Hamburg. Quereinsteigerin Janice Kauert ist eine von zehn Hamburger Naturschutz-Rangern. Sie passt unter anderem in Boberg auf.

Wenn die Leute leere Bierflaschen, ausgediente Einweggrills oder haufenweise Plastikmüll mitten in der Dünenlandschaft zurücklassen, „verletzt mich das fast persönlich“, sagt Janice Kauert. Denn das ist bei der 41-Jährigen in etwa so, als würde irgendjemand achtlos ihr Wohnzimmer zumüllen. Für sie ist die Natur ihr grünes Wohnzimmer: Kauert gehört seit dem 1. Juli 2021 zur Truppe der Hamburger Naturschutz-Ranger und sagt den Umweltsündern den Kampf an.

Und dieser Beruf passt bei der Frau aus dem Stadtteil Hamm einfach: „Ich war immer viel draußen“, erzählt Kauert. Allerdings: 20 Jahre verbrachte Janice Kauert ihre berufliche Zeit in geschlossenen Räumen. Sie arbeitete in einem Forschungslabor für Farben und Lacke. Zwar wandert Kauert gern, ist viel im Kajak unterwegs und steigt die Kletterwand empor. Doch Zeit dafür blieb zumeist nur an Wochenenden – wenn überhaupt.

Naturschutz-Ranger sind nun in Boberger Niederung unterwegs

Vier Frauen, vier Männer: Noch um zwei Stellen will Umweltsenator Jens Kerstan (2. v. l.) die Naturschutzmannschaft aufstocken, die hier mit dem Dienstfahrzeug am Eingang zu der Boberger Niederung posiert.
Vier Frauen, vier Männer: Noch um zwei Stellen will Umweltsenator Jens Kerstan (2. v. l.) die Naturschutzmannschaft aufstocken, die hier mit dem Dienstfahrzeug am Eingang zu der Boberger Niederung posiert. © Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Das musste sich ändern: „Ich habe Mut gefasst und gekündigt, dann ein halbes Jahr Auszeit genommen, bin in Schweden rumgereist“, erzählt die 41-Jährige – die dann die Stellenausschreibung der Umweltbehörde sah, sich bewarb und sich unter 500 Bewerbern behauptete. Das Beste daran? „Ich kann jetzt die komplette Arbeitszeit im Freien verbringen.“ Immer dabei: Taschenlampe, Multiwerkzeug, Erste-Hilfe-Set und Fernglas.

Denn zu tun, zu pflegen und zu beobachten gibt es gerade in der Boberger Natur genug: zum Beispiel den Ameisenlöwen, der sich auf den Sanddünen zeigt. Die flinken Rehe, die sich im hohen Gras sonnen. Ziegenmelker, Zauneidechse und so viele mehr. Oder auch mal Wildschweine – wobei diese Tiere Rangerin Kauert gehörig Respekt abnötigen: „Wenn man zur falschen Zeit einer Bache mit ihren Jungtieren begegnet und sie sich bedroht fühlt, kann das schon gefährlich werden.“

Größte Gefahr für die Schönheit der Boberger Natur ist der Mensch

Die größte Gefahr für die Schönheit der Boberger Natur bleibt aber der Mensch. Der Müll, der gerade nach Grillparties in den Dünen zurückgelassen wird, ist wie erwähnt ein großes Ärgernis. Aber viele lassen auch ihren Hund ohne Leine herumlaufen. Oder halten sich unerlaubterweise außerhalb der Wege auf. Wie Pilzsammler oder Blumenpflücker. Beides stört brütende Tiere massiv. „Ein Hundebesitzer meinte mal, ich solle ihn nicht belehren. Das war es aber schon an unangenehmen Situationen. Die meisten finden es wichtig, was wir Ranger machen“, erzählt die Hammerin. In Zukunft sollen sie und ihre Kollegin (Altersspanne 25 bis 41 Jahre) auch Besuchermappen dabei haben, um Gäste eingehender über die in der Boberger Niederung lebenden Arten zu informieren.

Aktuell durchquert Janice Kauert gemeinsam mit Kollegin Lisa Tümmler mehrmals in der Woche das Naturareal im Bezirk Bergedorf. Die Boberger Niederung gehört wie Höltigbaum, Duvenstedter Brook und Fischbeker Heide zu den Schutzgebieten mit höchster Priorität, weil dort die meisten Besucher hinströmen. Andere Gebiete werden im Zwei-Wochen-Rhythmus patrouilliert, manche wiederum einmal im Monat. Die mobile Eingreiftruppe der Umweltbehörde ist an keine festen Zeiten oder Tage in den einzelnen Gebieten gebunden. Jeder soll alles kennen, damit es keine Qualitätsverluste im Krankheits- oder Urlaubsfall gibt.

Auch Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne), dessen Behörde spätestens Ende des Jahres zehn Ranger als neue Mitarbeiter eingestellt haben wird, hat bisher Gutes gehört: „Die Resonanz aus der Bevölkerung ist sehr positiv und spiegelt den Bedarf an der Präsenz der Ranger in den Gebieten wieder.“