Bergedorf. Für Gartenbesitzer sind sie eine Arbeitserleichterung, für Kleintiere sehr gefährlich. Bergedorfer Verein schlägt Alarm.

Wenn Vanessa Haloui einen Garten sieht, in dem Mähroboter seine Runden dreht, gibt es Post von Bergedorfs Tierschützern: „Mensch, warum tust Du mir das an? Rasenmähroboter gehen über Leichen!“, steht auf dem Flyer, den die Chefin von „Looki – Verein zur Tierrettung“ extra anfertigen ließ.

Hintergrund der Aktion ist ein regelrechter Ansturm von Menschen, die verstümmelte Igel zur Rettungsstation des Vereins am Pollhof bringen. „Aktuell pflegen wir 46 betroffene Tiere, von denen mindestens die Hälfte nie wieder ausgewildert werden kann. Und das, obwohl wir sie teils auch für mehrere Tausend Euro in Tierkliniken operieren lassen“, sagt Vanessa Haloui. „Die Verletzungen durch die rotierenden Messer der Mähroboter sind einfach zu schwer. Und jede Woche werden uns von geschockten Tierfreunden zwei bis drei neue Fälle gebracht.“

Igel ist halbes Gesicht von Mähroboter abgetrennt worden

Weil alle Tiere in der Station Namen bekommen, werden ihre Schicksale menschlich: Heftig getroffen hat es zum Beispiel Fridolin, dem die Nase durchtrennt wurde. Oder Joanna, deren abgeschnittene Hinterbeine in der Tierklinik Hannover gerade noch gerettet werden konnten.

Zu trauriger Berühmtheit unter den 35 Ehrenamtlichen der Igel-Station hat es Trudi gebracht: In Anlehnung an das Musical Phantom der Oper trägt sie den Beinamen Phantom der Igel, denn ihr fehlt das halbe Gesicht. Seit sie im März gebracht wurde, müssen die Tierschützer sie rund um die Uhr betreuen. Allein Trudis Arzt- und OP-Rechnungen summieren sich schon auf 2700 Euro.

Tiere kugeln sich ein und werden dann überrollt

Dass Mähroboter Schuld sind an den Verstümmelungen, weiß Vanessa Haloui von vielen Augenzeugen: „Sie berichten beim Abliefern der blutenden Tiere, dass sie eigentlich gedacht hätten, der Roboter würde vor dem aus Angst zusammengerollten Igel stoppen. Stattdessen werden die kaum 400 Gramm leichten Tiere von den Geräten aber erst wie stachelige Kugeln geschoben – und irgendwann überrollt.“

Solche Dramen ereignen sich nach Einschätzung der Tierschutz-Chefin täglich, Tendenz steigend: „Seit es Mähroboter sogar beim Discounter gibt, steigen immer mehr Gartenbesitzer um und fügen den wenigen Wildtieren, die es bei uns noch gibt, maximalen Schaden zu. Bei uns in der Igel-Station landet ja sicher nur ein winziger Prozentsatz der Opfer.“

Zahl der schwer verletzten Tiere steigt

Seit etwa vier Jahren haben die Tierschützer Patienten mit den typischen tiefen Schnittwunden, wobei sich die Zahl mittlerweile jedes Jahr verdoppelt. Das sprengt längst die Kapazität der Auffangstation des Vereins Looki: Von 187 insgesamt betreuten Igeln, darunter auch zahlreiche verlassene Jungtiere, müssen 44 von den Mitgliedern zuhause betreut werden. Für die Rasenmäher-Opfer wird auf dem Gelände gerade das dritte Gehege gebaut.

Alle Informationen zum Verein, seine Igel und die vielen anderen betreuten Tiere unter www.looki.info.