Bergedorf. Um die Innenstadt zu beleben und Kreativen zu helfen: Interessenten sollen sich bis 9. September mit Ideen beim Bezirk bewerben.

Freischaffende Künstler haben es seit Beginn der Corona-Krise extrem schwer. Kulturzentren waren geschlossen, Veranstaltungen untersagt, Ausstellungen unmöglich. Verdienstmöglichkeiten? Gleich null. Doch der Bergedorfer Kulturausschuss denkt an seine Kreativen, die optional leere Geschäfte in der Einkaufsstraße Sachsentor mit ihren Ideen befruchten könnten. Möglicherweise könnten durch ein Programm des Senats die derzeit verwaisten Karstadt-Häuser für eine gewisse Zeit belebt werden.

Exakt 35.409,62 Euro liegen noch aus dem Bezirksetat der Stadtteilkultur im Topf, sowohl Rückläufer als auch frisches Geld. Die Bergedorfer Koalition aus FDP, Grünen und SPD möchte 35.000 Euro davon an „notleidende Kunstschaffende“ ausloben, die sich bis zum 9. September mit ihren Ideen beim Bezirksamt bewerben (Mail an das Fachamt für Sozialraummanagement: marina.thorbeck@bergedorf.
hamburg.de).

1,50 Euro pro Quadratmeter Selbstkostenanteil

Kulturausschusschefin Sonja Jacobsen (FDP) brachte einen weiteren Faktor mit dem Hamburger Senatsfonds zur kreativen Zwischennutzung „Frei_Fläche“ in die Debatte ein. Das gemeinsam mit Kultur- und Finanzbehörde sowie dem Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) entwickelte Programm soll Kreativen die Möglichkeit geben, leerstehende Geschäftsflächen „erschwinglich anmieten“ zu können, nämlich für 1,50 Euro pro Quadratmeter Selbstkostenanteil bis Jahresende 2022. Sonja Jacobsen hat die wohl prominenteste Lücke Bergedorfs im Visier: die beiden Karstadt-Häuser. Sie stehe bereits mit dem Gebäudeeigentümer in Kontakt, der jährlich auf Leerstandskosten im hohen sechsstelligen Bereich sitzen bleibt. „Genau hier könnte ,Frei_Fläche’ greifen“, so Jacobsen.

Schlussendlich wurde der 35.000-Euro-Idee von allen Seiten zugestimmt, doch sowohl aus der Koalition sowie der Opposition zeigten sich auch Bedenken bezüglich der Kurzfristigkeit der Bewerbungsphase. „Wieso so übers Knie brechen?“, fragte sich nicht nur Rudi Walter (Linke). Er, Dagmar Strehlow (SPD) und Erika Garbers (CDU) und andere regten eine Bewerbungsdauer bis mindestens zum 16. September an.

Debatte über Bewerbungsfrist

Die Linke stellte gar einen Gegenantrag auf Verlängerung der Bewerbungsfrist bis Anfang Oktober. Der Gegenantrag wurde abgelehnt – wohl aus Sorge, das Geld könnte bei langem Zögern unverbraucht verfallen. Petra Petersen-Griem (SPD) dazu: „Nee, Leute. Wenn wir noch weiter schieben, fangen die Projekte womöglich erst in der Vorweihnachtszeit an. Es werden sich diejenigen bewerben, die das sicher hinkriegen.“

Nun muss der Hauptausschuss das Geld noch freigeben, sodass im nächsten Kulturausschuss am 27. September die Künstlerprojekte bestimmt werden können.