Nettelnburg. Geistlicher war 16 Jahre lang in der Bugenhagengemeinde tätig. Er bekam einen Abschied mit Herz und Augenzwinkern.

Petrus war gnädig mit den Gästen der Entpflichtung von Pastor Hartmut Sölter, die Sonntagnachmittag coronabedingt auf der Wiese vor der Bugenhagenkirche ihren Lauf nehmen musste: Er machte ein bisschen Wind um die heilige Personalie, ließ dazu aber durchweg die Sonne lachen.

Es war ein Abschied mit Herz und allerlei Augenzwinkern – auch wenn am Ende nicht jedes Auge trocken blieb. 16 Jahre lang hat Sölter die Mitglieder der Bugenhagengemeinde durch Höhen und Tiefen begleitet, hat ihnen Trost gespendet, Mut gemacht, sie zu Gedanken angeregt, manchmal Wege gezeigt. „Viele Menschen in Nettelnburg sind enttäuscht von Ihrem Abschied, denn Sie sind mit diesem Ort verwachsen“, gab Pröpstin Dr. Ulrike Murmann ihm gestern auf den Weg. „Aber auch Ihnen wird das gottesdienstliche Leben fehlen.“

Er wird Notfallseelsorger im Kirchenkreis Ost

Sölter übernimmt zum 1. August die Pfarrstelle der Notfallseelsorge im Kirchenkreis Ost. „Und wir können froh und dankbar sein, dass wir diese Notfallseelsorge haben für Menschen, die in akuten und existenziellen Nöten sind“, schloss die Pröpstin.

Jörg Goltermann, stellvertretender Vorsitzender im Kirchenvorstand.
Jörg Goltermann, stellvertretender Vorsitzender im Kirchenvorstand. © Thomas Voigt | Thomas Voigt

„Du hast uns getauft, Du hast uns konfirmiert, Du hast uns getraut, und Du hast uns beerdigt“, sagte Jörg Goltermann, stellvertretender Vorsitzender im Kirchenvorstand und Bläser im Posaunenchor. „Und Du hast uns anfangs erstaunt mit Sachen wie ,Zukunftswerkstatt Kirche’. Wat für’n neumodischen Kram, dachten wir, und haben es dann schnell schätzen gelernt.“ Auffällig sei auch: „Hartmut hat sein Amt bei uns im Jahr 2005 begonnen, als Angela Merkel Kanzlerin wurde. Und 2021 hören beide auf. Eine bemerkenswerte Parallele.“

Tags zuvor war Sölter schlimm gestolpert

Lektorin Gaby Wagner zitierte einen biblischen Psalm: „Denn der Herr ist deine Zuversicht, der Höchste ist deine Zuflucht. Es wird dir kein Übel begegnen, und keine Plage wird sich deinem Haus nahen. Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.“

Letzteres passte wie die Faust aufs Auge, denn Hartmut Sölter war tags zuvor beim Joggen schlimm gestolpert, hat sich eine Bänderzerrung zugezogen und überstand die gestrige Zeremonie tapfer mit Hilfe einer Gehhilfe.

Pastor findet nachdenkliche Worte in seiner Predigt

„Bleib unbeirrt auf dem Weg der Liebe“, predigte Sölter seiner Gemeinde aus dem ersten Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth. Und er fand auch nachdenkliche, gar demütige Worte: „Manchmal habe ich mich armselig gefühlt, wenn ich mich am Sonntagmorgen auf den Gottesdienst vorbereitete. Ich glaubte, ich hätte nichts mehr zu sagen. Wenn ich dann aber hier in die Kirche kam, die ihr allmählich mit Leben fülltet, euren Gesang und die Posaunen hörte, da wusste ich, ich bin am richtigen Ort. Und irgendwie passte dann auch meine Predigt wieder.“ Und: „Verzeiht mir, wo ich verletzt habe und wo ich nicht zum Wohle der Gemeinde gehandelt habe.“ Für jeden der gut 100 Gäste seiner Entpflichtung gab es am Ende als Erinnerung einen kleinen Salzstreuer mit der Aufschrift „Ihr seid das Salz der Erde“ aus der Bergpredigt.

Ein Nachfolger für Hartmut Sölter ist noch nicht bestimmt. Am 1. August übernimmt Pastor Torsten Pachnicke aus dem Kirchenkreis kommissarisch die Aufgabe.