor zwei Jahren.“ Zufrieden sei er trotzdem – auch, weil die Weihnachtsmärkte nach der Entscheidung des Senats am Mittwoch erst mal geöffnet bleiben dürfen.

Luis Miguel Caicedo (25) verkauft venezolanische Spezialitäten. Trotz magerem Verkauf ist er zufrieden.
Luis Miguel Caicedo (25) verkauft venezolanische Spezialitäten. Trotz magerem Verkauf ist er zufrieden. © Alexandra Schrader | Alexandra Schrader

Optimistisch ist auch Standinhaber Luis Miguel Caicedo. Und das, obwohl er schätzt, „in den vergangenen Jahren 80 Prozent mehr“ von seinem venezolanischen Streetfood verkauft zu haben. Wie viele Betreiber ist der 25-Jährige der Meinung: Am Sonntag kommen die meisten Menschen. Viele Besucher seien neugierig auf seine südamerikanischen Maisfladen („Arepas“) – das freue ihn besonders.

„Man merkt, dass die Menschen ängstlich sind“

Auch beim Pommes- und Crêpeverkauf ist die Stimmung noch gut: „Ich kann mich nicht beklagen“, meint Inhaberin Pauline Pries (20). Trotzdem sei das Gesamterlebnis auf dem Weihnachtsmarkt anders, als vor der Pandemie. „Man merkt, dass die Menschen ängstlich sind.“

Das scheint jedoch nicht auf alle zuzutreffen: Jenny Stahlhut (83) aus Oststeinbek stattet dem Wichtelmarkt mit ihrer Tochter Christiane Hoffmann (55) einen Besuch ab – so wie jedes Jahr. „Wir sind froh, hier zu sein. Mit 2G fühlt man sich auch ohne Maske sicher“, sagt Hoffmann. Auch Karoline Schlick aus Eppendorf und ihre Mutter Heike Grundmann genießen ihren Glühwein: „Es ist wirklich zauberhaft hier“, so Schlick (32).

Betrübte Gesichter auf dem Bergedorfer Wichtelmarkt

Doch nicht überall sieht man freudestrahlende Gesichter: Mike Plagmann ist eher betrübt – er betreibt einen Schmalzkuchenstand. Im Hinterkopf habe der Inhaber ständig die Sorge, den Stand bei einem Lockdown abbauen zu müssen. „Wir versuchen so lange positiv zu bleiben, wie es geht. Aber manchmal ist es schon frustrierend“, sagt der 30-Jährige. Etwas verzweifelt ist auch Mohammad Mansour, der in der Alten Holstenstraße mit Mützen und Wollprodukten handelt: „Wenn wir schließen müssen, bin ich pleite. Und weil ich nicht im 2G-Bereich bin, ist die Sorge groß.“

Mohammed Mansour (52) beklagt sich über die Einnahmen in diesem Jahr: „Rund 70 Prozent weniger.
Mohammed Mansour (52) beklagt sich über die Einnahmen in diesem Jahr: „Rund 70 Prozent weniger." © Alexandra Schrader | Alexandra Schrader

Wichtelmarkt-Organisatorin Jule Duda hält sich bedeckt mit Prognosen, ob der Markt, wie geplant, bis zum 30. Dezember bleiben kann: „Wir warten ab und freuen uns über jeden Besucher.“ Auch sie bestätigt jedoch: „Alle sind sehr vorsichtig. Das macht sich auch in den Besucherzahlen bemerkbar.“ Und trotzdem: Vor dem Eingangstor an der Schlosswiese hat sich inzwischen eine kleine Schlange gebildet.