Hamburg. Ausgefallene Märkte und Konzerte haben ein großes Loch in die Kirchenkasse gerissen. Dennoch geht der Umbau des Gemeindehauses voran.
Zum Glück muss er keine Ablassbriefe verkaufen, um einen Petersdom zu bauen. „Da hat Luther ja auch gegen protestiert, denn der kirchliche Segen müsse umsonst sein“, sagt Pastor Thorsten Pachnicke (48), der mit einem großen Plastik-Luther zur Nettelnburger Bugenhagen-Gemeinde gekommen ist: „Ich bin der für zwischendurch“, sagt der Nachfolger von Hartmut Sölter, der zur Notfallseelsorge wechselte.
Als Notfall lässt sich der aktuelle Umbau des 1958 erbauten Gemeindehauses nicht bezeichnen, aber es müssen noch ganz viele Spenden zusammenkommen: 91.000 Euro sind in der Kasse, 250.000 Euro müssen es werden. „Wir haben natürlich das Problem, dass durch die Pandemie Konzerte und der Pflanzenmarkt ausgefallen sind.
Der Saal der Kirchengemeinde Nettelnburg soll bis Weihnachten fertig sein
Auch der Adventsmarkt steht noch nicht sicher fest“, sagt Anne-Marie Stüven, die sich um das Fundraising bemüht. Vermutlich werde der Umbau also fertig sein, bevor das nötige Geld da ist, meint Ingo Jordan aus dem Kirchengemeinderat: „Aber dann werden es eben nicht sofort neue Stühle sein oder ein teurer Beamer.“
Doch die neue, vergrößerte Küche möge schon zur Weihnachtszeit ebenso nutzbar sein wie der moderne Gemeindesaal mit abgehängter Schalldämmdecke und neuer Heizung. „Wir hatten viele Schwierigkeiten mit dem Denkmalschutzamt und durften sogar die alte Schiebetür nicht austauschen.
Jetzt aber läuft es rund, es müssen nur noch die neuen Fenster und Brandschutztüren geliefert werden“, sagt Jordan, der auch froh um das schnelle Wlan ist.
Die Sakristei wird zum Kleinkind-Eltern-Bereich umgebaut
Spannend wird es ebenfalls in der alten Sakristei, die zum Kleinkind-Eltern-Bereich umgebaut wird: Hier wird sich auch der neue Gemeindepädagoge Daniel Kunert wohlfühlen. Der 27-Jährige kommt gebürtig aus Bayreuth und will vor allem Ansprechpartner für junge Familien sein.
Sie sind zum Beispiel eingeladen, wenn die Gemeinde am 24. Oktober ihre Dachbodenschätze beim Flohmarkt auf dem Kirchvorplatz feilbietet: Von 11 bis 14 Uhr werden Küchenutensilien, alte Stühle und die handgearbeiteten Holz-Schafe vom Krippenspiel verkauft.
So manches wird sich erneuern und ändern in den nächsten Jahren – allein mit Blick auf den Pastorenmangel: „Bis 2030 wird es wohl ein Drittel weniger Pastoren geben“, meint Thorsten Pachnicke, der sich vorstellen kann, dass sich die fünf Gemeinden im Bergedorfer Kirchspiel zu einem Pfarrsprengel zusammentun:
Am 10. Oktober gibt es einen Gottesdienst auf Suaheli
„Dann könnten wir uns gegenseitig vertreten und mehr gaben-orientiert arbeiten. Es muss ja nicht immer jeder alles allein machen“, sagt der Vertretungspastor, der ahnt, dass es in Nettelnburg nie wieder eine 100-Prozent-Stelle geben wird.
Zum Beispiel der Konfirmandenunterricht könne gemeinsam angeboten werden. Wie eine solche „Spannung zwischen Autonomie und Synergie“ aussehen könnte, soll am 7. November bei der Gemeindeversammlung nach dem 11-Uhr-Gottesdienst besprochen werden – mit der Betonung, dass die Gemeinden und ihre Finanzen selbstständig bleiben mögen.
Am Sonntag, 10. Oktober, will Pachnicke, der Theologie in Tansania studiert hat, einen Gottesdienst mit Liedern auf Suaheli gestalten: „Das spreche ich fast so fließend wie Englisch.“