Bergedorf. Die Inzidenz steigt besonders stark in Bergedorf. Warum das Krankenhaus sein immer stärker gefragtes Impfzentrum trotzdem schließt.

Der Ansturm der Impfwilligen wird immer größer: Fast 600 Menschen kamen vergangene Woche zu den beiden Terminen ins Agaplesion Bethesda Krankenhaus an den Glindersweg. Darunter 260 für ihre erste Impfung.

„Das ist vor allem die Folge des 2G-Modells – neben der explodierenden Ansteckungsrate“, sagt Kliniksprecher Matthias Gerwien. „Immer mehr Restaurants, Sportstätten und andere Bereiche des alltäglichen Lebens sind nur noch für Geimpfte und Genesene zugänglich.“

Corona Hamburg: Die nächsten Impftermine im Bethesda Krankenhaus

Entsprechend spürbar dürfte sich die Senatsentscheidung auf die Schlange vor dem Impfzentrum auswirken: Ab Sonnabend wird das 2G-Modell in Hamburg deutlich ausgeweitet und vielfach verpflichtend.

Geimpft wird im Bethesda am Mittwoch wieder ab 14 Uhr (nur Erstimpfungen) und am morgigen Donnerstag, 18. November, ebenfalls ab 14 Uhr (nur Zweit- und Drittimpfungen). Eine Anmeldung ist nicht erforderlich – auch nicht beim Einsatz des mobilen Impfteams am Freitag, 19. November, von 9.30 bis 16.30 Uhr im Kulturhaus SerrahnEins am Bergedorfer Hafen, Serrahnstraße 1.

Inzidenz im Bezirk Bergedorf deutlich über dem Hamburger Durchschnitt

Wie dramatisch die Corona-Lage besonders in Bergedorf ist, belegen die am Dienstag von der Gesundheitsbehörde veröffentlichten Bezirkszahlen. Demnach liegt die Sieben-Tage-Inzidenz hier jetzt bei 253,4 Neuinfizierten je 100.000 Einwohner. Es ist der mit Abstand höchste Wert Hamburgs, das 180,9 meldete.

Auch die Steigerungsrate ist in Bergedorf extrem: Gegenüber der ersten November-Woche, als mit 226 gemeldeten Neuinfektionen schon der Spitzenwert seit Anfang der Pandemie erreicht worden war, gibt es jetzt ein weiteres Plus von fast 43 Prozent auf 322 neue Fälle.

Sechs von sieben Covid-Patienten sind ungeimpft

Auf die Hospitalisierungsrate im Bethesda Krankenhaus hat das allerdings noch nicht durchgeschlagen. Die Klinik meldete Dienstag sieben Corona-Patienten. Davon liegen eine Frau im Alter von Mitte 30 und ein Mann Mitte 50 auf der Intensiv. Beide müssen beatmet werden, die Frau bereits seit mehr als zwei Wochen. Die zwei Intensiv-Patienten sind ungeimpft, ebenso vier der fünf auf der Isolierstation.

Auch wenn die Pflege der Corona-Patienten viel Personal bindet, denkt das Bethesda bisher nicht darüber nach, geplante Operationen zu verschieben. „Zum Glück ist die Lage noch nicht so dramatisch wie in Süddeutschland“, sagt Matthias Gerwien. Allerdings könne sich die Klinik das finanziell auch gar nicht leisten.

Bethesda: Wenn die Lage schlechter wird, müssen Land und Bund helfen

„Wie alle Krankenhäuser leben wir von den OPs. Wird das angesichts zu vieler Corona-Intensivpatienten wieder notwendig, müssen der Bund oder die Stadt Hamburg wie vor einem Jahr erstmal die Ersatzfinanzierung der Kliniken sicherstellen. Sonst drohen Pleiten.“

Erhebliche Schwierigkeiten bereitet dem Bethesda derweil der Ansturm der Impfwilligen. Denn das seit Mai bestehende Impfzentrum im Haus bindet erhebliches Personal – auch wenn das gesamte Team stolz darauf ist, hier schon mehr als 8000 Menschen mit dem Biontech-Vakzin versorgt zu haben. Als Notbremse hatte die Klinik bereits vor Wochen angekündigt, den Vertrag mit der Gesundheitsbehörde zum Jahreswechsel auslaufen zu lassen.

Impfzentrum im Krankenhaus schließt – wie es weitergehen könnte

Zu diesem Thema gibt es aber bereits Gespräche. „Wir können uns vorstellen, dass die Behörde zu den gewohnten Terminen zweimal die Woche mobile Impfteams in unser Haus schickt“, sagt Matthias Gerwien.

„Noch bis Mitte 2022, dem geplanten Start des Ausbaus unserer Notaufnahme, haben wir hier freie Räume für die Impfstation. Und wie der Ansturm der Menschen zeigt, ist dieses Angebot sehr bekannt. Da wäre es doch sinnvoll, hier anzuknüpfen.“ Die Gespräche dazu stünden aber erst am Anfang.

Bisher ist geplant, die Erstimpfungen nur noch bis zum 1. Dezember immer mittwochs ab 14 Uhr anzubieten, die Zweit- und Drittimpfungen immer donnerstags bis zum 23. Dezember, ebenfalls ab 14 Uhr.