Bergedorf. Behörde will weitere Tempo-30-Straßen. Doch kontrolliert wurde das Limit auf der B5 selten – und mit ernüchterndem Ergebnis.

Wo Autos nachts so schnell fahren, dass das Rauschen des Straßenverkehrs über 55 Dezibel liegt, lässt es sich als Anwohner kaum noch ruhig schlafen. Die Stadt Hamburg hat deshalb schon vor Jahren an einzelnen Hauptstraßen eine nächtliche Tempo-30-Regelung eingeführt – auch auf zwei Abschnitten der Bergedorfer Straße (B 5) vor und hinter dem Mohnhof.

Nun sollen wie berichtet zahlreiche Straßen stadtweit folgen, darunter einige im Bezirk Bergedorf. Doch die Datenlage über die Wirksamkeit des Tempolimits ist – zumindest auf den hiesigen Abschnitten – mehr als dünn: Denn ob sich die Autofahrer überhaupt an das nächtliche Limit halten, wurde in Bergedorf bisher nur zweimal gemessen.

Wo Autos in Bergedorf langsamer fahren, wird es drei dB (A) leiser

Die Schilder waren im Februar 2018 auf den beiden Abschnitten zwischen Vierlandenstraße/Mohnhof und Mohnhof/Holtenklinker Straße aufgestellt worden – Teil des Lärmaktionsplans, den Hamburg laut EU-Vorgaben alle fünf Jahre fortschreiben muss.

Wo Autos langsamer fahren, sei es sofort deutlich leiser, heißt es aus der Umweltbehörde. Erfahrungsgemäß werde der nächtliche Lärm um 3 dB (A) vermindert, was von der Wirkung einer Halbierung der Verkehrsstärken entspreche. Deshalb sollen nun also ab 2022 und 2024 zahlreiche weitere Straßen folgen, so etwa in Bergedorf weitere Abschnitte der B 5 sowie am Sander Damm, an der Lohbrügger Landstraße und am Binnenfeldredder.

Autos waren im Schnitt nur 7 km/h langsamer

Doch leiser wird es natürlich nur, wenn die Autofahrer auch tatsächlich vom Gas gehen. Eine erste Radar-Messung dazu hatte es im Herbst 2018 in Bergedorf gegeben. Etwa vier Wochen lang wurde auf beiden B 5-Abschnitten in beide Richtungen das Tempo kontrolliert, berichtet die Verkehrsbehörde auf Anfrage. Als Vergleichszeitraum diente eine fast dreimonatige Messung Ende 2017, also vor dem nächtlichen Tempolimit.

Ergebnis: Im Schnitt fuhren die Autos zwar langsamer – überwiegend genau sieben km/h. Doch immer noch viel zu schnell: 51 oder sogar 54 km/h auf der B 5. Auf dem Abschnitt Richtung Holtenklinker Straße ergibt sich ein sehr ähnliches Bild. Die Daten sind nun fast drei Jahre alt – wie es aktuell aussieht, weiß keiner: Ein zweites Mal wurde erst im April 2021 gemessen. Die Ergebnisse daraus lägen noch nicht vor, so die Verkehrsbehörde.

Erst am Ende soll ein Bericht veröffentlicht werden

Die Evaluierung der Tempo-30-Strecken sei für einen Zeitraum von insgesamt drei Jahren angelegt, sagt Behördensprecher Dennis Krämer: „Aus bisherigen Untersuchungen ging hervor, dass sich das Geschwindigkeitsniveau nach einer Tempo-30-Anordnung in diesem Zeitraum noch verändert.“

Eine Zwischenauswertung bisheriger Messungen an anderen Standorten zeige, dass das Geschwindigkeitsniveau in den Straßen sinkt, „jedoch nicht in allen Straßen gleichermaßen“. Nach der Auswertung aller Messungen sollen die Ergebnisse veröffentlicht werden.