Hamburg. Die Schaufenster zieren jetzt bunte Plakate und machen Werbung fürs Ehrenamt. Einige Passanten sind überrascht.

Nanu? Ist im verlassenen Karstadt-Gebäude im Sachsentor in Bergedorf wieder jemand eingezogen? Einige Passanten sind überrascht, dass entlang der gesamten Scheibenfront des leeren Gebäudes etwas hängt. Sie blicken neugierig hinters Glas. 27 Plakate und Banner von ehrenamtlichen Institutionen hängen dort bis zum 4. Oktober als eine Art Dauerausstellung.

Ulrich Wolgast schreitet die Reihe der Plakate ab. „Endlich kein Blick mehr ins dunkle Loch“, sagt das Vorstandsmitglied der Stiftung Haus im Park (SHiP), die gemeinsam mit dem Grundeigentümer-Zusammenschluss (BID) und den freiwillig Engagierten für neues Leben im Ex-Kaufhaus sorgt. Die Ausstellung ist gleichzeitig Werbung fürs Ehrenamt, denn alle 27 Aussteller (21 im Karstadt im Sachsentor 33 bis 39, sechs im Sachsentor 63) sind Vereine und Institutionen, die auf Ehrenamtliche angewiesen sind.

Die Karstadt-Kaufhäuser sollen keine „Lost Places“ sein

„Wir möchten mit dieser öffentlichen Bühne die Bürger zum Wieder- oder Neueinstieg in die Ehrenamtlichkeit ermutigen und zeigen, was alles möglich ist“, sagt Kirsten Görres, Projektkoordinatorin der Stiftung. Der erste Kontakt für Interessierte ist einfach: Auf jedem Plakat befindet sich ein QR-Code, über den mit dem Smartphone der erste Kontakt herstellt werden kann.

Tierschutz, Hospizdienst, Kultur, Stadtteilvereine und vieles mehr – in der Pandemie haben die Ehrenamtler nicht nur eine Zwangspause einlegen mussen, sondern manche ihre Aktivität komplett einstellt. Exemplarisch gelten die Bergedorfer Tafel oder die Lesehelfer der SHiP, die viele Abgänge zu verzeichnen hatten beziehungsweise Angebote nicht mehr realisieren können. Alle Aussteller wurden schon einmal von der Stiftung gefördert mit Summen zwischen 500 und 3000 Euro.

Plakatschau im Rahmen der bundesweiten Woche des Engagements

Die Plakatschau startet parallel zur bundesweiten Woche des Engagements, „und wir bilden längst nicht das gesamte Bergedorfer Engagement ab, es gibt viel mehr“, betont Ulrich Wolgast. Die Plakate schreitet auch Jörg Froh, bekannt als Verkehrsexperte für die Bergedorfer CDU, ab und hat zur Vorstellung des Projekts rote Jacke und schwarze Latzhose herausgeholt.

Endlich mal wieder, denn die Kluft des 1. Traktoren-Oldtimer-Club Hamburg (TOCH) lag lang in der Truhe herum. „Wir konnten über Monate nicht gemeinsam an den Treckern schrauben – nur allein“, sagt Froh. Und noch eines geht wieder: TOCH startet an diesem Wochenende mit 20 Oldtimern eine private Ausfahrt durch die Vier- und Marschlande – die erste seit Januar des Vorjahres.

Mehr als Schaufensterkunst war nicht möglich

„Ohne die Hilfe von Michael Solscher hätten wir es nicht hinbekommen“, sagt Renate Nietzschmann aus dem Stiftungsvorstand. Der BID-Vorsitzende ließ seine Beziehungen zum Gebäudeverwalter spielen. Mehr als „Schaufensterkunst“ war aber aus rechtlichen und versicherungstechnischen Gründen nicht drin, sagt Solscher: „Ein Bespielen der Innenfläche ist leider nicht möglich.“

Nicht nur Schaufenster, sondern auch den Karstadt-Vorplatz mischen die Ehrenamtlichen demnächst auf. Denn am Mittwoch, 15. September, bespielt genau dort die Freiwilligenbörse von 11 bis 19 Uhr die Fußgängerzone. In neun Pavillons sollen dann ebenfalls neue Freiwillige angeworben werden.