Hamburg. Im Hamburg soll es ruhiger werden. Dafür wird auf viel befahrenen Straßen zusätzlich nachts Tempo 30 eingeführt. Wo genau?
Dass der Bergedorfer Friedhof ein ruhiges Fleckchen Erde ist, verwundert niemanden. Seit Dienstag aber ist er auch ganz offiziell eine „Ruheinsel“. 26 derartige Inseln hat der Hamburger Senat nun festgesetzt, sie sollen für Erholungssuchende möglichst frei von Lärmbelästigungen sein – und auch dauerhaft bleiben. So sieht es die dritte Stufe des Lärmaktionsplans vor, die auf mehr Lebensqualität setzt. In Hamburg sind 107.000 Menschen am Tag durch Straßenverkehr mit Lautstärken von mehr als 65 Dezibel ausgesetzt. Nachts sind es sogar 130.000 Menschen, die von Lautstärken über 55 Dezibel betroffen sind.
Lärmaktionsplan weist in Bergedorf sechs Ruheinseln und drei Ruhige Gebiete aus
„Es gibt in Hamburg Umweltprobleme, die wir nicht überhören können und dürfen“, meint Umweltsenator Jens Kerstan, der das Ergebnis der aktuellen Überprüfung (nach fünf Jahren) nun der Europäischen Kommission über das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) zuleiten wird. Zu den weiteren Ruheinseln im Bezirk Bergedorf zählen Curslack und der Gammer Weg im Landgebiet sowie das Bergedorfer Gehölz, das Grüne Zentrum in Lohbrügge und die Sander Tannen.
Darüber hinaus wurden hamburgweit 15 Gebiete ausgesucht, die sich nun „Ruhige Gebiete“ nennen und mindestens 50 Hektar groß sind. Hier sei die Lärmbelästigung sehr niedrig und „soll auch künftig nicht zunehmen“, so der Senator. Im Bezirk Bergedorf betrifft das die Boberger Niederung, die Kirchwerder Wiesen sowie die Reit.
Ab Mitte 2022 soll an 20 lauten Straßen nachts Tempo 30 gelten
Nicht zuletzt will der Senat nachts mehr Ruhe auf einigen Hamburger Straßen bewirken, indem zu nachtschlafenden Zeiten zwischen 22 und 7 Uhr nur noch Tempo 30 erlaubt ist: Ab Mitte 2022 soll – nach entsprechender Neuprogrammierung der Ampeln – an 20 besonders lauten Straßen (aber nicht in Bergedorf) ein nächtliches Tempo 30 eingeführt werden. Im Jahr 2024 folgen weitere 67 Straßenabschnitte, da wird es sieben Neuerungen in Bergedorf geben (siehe Kasten).
„Tempo 30 bedeutet nicht nur weniger Lärm, sondern auch weniger Feinstaub und mehr Verkehrssicherheit. Der Lärmaktionsplan ist für eine gesunde Stadt essenziell“, lobt Ulrike Sparr, umweltpolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion.
Senator Kerstan vom Erfolg der Tempolimits überzeugt
Bereits seit Februar 2018 darf auf der Bergedorfer Straße, zwischen Vierlandenstraße, Wentorfer Straße und Justus-Brinkmann-Straße, nachts nur langsam gefahren werden. So besagen es die aufgestellten Schilder – groß kontrolliert wurde das Tempolimit indes nie. Senator Kerstan ist jedoch vom Erfolg überzeugt: „Die Einführung von Tempo 30 nachts stellt die Maßnahme mit dem höchsten Minderungspotenzial von 3 dB (A) dar, was von der Wirkung her der Halbierung der Verkehrsstärken entspricht.“
Diese Straßen sollen ab 2024 zwischen 22 und 6 Uhr mit Tempo 30 befahren werden:
- B5 Bergedorfer Straße zwischen Schleusengrabenbrücke und Vierlandenstraße (laut Behörde 177 Einwohner betroffen)
- B5 Holtenklinker Straße/Rotenhauschaussee zwischen Curslacker Heerweg und Justus Brinkmann Straße (488 Betroffene)
- Sander Damm zwischen Ulmenliet und Lohbrügger Landstraße (505 Betroffene)
- Binnenfeldredder zwischen Habermannstraße und Stadtgrenze (285 Betroffene)
- Lohbrügger Landstraße zwischen Ladenbeker Furtweg und Lohbrügger Markt (650 Betroffene)
- B5 Bergedorfer Straße zwischen Krusestraße und Sander Damm (418 Betroffene)
- B5 Bergedorfer Straße zwischen Zufahrt Krankenhaus und Lohbrügger Landstraße (133 Betroffene)