Hamburg. Der Winter naht, doch in Bergedorf gibt es immer noch keine Aufenthaltsstätte für Obdachlose. Sozialbehörde lehnt Vorschlag ab.

Mit Nachdruck hatte sich die Bezirksversammlung dafür eingesetzt, dass Hamburgs Sozialbehörde auch in Bergedorf eine Tagesaufenthaltsstätte für Obdachlose einrichtet. Nun heißt es aus der Behörde, aus fachlicher Sicht sei dies im Männerwohnheim am Achterdwars unmöglich.

Obdachlose könnten dort nicht gemeinsam mit wohnungslosen Menschen betreut werden, die vielleicht in Kleingärten oder bei Freunden auf dem Sofa schlafen. Da könne man keinen „sozialen Frieden gewährleisten“. Stattdessen wolle man eine separaten Standort finden.

Für diese Winterhilfe für Obdachlose scheint es in diesem Jahr schon zu spät

„Die Prüfung ist noch nicht abgeschlossen. Es gibt viele Kriterien“, sagte Bergedorfs Sozialdezernentin Sabine Steffen während der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses. Das Haus müsse im gutem Zustand und gut erreichbar sein, zudem groß genug: „Es ist nicht leicht, eine solche Immobilie zu finden.“

Das Thema sei doch schon ewig auf dem Tisch, „wir müssen das energischer vorantreiben und wenigstens einen Zeitplan haben“, fordert Thomas Helm (CDU), schließlich sei es nicht mehr lang hin bis zum nächsten Winter.

Man kann die Sozialbehörde „nicht nötigen“

Und das stadtweite Winternotprogramm werde von den Bergedorfern bekanntlich wenig angenommen, mahnt Maria Westberg (Linke) an: „Zuletzt wurden 700.000 Euro allein für die Bewachung dieser Angebote ausgegeben. Das ist eine unvorstellbare Summe.“ Das Geld sehe sie besser angelegt, wenn Obdachlose in Hotels schlafen könnten: „Die Bergedorfer Engel haben ja gezeigt, dass das von dem Personenkreis sehr gern angenommen wurde.“

Nun könne man die Sozialbehörde aber „nicht nötigen“, so Sabine Steffen. Ebenso viel Geduld ist bei dem Pilotprojekt „housing first“ vonnöten, für das sich der Bezirk Bergedorf bewerben möchte. Die Behörde nennt das „Wohnungsbau für Personen mit Marktzugangsschwierigkeiten“.

Pilotprojekt für wohnungslose Menschen

Es geht um kleine Wohnungen, die ausdrücklich ohne Bedingungen an wohnungslose Menschen vergeben werden, die psychisch krank, drogenabhängig oder behindert sind. Im Austausch mit bereits in diesem Bereich erfahrenen Städten werde derzeit geprüft, ob auch Hamburg diesen Ansatz erproben will.