Hamburg. Reiseveranstalter Tui weitet sein Angebot aus. Nun auch Balearen und Griechenland als Ziele. Bergedorfer sind noch zurückhaltend.

Wenige Wochen vor Beginn der Sommerferien im Norden weitet der Touristikkonzern Tui sein Angebot deutlich aus. Nach dem Start auf Mallorca gebe es ab dem kommenden Wochenende (1. Mai) wieder Reisen auf die Balearen-Nachbarinseln Ibiza und Formentera, kündigte das Unternehmen jetzt an. Am 5. Mai sind erste Flüge nach Faro an der portugiesischen Algarve geplant. Von Mitte Mai an sollen dann wichtige griechische Ziele wie Kreta, Rhodos, Kos, Korfu und der westliche Peloponnes folgen.

Mit Blick auf die Corona-Lage hatten Deutschlands größter Reiseveranstalter etliche Reisen zunächst noch aufschieben müssen – inzwischen seien jedoch die Bedingungen in immer mehr Regionen so weit, dass ein sicherer Urlaub möglich werde. „Wir stehen in engem Austausch mit den Hoteliers und den Regierungen in den Destinationen, die sich intensiv auf die Ankunft der Gäste vorbereitet haben“, sagte Tui-Deutschland-Chef Marek Andryszak. Es gebe „eine gute Infrastruktur für Tests“.

Reiseveranstalter starten in Sommersaison und erweitern Angebot

Auch Wettbewerber FTI Touristik zeigt sich angesichts der Impffortschritte in Deutschland und den Reiseländern zuversichtlich, sichere Sommerurlaub 2021 anbieten zu können. Aktuell versprechen dem Konzern zufolge vor allem Inselziele wie Mallorca, Zypern, Malta aufgrund niedriger Inzidenzen einen risikofreien Urlaub. Ab Mitte Mai setzt das Unternehmen mit Hauptsitz in München auch wieder verstärkt auf Griechenland.

Nach dem Impfgipfel von Bund und Ländern hofft die Tourismusbranche auf Lockerungen für Geimpfte – und einen EU-weit akzeptierten digitalen Impf- und Testnachweis. Tatsächlich öffnen sich derzeit zunehmend Länder für Geimpfte oder Reisende mit aktuellem negativem PCR-Test. Dazu gehört unter anderem Griechenland (ab dem 14. Mai). Die Nachfrage ist allerdings noch recht verhalten, berichten Bergedorfer Reisebüros.

Derzeit sind Kreuzfahrten mit Start in norddeutschen Häfen gefragt

„Fernreisen werden so gut wie gar nicht gebucht. Und Spanien und Griechenland nur sehr vorsichtig“, sagt etwa Paola Colella aus dem Alltours-Büro am Edith-Stein-Platz. Sie kann zum Beispiel Mallorca für 443 Euro pro Person im Vier-Sterne-Hotel anbieten: „Wir helfen auch gern, wenn man ein negatives Testergebnis vorzeigen muss.“

Lesen Sie auch:

Auch im First-Reisebüro im Sachsentor sei man „nicht gerade völlig gestresst“, so Büroleiterin Susann Hamann. Gefragt seien derzeit eher Kreuzfahrten mit Start in norddeutschen Häfen. Sie rät Urlaubswilligen zu einer Zusatzversicherung, die eine kostenfreie Stornierung bis 14 Tage vor Reiseantritt bietet. Und beweglich zu sein: „Flüge sind noch auf bestimmte Tage begrenzt, da muss man flexibel sein.“ Dass man vielerorts eine Maske tragen muss, sei doch akzeptabel: „Solche Einschränkungen gibt es hier ja auch.“

"Lieber das Geld für einen Flex-Tarif ausgeben"

Es ist „sehr ruhig“, heißt es bei Orbita-Reisen an der Bergedorfer Straße: „Bis auf einzelne Flüge zu Verwandten nach Russland oder Kasachstan haben wir sehr wenig Nachfrage.“ Und Alain Freeman vom Lastminute-Reisebüro Am Bahnhof stellt fest: „Das Gros traut sich einfach nicht.“ Dabei sollte man lieber jetzt buchen, bevor es kaum noch Flüge gebe und die Preise hochgingen.

Das empfiehlt auch Gisela Matschek vom „Privaten Reisebüro“ im Sachsentor – und setzt ausnahmslos auf Pauschalreisen mit etablierten Airlines und großen Veranstaltern: „Wer drei Prozent mehr für einen Flex-Tarif bezahlt, bekommt im Notfall auch sein Geld innerhalb von 14 Tagen zurück.“ Sie wolle den Menschen Mut machen, den Sommerurlaub zu buchen und jetzt schon an die Herbstferien zu denken: Die Kanaren, Kuba, Dubai und die Malediven seien durchaus denkbar – „vor allem für Rentner oder Menschen, die im Homeoffice arbeiten und anschließend problemlos in Quarantäne bleiben können“, so Matschek. Schnäppchenpreise könne jetzt ergattern, wer Einschränkungen akzeptiere: „Bei Kreuzfahrten gibt es durchaus auch Landausflüge, aber eben nur in kleinen Gruppen. Das ist doch ganz angenehm.“

Nachfrage nach Urlaub in Deutschland boomt

Unterdessen boome die Nachfrage nach Urlaub in Deutschland, heißt es etwa bei DER Touristik. Doch auch in der Heimat steht und fällt jede Entscheidung mit der Frage nach der Übernachtungsmöglichkeit. Die Hoffnungen auf das Sommergeschäft sind groß. Im vergangenen Jahr verbuchte der Deutsche Tourismusverband (DTV) 34,7 Milliarden Euro fehlende Umsätze durch den Übernachtungstourismus. DTV-Geschäftsführer Norbert Kunz hält das Beherbergungsverbot für unverhältnismäßig: „Selbst das Robert-Koch-Institut schätzt die Infektionsgefahr durch touristische Übernachtungen für gering ein, geringer sogar als manche bereits wieder geöffnete gesellschaftliche und wirtschaftliche Bereiche.“

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Er kritisiert das strenge Deutschland, denn laut Wissenschaftlichem Dienst des Europäischen Parlaments „gibt es in 19 und damit der deutlichen Mehrzahl der EU-Mitgliedsstaaten kein touristisches Beherbergungsverbot für die einheimische Bevölkerung“.