Hamburg. Hamburgs Stadtschreiberin Jasmin Schellong trifft Sternwarten-Direktor Robi Banerjee, der wie sie aus Bayern stammt.

Die Videokonferenz-Verbindung braucht wieder mal länger, bis sie steht. Natürlich wäre es schöner gewesen, Prof. Robi Banerjee von Angesicht zu Angesicht zu treffen. Andererseits, auch wenn man von etwas oder jemandem weit entfernt ist, kann man trotzdem Neues entdecken und eine Verbindung aufbauen. Genau das beweist er mit seiner Arbeit.

Professor Banerjees Fachgebiet ist die Theoretische Astrophysik. Er verkörpert sozusagen die Berufe des „Big Bang Theory“-Ensembles, und man könnte geneigt sein, wie in dieser TV-Serie einen Super-Nerd zu erwarten. Doch wie das mit Schubladendenken eben oft so ist – es klemmt.

Professor Banerjees hat die Theoretische Astrophysik als Fachgebiet

„Ich freue mich immer, in der Fremde Menschen aus meiner bayerischen Heimat zu treffen“, sagt Jasmin Schellong Stadtschreiberin.
„Ich freue mich immer, in der Fremde Menschen aus meiner bayerischen Heimat zu treffen“, sagt Jasmin Schellong Stadtschreiberin. © Ulf-Peter Busse | Ulf-Peter Busse

Ich bin begeistert: Banerjee kommt aus Nürnberg, das ist fast Bayern, und ich freue mich immer, in der Fremde Menschen aus der Heimat zu treffen. Nach seinem Studium ging es für ihn nach Kanada und Heidelberg, bevor er sich dann in die für uns Bayern oft fremde Galaxie des Nordens aufmachte. Seit zehn Jahren ist er nun in Hamburg und dort an der Sternwarte auf dem Gojenberg in Bergedorf. Er beschäftigt sich mit der Suche nach Planeten, die nicht vor der Haustür liegen, also in unserem Sonnensystem, sondern „extrasolar“ sind, also weit draußen. Und quasi unsichtbar, weil sie nicht wie ein Stern leuchten, sondern als dunkler Planet nur um einen kreisen.

Mit den Planeten außerhalb unseres Sonnensystems verhält es sich quasi so wie mit dem Sondierungspapier der angehenden Ampel-Koalition in Berlin: Wir kennen nur einen Bruchteil des Inhalts.

Robi Banerjee ist Wissenschaftler mit Leib und Seele

Robi Banerjee ist ein Beispiel für einen Wissenschaftler mit Leib und Seele. Einem, der nicht im Elfenbeinturm sitzt und auf die Menschen herunterdoziert. Obwohl seine Arbeit um ein Vielfaches komplexer ist, erklärt er mir trotzdem geduldig, wie Sterne entstehen. Eben „Not rocket science, but astroscience“ – nicht Raketenwissenschaft, sondern Himmelsforschung.

Ich hänge an seinen Lippen. Schlechte Nachrichten für alle Geschichtenerzähler und Drehbuchautoren! Denn egal, was ihr euch ausdenkt: Eine Zeitreise ist zwar in der Vorstellung möglich, aber es fehlen elementare Faktoren für die Durchführung. „Die Physik gibt es einfach nicht her. Das kann nicht gehen“, sagt Robi Banerjee.

Sternwarte Bergedorf und Montessori-Schule kooperieren

Ganz anders ist das für ihn mit der Zukunft der Menschheit, wenn es tatsächlich keine Zeitmaschine geben kann und vielleicht nicht mal eine zweite Erde, die wir da draußen in den unendlichen Weiten des Universums erreichen könnten. Banerjee erzählt mir, wie wichtig ihm ein Klimaplan für unseren Planeten ist. Wir Menschen sind schon reichlich dumm, denke ich. Mit der Industrialisierung und Erfindungen wie der Atombombe oder dem Verbrennungsmotor haben wir unseren Ausschaltknopf gleich mit erfunden.

Es geht aber auch anders. Die Sternwarte und die Montessori-Schule auf ihrem Gelände haben eine ganz besondere Kooperation gestartet: Fotovoltaik auf dem Dach der Schule, deren Energie in Wasserstofftanks auf dem Sternwartengelände gespeichert wird, damit das gesamte Observatorium autark mit Strom und Wärme versorgt werden kann. Schon ab 2022.

So etwas sollte Schule machen! Es ist eigentlich tröstlich, dass wir Menschen aus Sternenstaub bestehen. So steckt ein Teil Unendlichkeit in jedem von uns. Und hoffentlich auch viel Verantwortungsgefühl für unsere Zukunft.

Abschied aus Hamburg: Stadtschreiberin liest am 14. November in der Kunsthalle

Zwei Wochen nach ihrem Auftritt in der Bibliothek der Sternwarte zum Abschied aus Bergedorf bereitet sich die Hamburger Stadtschreiberin Jasmin Schellong jetzt auf das Finale ihres Stipendiums in der Hansestadt vor: Am Sonntag, 14. November, gibt es ein großes Programm in der Kunsthalle am Glockengießerwall. Von 15.30 bis 17 Uhr spielt das Improvisationsduo Impromptü, liest Jasmin Schellong.

Das junge Theaterensemble „hieb- und stichfest“ rundet das Programm ab. Ort des Geschehens ist die Galerie der Gegenwart, wo die Stadtschreiberin in diesen Tagen auch ihren Schreibtisch hat. Gäste sind an ihrem Arbeitsplatz stets willkommen. Wer beim Abschied dabei sein will: Anmeldung unter katelijne@stadtschreiberin.de. Der Eintritt ist frei, es gilt die 2G-Regel. Zudem gibt es auf www.bergedorfer-zeitung.de einen Live-Stream.