Hamburg. 600.000 Euro kostet so ein modernes Fahrzeug, das mit sieben Batteriepaketen fährt. Wo der neue Gelenkbus überall hinfährt.

Er fährt ruhiger, leiser, komfortabler als der alte Diesel-Kollege. „Da ruckelt ja nichts, weil so ein Elektrobus kein Mehrganggetriebe hat“, sagt Serap Sönmez aus Bergedorf, Busfahrerin bei den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH). Die 44-jährige Chauffeurin hat am Donnerstag den ersten elektrisch betriebenen Gelenkbus der VHH gelenkt. „Mit Tempo 80 ist so ein E-Bus genau so schnell wie die alten Diesel“, sagt sie. „Allerdings muss man häufiger bremsen, weil Fußgänger mit Kopfhörern auf die Straße laufen. Die hören den Bus nicht, denn das zur Sicherheit eingebaute Fahrgeräusch ist ja beim E-Bus viel leiser als ein Dieselmotor.“

E-Gelenkbus ist doppelt so teuer wie ein Dieselfahrzeug

Gemeinsam mit der Hamburger Hochbahn haben die VHH jetzt in Hamburg ihre beiden ersten E-Gelenkbusse präsentiert. Bisher fahren für das Unternehmen 39 sogenannte Solobusse in Standardgröße mit Batteriebetrieb. Sie sind zwölf Meter lang und bieten 70 Fahrgästen Platz. Der neue Gelenkbus des Typs eCitaro G von Daimler ist sechs Meter länger und fasst rund 100 Fahrgäste. Mit einem Anschaffungspreis von etwa 600.000 Euro ist ein solches Fahrzeug etwa doppelt so teuer wie ein herkömmlicher Diesel-Gelenkbus. „Es hat aber auch neue technische Raffinessen wie eine Abbiegehilfe, die dem Fahrer Personen und Gegenstände anzeigt, die sich in den toten Winkeln befinden“, erklärt Nina Zeun, Projektleiterin E-Mobilität bei den VHH.

Der erste E-Gelenkbus der VHH verkehrt von Freitag an im Wechsel auf den Linien 12, 134 und 234. Laut Zeun sollen noch in den kommenden Sommerwochen 16 weitere Fahrzeuge hinzukommen, die dann auf allen Gelenkbus-Linien des Unternehmens unterwegs sind, auch in Richtung Geesthacht. Die Reichweite liegt je nach Einsatzbedingungen bei etwa 200 Kilometern, was der Hersteller garantiert.

Hochbahn und VHH schaffen dieses Jahr insgesamt 94 neue E-Busse an

„Bis zum Ende dieses Jahrzehnts wird der Dieselbus in Hamburg ausgedient haben“, sagte Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) bei der Präsentation vor malerischer Hafenkulisse mit Elbphilharmonie. „In diesem Jahr schaffen Hochbahn und VHH insgesamt 94 neue E-Busse an. Bei den Gelenkbussen beträgt die Einsparung an CO jährlich 80 Tonnen.“

Das Modell eCitaro G verfügt über innovative Festkörperbatterien, die sich laut Hersteller vor allem durch eine hohe Energiedichte und Langlebigkeit auszeichnen. In jedem E-Gelenkbus sind sieben Batteriepakete mit je 63 Kilowattstunden Energie verbaut, die per Stecker auf dem Betriebshof am Curslacker Neuen Deich geladen werden. Das Innenleben der Fahrzeuge ist hochmodern mit USB-Ladebuchsen und Fußboden in Holzoptik. Nur geheizt wird noch mit Diesel.

Als schwer realisierbar hat sich das Vorhaben erwiesen, die Ladestationen der VHH mit dem Windstrom zu versorgen, der beim HAW-Institut CC4E südlich der Autobahn 25 entsteht. „Diese Windräder sind an das Umspannwerk am Curslacker Heerweg angeschlossen, der VHH-Standort aber an das Umspannwerk in Bergedorf“, erläutert Nina Zeun. „Wenn nun eine Direktleitung zwischen CC4E und VHH gelegt wird, wird durch diese Kurzschließung das gesamte Netz empfindlich gestört.“